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Strategielose CSR schickt Geld in den Schornstein

Bonn > Corporate Social Responsibility ist im deutschen Mittelstand kaum strategisch verankert: Nur in 15 Prozent aller mittelständischen Unternehmen sind entsprechende Projekte Teil der strategischen Planung. “Unternehmen handeln rein operativ, wenn es gerade passt und Geld da ist oder ein Mitarbeiter mit einer guten Idee kommt”, sagt Dr. Stefan Poppelreuter vom TÜV Rheinland Impuls. Gemeinsam mit Bonne Nouvelle hat sein Unternehmen die TrendScan Wirtschaft Studie 2009 zum Thema “Vom guten Geschäft mit dem schlechten Gewissen – CSR im deutschen Mittelstand” herausgegeben und dazu von der Universität Bonn bundesweit 503 mittelständische Unternehmen befragen lassen.

Obwohl das Thema CSR für 62 Prozent der befragten Unternehmen einen großen Stellenwert einnimmt, verfügen nur 32 Prozent dazu über ein festes Budget. 68 Prozent der Unternehmen prüfen den Erfolg von CSR-Maßnahmen nicht oder lediglich intern. Eine externe Beratung nehmen nur 11 Prozent der befragten Unternehmen in Anspruch. Und lediglich 56 Prozent der Befragten kommunizieren ihre CSR-Aktivitäten. Ausgangspunkt für das Engagement sei dabei oft der Blick auf die Konkurrenten und das Gefühl, auch selbst etwas tun zu müssen, sagt Simone Stein von Bonne Nouvelle: “Das kann man auch Feigenblatt nennen.”

Für 78 Prozent der Unternehmen umfasst CSR vor allem Maßnahmen der Personalentwicklung und Mitarbeitermotivation, für 72% Maßnahmen der Nachwuchsförderung. “Alter Wein in neuen Schläuchen” urteilen die Autoren der Studie. Langsam sieht Poppelreuter aber auch neue und auf das Kerngeschäft zielende CSR-Themen im Mittelstand auftauchen – top down sozusagen: So erwarten Großunternehmen eine Zertifizierung der Supply Chain ihrer Zulieferer. Und viele Mittelständler etwa im Maschinenbau oder den Technologiebranchen sind mit ihren Zulieferketten und Produktionsstätten global ausgerichtet und stehen vor entsprechenden Herausforderungen. Doch bisher ist das CSR-Engagement im Mittelstand weit mehr lokal als national oder gar international ausgerichtet.

Mittel für CSR-Aktivitäten fließen zu 56 Prozent in Spenden, zu 53 Prozent in das Sponsoring und zu 59 Prozent in die Förderung von Mitarbeiterengagement. Das Geld geht dann an den Fußballverein und die Freiwillige Feuerwehr und in der Kommunikation folgt höchstens ein Foto in der Lokalzeitung, beschreibt Poppelreuter die Situation. Simone Stein rät Mittelständlern deshalb zu einer strategisch ausgerichteten CSR: Erst sollte das Unternehmen prüfen, welches Engagement zu ihm passt und wie mit diesem Engagement die eigene Wertschöpfungskette verlängert werden kann. Dann sollten die Programme mittel- und langfristig ausgerichtet werden. Und schließlich sei zu überlegen, welche Stakeholder einzubeziehen sind. “Ohne Strategie verschwindet das Geld durch den Schornstein”, warnt Simone Stein.


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