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Biodiversität – CSR-Standards im Tourismus

Der Tourismus ist eine der wichtigen Branchen in Deutschland und zugleich einer der am wenigsten reguliertesten Wirtschaftsbereiche. Gleichwohl mehrt sich die Zahl der Urlauber, die auf die sozialen und ökologischen Auswirkungen ihrer Reisen achten. Eine aktuelle Studie von adelphi, Ecotrans und dem Global Nature Fund zeigt, inwiefern Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität in CSR-Standards und Awards im Tourismus integriert sind.

Berlin (csr-news) > Der Tourismus ist eine der wichtigen Branchen in Deutschland und zugleich einer der am wenigsten reguliertesten Wirtschaftsbereiche. Gleichwohl mehrt sich die Zahl der Urlauber, die auf die sozialen und ökologischen Auswirkungen ihrer Reisen achten. Eine aktuelle Studie von adelphi, Ecotrans und dem Global Nature Fund zeigt, inwiefern Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität in CSR-Standards und Awards im Tourismus integriert sind.

Der Erhalt bzw. Schutz der Biodiversität unseres Planeten gehört noch immer zu den am wenigsten beachteten Bereichen der Unternehmensverantwortung. Das globale Ziel den Biodiversitätsverlust bis 2010 zu stoppen wurde in der Folge auch deutlich verfehlt. Nun ist 2020 die neue Zielmarke und um bis dahin eine Stabilisierung zu erreichen, sind erhebliche Anstrengungen nötig. Wie sehen die Maßnahmen im Tourismus aus? Welche Standards und Wettbewerbe sind geeignet, die Auswirkungen des Tourismus auf die Biodiversität zu begrenzen? Für die Grundlagenstudie wurden internationale, europäische und deutsche Politikinhalte an der Schnittstelle von Biodiversität, Tourismus und CSR untersucht. Dabei zeigte sich, dass Standards, Awards und Tourismusunternehmen mittlerweile eine gewisse Zahl an Biodiversitäts-Aspekten berücksichtigen. Dennoch ist das Verbesserungspotenzial hinsichtlich der Kommunikationsmittel und der Übernahme aktueller CSR-Konzepte enorm.

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Quelle: Grundlagenstudie „Integration biologischer Vielfalt in CSR-Prozesse in der Tourismusindustrie“

Es wurden insgesamt 20 CSR-Standards und 29 Tourismus-Awards untersucht. Die Analyse der Richtliniendokumente bzw. Strategien der Standards und Awards zeigt, dass sich beide auf die Hauptursachen für den Verlust der Biodiversität konzentrieren, die Zerstörung von Ökosystemen gefolgt von der Übernutzung natürlicher Ressourcen. Dass diese beiden Treiber die größte Aufmerksamkeit erfahren, wurde auch in den Gesprächen mit den Reiseveranstaltern bestätigt. Deshalb war es für die Autoren nicht überraschend, dass Standardorganisationen und Awards auf traditionelle Maßnahmen zum Schutz von Habitaten und Arten setzen. Neuere Konzepte wie das Kompensationsmodell „No Net Loss“, oder die schon länger existierende Vermeidungs-Hierarchie finden deutlich weniger Beachtung. Entsprechende Ziele der EU sowie in der Ausarbeitung befindliche EU-Politikinitiativen sind offensichtlich noch nicht bei den Standardorganisationen und Wettbewerbsveranstaltern angekommen, schlussfolgern die Autoren. Die Tatsache, dass Standards generell die Integration von Biodiversität in das betriebliche Umwelt-Management verlangen, wird in der Studie als positiv bewertet. „Wenn man bedenkt, dass Ökosystemleistungen eine Schlüsselrolle für den Tourismus haben und dieses Konzept auch in der Wirtschaft inzwischen intensiv diskutiert wird, dann ist es überraschend, dass Standards und Awards nicht auf Ökosystemleistungen eingehen, sondern sich ausschließlich auf den Schutz der Ökosysteme konzentrieren“, schreiben die Autoren. Nur wenige Standards und Awards verweisen auf internationale Konventionen mit Biodiversitätsbezug. CITES und die Ramsar Konvention wurden wenige Male erwähnt, die Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalt nur einmal. Auch die im Rahmen der Studie durchgeführten Workshops und Interviews unterstreichen, dass Biodiversität als ein Thema für den Tourismus gesehen wird, speziell in Bezug auf Artenvielfalt und Landschaftsschutz.

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Quelle: Grundlagenstudie „Integration biologischer Vielfalt in CSR-Prozesse in der Tourismusindustrie“

Insgesamt sind die Akteure im Tourismus bereit, Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität zu ergreifen. Die Bedeutung einer intakten Natur wird in der Branche als notwendig und wichtig erkannt. Die interviewten Vertreter der Branche hatten eine klare Vorstellung davon, wo sie aktiv werden können und wo Barrieren für eigenes Handeln bestehen. Trotzdem fehl bislang ein ganzheitlicher Ansatz, um dem Thema Biodiversität wirksam zu begegnen. „Das Handlungsfeld wird bei den Standards nur punktuell im Rahmen der Kriterien aufgegriffen und wird bei den Awards ebenfalls nicht genauer definiert“, lautet das Fazit. Einer der am häufigsten genannten Gründe sind fehlende Informationen und Kenntnisse sowie ein mangelndes Bewusstsein. Oft fehlen konkrete Ziele und Aktivitäten, um Biodiversität in der Lieferkette zu managen. Deshalb befürworteten die Mehrzahl der Reiseveranstalter eine stärkere Integration von Biodiversität in CSR-Standards und Awards. Aus ihrer Sicht sind mehr sektorspezifische Informationen zum Thema Biodiversität hilfreich, allerdings müssen diese Informationen einfach zu verstehen, konkret und praktisch sein und dürfen nur wenig Kosten und Zeitaufwand für den Nutzer verursachen.

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Quelle: Grundlagenstudie „Integration biologischer Vielfalt in CSR-Prozesse in der Tourismusindustrie“

Die Ergebnisse der Studie stellen die Grundlage für Handlungsempfehlungen zur Entwicklung weiterer geeigneter CSR-Verfahren. Darüber hinaus wird eine Wissensplattform entwickelt und existierenden Standards können ihre Biodiversitätsaspekte überprüfen lassen. Die Untersuchung ist Teil des größeren Projekts “Biodiversität in CSR-Prozessen im Tourismus” für das Bundesamt für Naturschutz (BfN), das noch bis 2015 läuft.

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Quelle: Grundlagenstudie „Integration biologischer Vielfalt in CSR-Prozesse in der Tourismusindustrie“

Die deutsche Zusammenfassung der Ergebnisse zum Download.


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