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Schwarzbuch WWF: Durch Kooperationen zum Mittäter der Naturzerstörung?

Das „Schwarzbuch WWF“ von Wilfried Huismann ist keine ausgewogene Abhandlung, es ist eine Streitschrift gegen globale Konzerne und eine Nichtregierungsorganisation, die mit ihnen kooperiert. Es ist ein Schwarz-Weiß-Buch, dessen Lektüre sich dennoch lohnt, weil es aus erster Hand viele Einblicke in die Folgen der Globalisierung für Menschen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien bietet.

Gütersloh (csr-news) Das „Schwarzbuch WWF“ von Wilfried Huismann ist keine ausgewogene Abhandlung, es ist eine Streitschrift gegen globale Konzerne und eine Nichtregierungsorganisation, die mit ihnen kooperiert. Es ist ein Schwarz-Weiß-Buch, dessen Lektüre sich dennoch lohnt, weil es aus erster Hand viele Einblicke in die Folgen der Globalisierung für Menschen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien bietet. Das Buch geht im Wesentlichen auf die Recherchen für den ARD-Fernsehbeitrag „Der Pakt mit dem Panda“ zurück und sein Urteil scheint von Anfang an festzustehen:

„Weltbank und WWF schließen die Wälder der Erde für Energie- und Agrarkonzerne auf, die im Hintergrund warten, um Milliarden in die natürlichen Ressourcen des Südens zu investieren. Erst kommen die Kartografen und Missionare, dann die Financiers – und zum Schluss die Eroberer“, schreibt Huismann. Das Engagement des WWF liefere globalen Soja- und Palmölkonzernen eine moralische Legitimation für die Zerstörung von Regenwäldern und die Vertreibung der Menschen. Folgt man dem Autor, will der WWF zehn Prozent der Wälder schützen und den Rest für eine zertifizierte nachhaltige Nutzung freigeben.

Ein Betrug am Verbraucher, so Huismann: „Die von den Agrarkonzernen und dem WWF auf den Markt gebrachten Zertifikate sind das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben sind.“ Neben dem FSC-Nachhaltigkeitssiegel für Holz kritisiert er insbesondere die wesentlich durch den WWF geprägten Runden Tische für verantwortungsvolles Palmöl (RSPO) und verantwortungsvolles Soja (RTRS). Huismann zum RTRS: „Die ausgehandelten Standards halten Experten für butterweich und unverbindlich. Sie gestatten den Produzenten auch weiterhin, Wälder zu roden und einen chemischen Krieg auf den Äckern zu entfesseln.“

Das spannende an dem Buch sind die Berichte zum Beispiel aus Indonesien, Chile, Uganda und Papua. Huismann schildert die Auswirkungen der industriellen Lachszucht oder des großflächigen Sojaanbaus auf das Ökosystem und die lokale Wirtschaft, spricht mit Unternehmern und ihren Mitarbeitern, mit besonders betroffenen Berufsgruppen wie Tauchern bei der Lachszucht oder Pestizidpiloten beim Sojaanbau, mit Häuptlingen, Ureinwohnern, selbsternannten Naturschützern und vielen lokalen WWF-Mitarbeitern. Dabei zeigt er radikal Schattenseiten der „grünen Revolutionen“ auf – und bleibt in seinen Darstellungen konsequent einseitig.

Huismanns Buch ist an manchen Stellen polemisch: Schon wer einen Businessdress trägt, ist dem Autor verdächtig, und besonders Menschen mit dem „Duktus von Industriemanagern“ sind es. Wer in seinem Auftreten dem Revolutionär Che Guevara ähnelt, kommt bei ihm deutlich besser weg. Konzerne sind für Huismann ganz schwarz, und der WWF, der mit vielen Unternehmenskooperationen eine nachhaltige Wirtschaftsweise fördern will, ist als Helfer der Konzerne zumindest viel mehr schwarz als weiß. Kann eine NGO, die global agierende Unternehmen „umarmt“, so die Welt verbessern? Im Schwarzbuch WWF kommt der Anthropologe Mac Chapin zu Wort: „Das ist so, als glaube der Schwanz, er wedele mit dem Hund. Solche Unternehmen sind wie Haie, und der WWF ist eine Art Putzerfisch. Er hat kaum Einfluss auf den Kurs des Raubfisches, meist schwimmt er einfach nur mit.“

Huismanns Buch ist einseitig und seine Denkvoraussetzungen muss man nicht teilen. Dennoch: Zertifikate zu verantwortungsvollem Palmöl oder Soja müssen auf solche Kritiken eine überzeugende Antwort geben können, um Glaubwürdigkeit zu erzielen. Und dass eine NGO genauso kritisch beleuchtet wird wie sonst Unternehmen, hat seine Berechtigung – allerdings nicht nur im Fall des WWF. Dass der WWF sich von Unternehmen finanzieren lässt, deren Aktivitäten er teilweise kritisch gegenüberstehen will, provoziert Fragen. Sein Engagement gemeinsam mit der Industrie kann nur überzeugen, wenn es mit einem Höchstmaß an Transparenz verbunden ist. Diese Transparenz bezweifelt Huismann – und nennt dafür überzeugende Beispiele.

Wer das „Schwarzbuch WWF“ erwerben will, sollte sich beeilen: Der WWF hat vor dem Landgericht Köln Klage gegen aus seiner Sicht falsche Tatsachenbehauptungen erhoben. Eine Entscheidung in dieser Sache wird am 20. Juli erwartet. Möglicherweise kommt es vorher bereits zu einer außergerichtlichen Einigung zwischen dem zur Bertelsmann-Gruppe gehörenden Verlag und der Naturschutzorganisation.

Die Stellungnahmen auf der Website des WWF

Das Buch:
Wilfried Huismann: Schwarzbuch WWF. Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda. Gütersloh 2012
(ISBN: 978-3-579-06675-2, gebunden, 256 Seiten, EUR 19,99)
Zu beziehen über den Verlag: Gütersloher Verlagshaus


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