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Studie zur Flächenkonkurrenz: Ein unterschätztes Problem

Ungefähr 13 Milliarden Hektar Land sind auf dieser Welt nicht von Wasser bedeckt. Davon sind rund 9 Milliarden Hektar Agrarfläche oder Wald, der Rest ist für den Menschen nicht nutzbar. Um diese Flächen ist ein Konkurrenzkampf entstanden, der sich zuspitzt. Eine Studie des Südwind-Instituts beschäftigt sich nun mit der Frage, wie dieses Land genutzt wird und welche Probleme sich aus Nutzungskonflikten ergeben.

Siegburg (csr-news) > Ungefähr 13 Milliarden Hektar Land sind auf dieser Welt nicht von Wasser bedeckt. Davon sind rund 9 Milliarden Hektar Agrarfläche oder Wald, der Rest ist für den Menschen nicht nutzbar. Um diese Flächen ist ein Konkurrenzkampf entstanden, der sich zuspitzt. Eine Studie des Südwind-Instituts beschäftigt sich nun mit der Frage, wie dieses Land genutzt wird und welche Probleme sich aus Nutzungskonflikten ergeben.

Während auf der einen Seite Flächen durch Klimaveränderungen und Bodendegradierung verloren gehen, werden durch die Waldrodung und andere, oft klimaschädliche Landnutzungsänderungen neue Flächen nutzbar gemacht. Der Druck auf die Flächen wird noch dadurch erhöht, dass aufgrund des Booms bei energetischen und metallischen Rohstoffen Flächen für die Nutzung durch Minengesellschaften reserviert werden. Zudem werden in Entwicklungsländern große Flächen genutzt um Exportprodukte anzubauen, beispielsweise für Baumwolle, Palmöl, Kaffee oder Kakao. „Millionen Hektar in Staaten wie Ghana, der Elfenbeinküste, Nigeria und Kamerun werden für den Anbau von Kakao genutzt, der nahezu vollständig für den Export bestimmt ist. Zugleich haben langfristig gesunkene Kakaopreise dazu geführt, dass die Einkommen der Bauern und Bäuerinnen häufig nicht ausreichen, um ausreichend Nahrungsmittel zu kaufen“, so Friedel Hütz-Adams, einer der Autoren der Studie.

Viele der Probleme rund um die Nutzung von Land resultieren daraus, dass die Rechte der auf dem Land lebenden Menschen nicht ausreichend geschützt werden. Prognosen gehen davon aus, dass sich die landwirtschaftlichen Nutzflächen vor allem in Lateinamerika und Afrika in den kommenden zwanzig Jahren weiter deutlich ausweiten werden. Im gleichen Zeitraum wird sich wohl auch die Weltbevölkerung dramatisch vergrößern. Eine der schon jetzt sichtbaren Folgen, die landwirtschaftliche Nutzfläche pro Kopf wird sich weiter verringern. Hinzu kommen sich ändernde Gewohnheiten und der zunehmende Wohlstand in manchen Schwellenländern. Alleine durch diesen Effekt wird, nach Berechnungen der FAO, die Nachfrage nach Lebensmittel doppelt so schnell steigen wie die Bevölkerung. Jetzt hat sich in der Vergangenheit zwar die Produktivität der landwirtschaftlichen Flächen deutlich erhöht und konnte mit der Bevölkerungsentwicklung Schritt halten, in einigen Regionen, beispielsweise in Afrika stagniert dieser Trend aber inzwischen. Gleichzeitig steigt die weltweite Nachfrage nach Lebensmitteln, deren Bedarf in den Industrieländern mit den dort vorhandenen Flächen längst nicht mehr gedeckt werden kann. Der Import landwirtschaftlicher Erzeugnisse bedeutet also gleichzeitig eine Auslagerung der Anbauflächen bzw. eine Konkurrenz um bestehende Flächen. Verlierer sind oftmals Regionen mit kleinbäuerlichen Strukturen und nur mäßig produktiven Anbaumethoden. Es sind vor allem diese Regionen, die durch eine Verbesserung der Produktivität einen Großteil des wachsenden Bedarfs decken könnten. Auf der anderen Seite gehen täglich große Flächen ehemals fruchtbaren Bodens durch Degradierung verloren, d. h., die Fläche ist beispielsweise durch Nährstoffverarmung wirtschaftlich nicht mehr nutzbar. Der Verzicht auf Monokulturen und den großflächigen Einsatz von Pestiziden könnte diese Entwicklung stoppen. Fruchtbarer, wirtschaftlich nutzbarer Boden wird also zum immer rareren Gut. In den vergangenen Jahren wurden immer öfter große Flächen beispielsweise in Afrika aufgekauft. Mehr als 32 Millionen Hektar Land sollen seit dem Jahr 2000 von finanzstarken Investoren gekauft worden sein. Dabei geht es fast immer um die Erschließung neuer Flächen für den Anbau von Lebensmitteln oder Agrosprit bzw. um neues Terrain für den Tourismus.

Die aktuelle Südwind-Studie „Sieh zu, dass Du Land gewinnst“ ist Teil eines fachübergreifenden Projekts zum Thema Flächenkonkurrenz. Bereits erschienen ist die Studie „Von weißem Gold und goldenem Öl“. In ausführlichen Dossiers wird der Flächenverbrauch an den Beispielen Fleisch, Kakao und Baumwolle illustriert. In den kommenden Monaten ist zudem eine Veröffentlichung zum Thema „Agrarinvestitionen“ vorgesehen.


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