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Freiheit zum Lebensentwurf als europäisches Ideal

Kaiserslautern > Darüber waren sich die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion „Aspekte eines sozialen Europas“ einig, zu der das Institut Unternehmensführung (IU; Kaiserslautern und Berlin) und die Akademie für Sozialethik und Öffentliche Kultur (ask; Bonn) am Freitag, 22. Februar 2008 nach Kaiserslautern eingeladen hatte. Die Diskussion über die Aspekte eines sozialen Europas orientierte sich an den drei Ebenen: Was ist Europa, was bedeutet sozial und welches sind die zentrale Aspekte?

Für Sabine Bach, Vorstandsmitglied des SPD Unterbezirks Kaiserslautern und Leiterin eines lokalen Bildungsträgers muss Europa als Gemeinschaft der Rechte verstanden werden. Die Vorstellung einer Wertegemeinschaft sei mit Vorsicht zu genießen, da gerade in unseren gegenwärtigen pluralistischen Gesellschaft eine homogene Wertvorstellung weder zu finden noch überhaupt wünschenswert sei. Gleichwohl konterte der Philosoph und Geschäftsführer der ask, Martin Booms, dass es ohne einen wertebasierten Zusammenhalt nicht gehe. Ein verbindlicher Werterahmen jenseits persönlicher Haltungen zu konkreten Fragen könne aber nur formalistisch gedacht werden. Man müsse also über grundlegende Werte wie etwa Solidarität, Freiheit, Gerechtigkeit sprechen, die hinsichtlich bestimmter Gruppen durchaus unterschiedlich ausgeprägt sein könnten und im politischen Diskurs der Konkretisierung bedürften. Diesem formalen Verständnis eines gemeinsamen Bezugsrahmens europäischer Identität stimmte Dieter Schiffmann, Direktor der rheinland-pfälzischen Landeszentrale für politische Bildung, grundsätzlich zu und betonte, dass das Selbstverständnis und der Zusammenhalt Europas vor allem auch an der Idee der Menschenwürde festgemacht werden müsse.

Für die Gestaltung eines sozialen Europas ist es nach Tobias Lorenz, Doktorand und Stipendiat der Stiftung Wertevolle Zukunft in Hamburg, wichtig, zuerst eine Idee einer sozialen und politischen Gemeinschaft zu haben und erst dann den Blick auf die Wirtschaft zu richten. Gerade in einem Europa, das auf dem Weg zur Wissensgesellschaft ist, seien Gleichheit und Sicherheit von größter Bedeutung, was er exemplarisch am Beispiel der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens erläuterte. Bei der Forderung nach Gleichheit sei, so Bach, allerdings vor Gleichmacherei gewarnt. Für sie kann soziale Gerechtigkeit nur dann erreicht werden, wenn alle Menschen bestmögliche Chancen zur Teilhabe an den Möglichkeiten einer Gesellschaft haben. Und dazu gehörten vor allem auch Bildung und Arbeit.

In der Folge erklärte Bach zentrale Aspekte eines sozialen Europas, darunter die Daseinsvorsorge im Sinne von Leben, Wohnen. Lernen, Arbeiten. Damit verbunden müsse auch die Rolle von Arbeit und Arbeitsbedingungen überdacht werden, wobei die Anerkennung und der Werte eines Menschen nicht an seiner Sozialversicherungspflicht festgemacht werden dürfe. Auch müssten die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Fragen des Gender Mainstreaming bezogen werden und hinsichtlich einer gerechten Gesellschaft erörtert werden.

Grundlegend für die Umsetzung der zentralen sozialen Aspekte sei vor allem aber die Orientierung an einer verbindenden Idee von Europa; zentral dafür sei laut Booms die Idee der Freiheit, die aber immer zuerst auf die Freiheit des individuellen Menschen und damit als Freiheit der verschiedenen Lebensentwürfe im Rahmen einer politischen Diskurskultur verstanden werden müsse.

Matthias Schmidt, Geschäftsführer des Institut Unternehmensführung, moderierte die Podiumsdiskussion.

Info und Kontakt: www.institut-unternehmensfuehrung.de; www.akademie-ask.de

Das Institut Unternehmensführung hat in diesem Zusammenhang einen Infobrief erstellt, der auf der Homegage des IU heruntergeladen werden kann.


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