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Billiges Gold: Zahlen Menschen in Ghana den Preis?

Köln > Billiger Schmuck verschleiert die realen Kosten der Goldproduktion. Angesichts der hohen Preisnachlässe von Goldschmuck im Weihnachtsgeschäft macht die Menschenrechtsorganisation FIAN auf die Probleme des Goldabbaus in Ghana aufmerksam. Die Menschenrechtsorganisation kritisiert, dass neunzig Prozent des Goldes von multinationalen Konzernen abgebaut und nur drei Prozent des Goldwertes an die Regierung abgeführt werden. Die Menschen in Ghana profitieren damit viel zu wenig von dem Goldabbau und leiden unter dessen Folgen: Um das Edelmetall im Tagebau zu gewinnen, müssen mehrere zehntausend Menschen umgesiedelt werden. Die US-amerikanische Newmont Mining Company sieht das anders: Durch die Goldgewinnung werden tausende Arbeitsplätze langfristig gesichert, und zur Wahrung der Menschenrechte und Förderung der lokalen Kommunen arbeite man intensiv und transparent mit Nichtregierungsorganisationen zusammen, betont der Konzern.

Gold ist für Ghana ein Wirtschaftsfaktor: Seit 1897 die erste Goldmine in Ghana gegründet wurde, stieg der Anteil von Gold an den Exporten des Landes auf 40 Prozent. FIAN kritisiert, dass dieses Gold zugleich jedoch nur fünf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beitrage. Ghana führte Anfang der 1980er Jahre massive Strukturanpassungsprogramme im Bergbau durch: Der staatliche Mehrheitsanteil an den Goldunternehmen wurde auf eine Minderheitsbeteiligung von zehn Prozent reduziert. Seit der Verabschiedung eines Bergbaugesetzes 1986 wurden so vier Milliarden US Dollar in den Bergbausektor investiert und die Goldproduktion verfünffacht. Zugleich wurde der Untertageabbau in einen Tagebau umgestellt, und hier liegen offensichtliche Herausforderungen: Für ganze dreizehn Prozent der Landfläche Ghanas sollen bereits Konzessionen für die Suche nach Gold vergeben worden sein, und dort wo dann tatsächlich Gold gefunden wird, sind im Zug des Abbaus umfangreiche Umsiedelungen erforderlich. Das habe zwischen den Jahren 1990 und 1998 im Wassa West District 30.000 Menschen betroffen, berichtet FIAN. Nun fördert die International Finance Corporation (IFC), der Privatsektorarm der Weltbank, den Abbau in der Brong Ahafo Region mit einem Kredit von 125 Millionen US Dollar. 3.000 Hektar werden dort bereits für den Goldabbau benutzt, 12.500 Hektar sollen es werden, berichtet FIAN. Rund 5.000 Menschen seien bereits umgesiedelt worden, viele weitere würden folgen. Die Newmont Mining Company hält dagegen, dass durch ihre Aktivitäten in der Region 3.500 Arbeitsplätze in ländlichen Regionen entstehen. Einer Dorfentwicklungsstiftung stellt das Unternehmen 650.000 US Dollar zur Verfügung.

Ein Problem dieser Umsiedlungen erschließt sich erst auf den zweiten Blick: Menschen in Afrika leben eingebunden in die sozialen und ökologischen Strukturen ihrer Dörfer. Das Wasser aus dem Fluss, die Pilze aus dem Wald, der Nebenerwerb auf eigenen Feldern – all das trägt angesichts geringer Löhne zum (Über-)Leben bei. Mit den Umsiedelungen wechseln diese Menschen nun in urbanisierte Dörfer, in denen das Wasser aus zentralen Speichern kommt. Mit besserer Qualität – und gegen Geld. Der Verlust einer sozialen und ökologischen Einbindung und der Aufbau neuer Strukturen werden so zu einer zentralen Herausforderung.

Unternehmen wie die Newmont Mining Company kooperieren heute mit Organisationen der Zivilgesellschaft wie etwa der NGO “Leadership for Environment and Development (LEAD)”. Kontrolliert werden sie ebenso von der staatlichen ghanaischen Menschenrechtskommission “Commission of Human Rights and Administrative Justice (CHRAJ)”. Newmont informiert umfassend zu seiner Corporate Social Responsibility (www.beyondthemine.com) und zu seinen Aktivitäten in Ghana (www.newmontghana.com). Der FIAN fehlt dabei die Waffengleichheit: Unternehmen seien mit ihren PR-Haushalten den NGO’s weit überlegen und dominierten deshalb mit ihrer Kommunikation. Und FIAN empfiehlt, vor dem Goldkauf etwa beim Goldschmied Informationen zu fair gehandeltem Gold einzuholen.

Der Bericht „Ghana im Goldrausch. Menschenrechte, Landwirtschaft und Wälder in Gefahr“ im Internet: http://www.fian.de/fian/downloads/pdf/bergbau/fian_ghana-doku2008_web.pdf


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