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Neue Redlichkeit: Wissen muss wieder wichtig werden

Eine neue Redlichkeit in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik fordert der Präsident des „Ethikverbandes der Deutschen Wirtschaft e.V.“, Ulf D. Posé, in einem aktuellen Beitrag für das Online-Portal changeX.

Heute sei die Tugend der Redlichkeit weitgehend verloren gegangen. Viele Politiker und Manager, aber auch „Kulturpäpste“ würden nach dem Motto handeln: Was kümmert mich Wissen, wenn ich doch schon eine Meinung habe. Es sei dringend an der Zeit „semantische Redlichkeit“ zu fordern und wieder sprachliche Sorgfalt zu üben. Nur so ließen sich gesellschaftliche Probleme sach- und fachgerecht lösen.

Posé beklagt, dass die wichtigsten Begriffe unserer Gesellschaft wie Demokratie, Gerechtigkeit oder Freiheit nicht mehr auf ihren semantischen, sondern nur noch auf ihren emotionalen Gehalt hin untersucht würden. Wenn die Gesinnung redlich sei, dann fragten sich viele Menschen nicht mehr, ob ihre Gesinnung auch mit einer entsprechenden Handlungskompetenz verbunden sei. So komme es zu einer „unsäglichen Paarung von gutem Gewissen und Inkompetenz.“ Man richte Unheil an und fühle sich auch noch gut dabei. Im Gegensatz dazu spreche der redliche Mensch von den Dingen selbst, nicht nur von Gefühlen, die er hat, wenn er an die Sache denkt. Er unterscheide Wissen von Meinen.

Damit dies gelingt, nennt Posé acht Regeln für mehr Redlichkeit im eigenen Handeln:

1. Ich unterscheide zwischen Wahrheit und Gewissheit; und ich weiß, dass meine Erkenntnisse nicht wahr, sondern nur gewiss sind.
2. Ich bemühe mich um Wissenskompetenz. Wenn ich ein Wort benutze, dann habe ich nicht nur ein Gefühl, sondern ich weiß, was der Begriff bedeutet.
3. Ich glaube nicht nur einer Quelle und beziehe meine Informationen nicht nur von Menschen, die meine Meinung teilen.
4. Ich handle verantwortlich und stehe für das, was ich tue, gerade. Das meint, ich habe vor der Handlung über deren Folgen nachgedacht, ich kenne eine Alternative zu dem, was ich tun will, ich habe ein Ziel, ich bin bereit, meine Handlungen zu begründen, und übernehme Verantwortung für die überschaubaren Konsequenzen meines Tuns.
5. Ich bin aufrecht, ich sage, was ich meine.
6. Ich bin verlässlich, andere können mir vertrauen.
7. Ich pflege Zivilcourage und kritische Gerechtigkeit: Ich bin bereit, meine Werte auch gegen eine vorherrschende Meinung zu vertreten und Selbstverständliches in Frage zu stellen.
8. Ich urteile realitätsnah. Ich bewahre mir den Blick für das Wesentliche.
(beko|27.02.2007)


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