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Katernberg: Unternehmerin initiiert Stadtteilprojekt

Essen > Der Essener Stadtteil Katernberg war ein Problemviertel. Und noch immer sind nicht alle Probleme gelöst. “In der vergangenen Woche war das SEK bei uns Zuhause. Die haben unsere Haustüre aufgebrochen und wollten meinen Bruder holen”, berichtet der 16-jährige Ahmid, als ich ihn auf dem Katernberger Markt nach seinen Erfahrungen mit Kriminalität frage. Der Stadtteil hat einen hohen Migrantenanteil, viele Arbeitslose und war in der Vergangenheit für den Drogenhandel berüchtigt. Ahmid sitzt mit einer Gruppe gleichaltriger Jungen und Mädchen am Rand des Marktplatzes und vertreibt sich die Zeit. Einige aus dieser Gruppe haben Erfahrungen mit Jugendknast und Arrest und Stress mit der Polizei. Die Jungs träumen von dicken Autos und haben Stress in der Schule.

Katernberg ist ein Stadtteil, in dem sich während der letzten Monate vieles zum Positiven verändert hat. “Heute haben wir nur noch ein Fünftel der Kriminalitätsrate unseres Nachbarstadtteils”, berichtet Thomas Rüth von der Arbeiterwohlfahrt. Rüth engagiert sich seit einigen Jahren in Katernberg, initiiert und koordiniert Stadtteilprojekte. Dass heute alle an einem Strang ziehen und gemeinsam für die Region engagiert sind, ist für ihn der Schlüssel zum Erfolg. “Katernberg ist heute deutschlandweit ein Vorbild für Stadtteilprojekte”, kann der Sozialpädagoge stolz berichten.

Zu denen, die sich in und für Katernberg engagieren, gehört auch die Essener Unternehmerin Doris Zur Mühlen. Die Mitgesellschafterin der RST Beratungsgruppe initiierte gemeinsam mit der Ehrenamt Agentur ein bundesweit einmaliges Patenschaftsprojekt: Schulen wählen sogenannte “children at risk” im Alter zwischen 8 und 10 Jahren aus, die von ehrenamtlichen Paten begleitet werden. Beim Startschuss Ende April trafen 20 Kinder im Alter von 8 bis 10 Jahren zum ersten Mal auf ihre Begleiter. Die Kinder wählten selbst, ob sie einen Mann oder eine Frau als “großen Freund” oder “große Freundin” haben möchten. Anschließend ging es gemeinsam zum Pizzaessen und später erkundeten die Patenpaare die Ausstellung im Erfahrungsfeld der Sinne. Hier fanden Kinder und Paten genug Zeit, sich an den Experimentierstationen langsam kennen zu lernen und ein wenig zu beschnuppern. In den folgenden Treffen wird es über ein ganzes Jahr so weitergehen, z.B. im Folkwangmuseum, am Baldeneysee, in der Gruga, im Streichelzoo oder bei der Erkundung der Margarethenhöhe. Bis heute hat Doris Zur Mühlen bereits 100 Patenschaften gestiftet.

Die ehrenamtlichen Paten wurden von der Ehrenamt Agentur ausgewählt und in einem Seminar auf ihre Aufgabe vorbereitet. Sie haben ein polizeiliches Führungszeugnis, eine Gesundheitserklärung und zwei Referenzschreiben beigebracht, bevor sie “Freunde für Kinder” werden konnten.

Die Essener Steuerberaterin Doris Zur Mühlen will mit diesem Projekt gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und in die soziale Infrastruktur des Firmenstandortes investieren. Neben der finanziellen Planung und Realisierung des Projektes arbeitetet sie aktiv an der Konzeption und Durchführung des Programms mit. Darüber hinaus hat die diplomierte Betriebswirtin viele Unternehmen geworben, die Mitarbeiter für ein Engagement im Projekt “Freunde für Kinder” freistellen. Bereits in der Planungsphase des Projektes im Jahre 2005 hatte die RST wissenschaftliche Expertise der Universität Duisburg-Essen und weitere fachliche Kompetenz gemeinsam mit der Projektleitung durch die Ehrenamt Agentur Essen unter ihrem Dach zusammengeführt, um ein pädagogisches Konzept zu erstellen, das im Zuge der praktischen Umsetzung stetig weiter entwickelt und modifiziert wurde. Gemeinsam mit der Ehrenamt Agentur Essen plant Doris Zur Mühlen bis zum Jahre 2009 120 Essener Kindern ehrenamtliche Paten zu vermitteln, die ihr “Patenkind” auch über das Programmjahr hinaus begleiten.


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