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Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie… egal wen sie fragen, passen Sie bloß auf!

Dialog und Information sind wichtig. Und schwierig ist die Wahrheit (oder das, was man dafür hält…). Wie wichtig und schwierig das wirklich sein kann, das zeigte die Berichterstattung in der vergangenen Woche über die Risiken von Handystrahlung.

Die wirtschaftstheoretische Annahme von den vollständig informierten Wirtschaftssubjekten ist das, was das Wort eben sagt: eine theoretische Annahme! Die Wirklichkeit besteht aus einer mal besseren und mal schlechteren Information der Marktteilnehmer. Vollständig kann sie kaum sein. Hersteller wissen nicht alles über ihre Kunden, und Konsumenten wissen nicht alles über die Produkte, die sie kaufen und kaufen wollen. Aber beide Seiten sind hochgradig interessiert, immer mehr voneinander zu wissen. Werbung, PR und Studien aller Art sollen dazu dienen, die Informationslücken immer kleiner werden zu lassen. Auch die Presse erfüllt diese Aufgabe der Vermittlung von Informationen.

Ein hochinteressanter Bereich ist in diesem Zusammenhang sicherlich die Mobilfunkbranche. In mehrerlei Hinsicht. Ihre Produkte selbst dienen der Kommunikation, dem Dialog zwischen Menschen. Und der Aufwand für Werbung und PR und immer neue Produktvariationen für Handys und Tarife ist enorm. (Manchmal, leider, sind die Tarifinformationen weniger erhellend als vielmehr verwirrend.) Die Mühe scheint sich zu lohnen: Jeder Bundesbürger besitzt – statistisch gesehen – heute mehr als zwei Mobiltelefone. Und in dieser Branche gibt es immer mal wieder Irritationen, die wohl auf einem Mangel an verfügbarem Wissen beruhen. Schließlich weiß keiner, ob Mobiltelefone neben den gewünschten Produkteigenschaften auch unerwünschte Folgen haben. Unklar ist bis heute die Auswirkung der elektromagnetischen Abstrahlung. Keiner weiß so ganz genau, ob sie gefährlich ist für den Menschen oder nicht.

Wer letzte Woche die Presse zu diesem Thema verfolgt hat, muss sich ziemlich verloren vorgekommen sein. Verschiedene Zeitungen vertraten in ihren Titelzeilen ganz unterschiedliche Aussagen zum Thema Handystrahlung. Grundlage für die Berichterstattung war in allen Fällen die Veröffentlichung einer Studie von Wissenschaftlern um die Forscherin Anna Lahkola von der finnischen Strahlenschutzkommission in dem Fachmagazin „International Journal of Cancer“. Die Süddeutsche Zeitung meinte am 30.1.2007: “Handys können Krebs auslösen. Nach jahrelangem und intensivem Telefonieren steigt das Risiko, an einem bösartigen Hirntumor zu erkranken”. Die Nordwestzeitung aus Oldenburg schrieb am 31.1.2007: “Große Studie findet keinen Beweis für Krebs durch Handys”. Beim Deutschlandfunk hieß es am gleichen Tag: “Krebs durchs Handy. Finnische Studie löst neue Debatte um Gefahren von Mobiltelefonen aus. Im Hamburger Abendblatt wurde es dann am 1. Februar etwas differenzierter: “Krebs durch Handy-Strahlung: Studie mit Widersprüchen”. Der Tagesspiegel versuchte sich am 1.2.2007 in bemühtem Sprachwitz: “Nicht mit Krebs verbunden. Sind Handys schädlich? Eine neue Studie sagt Nein. Aber die Angst bleibt trotzdem”.

Wie denn nun: Schädlich oder nicht?! Verwirrender könnte die Berichterstattung wohl kaum sein! Dialog und Information bleiben wichtig. Und schwierig bleibt die Wahrheit (oder das, was man dafür hält…). Das sind und bleiben Herausforderungen, auch für eine anspruchsvolle Wirtschaftspresse.

Robin Keppel, Oldenburg

Links:
http://www.nwzonline.de/index_familie_artikel.php?Ressort=taRy3M/ZrOPOzs/X4K6lnw==&id=8504&C=2
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/588771/drucken/
http://www.sueddeutsche.de/,Ple1Lar/gesundheit/artikel/58/99958/
http://www.abendblatt.de/daten/2007/02/01/680566.html
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/archiv/01.02.2007/3055166.asp


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