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Digitaler Journalismus auf dem Vormarsch

Wiesbaden > Die Medienkultur befindet sich im Umbruch und digitale Medien sind auf dem Vormarsch. Das belegt eine vom internationalen Oriella PR-Netzwerk veröffentlichte Studie mit dem Titel „European Digital Journalism Survey 2009”. Befragt wurden darin 354 Journalisten aller Mediengattungen aus Belgien, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Spanien, Schweden und Großbritannien. Ein Drittel der Studienteilnehmer befürchtet, dass ihr traditioneller Medienkanal (Print, Radio oder TV) in absehbarer Zeit eingestellt werden könnte. Mit einer Abnahme der Zahl der Print-Medien rechnen sogar fast 60 Prozent der befragten Journalisten. Das Auslaufen bestimmter Medienformate haben 18 Prozent in den vergangenen Monaten bereits erlebt. Bei weiteren 12 Prozent gibt es nur noch ein Online-Angebot.

Ein Viertel der befragten Journalisten halten das Online-Angebot für ihren reichweitenstärksten Kanal. Und 43 Prozent der Studienteilnehmer geben an, dass mindestens 60 Prozent ihrer Inhalte nur noch online zu finden sind. Eine ausschließliche Zweitverwendung von Inhalten auf der Online-Plattform ist dagegen selten und wird nur von 9 Prozent berichtet. Zugleich spiegelt sich in der Untersuchung ein Kernproblem der Online-Medien: Gut die Hälfte der Befragten kann keine tragfähiges Geschäftsmodelle für diese Angebote sehen.

Das digitale Zeitalter verändert den Arbeitsalltag der Journalisten: Blogging und Video-Berichte gehören bei fast der Hälfte der Befragten zur täglichen Redaktionsarbeit, ebenso wie Online-Video-Clips und die Betreuung von Blogs. Deutlich sind jedoch auch die Unterschiede in der Mediennutzung zwischen Deutschland und Großbritannien: Während auf dem Festland nur ca. 26 Prozent redaktionelle Twitter-Kanäle betreiben, sind es auf der Insel bereits fast 70 Prozent. Bei den journalistischen Blogs in Online-Angeboten von Medien zweigen sich mit 31 Prozent in Deutschland und 85 Prozent in Großbritannien ähnliche Unterschiede. Auf diese neuen Herausforderungen sind Journalisten wenig vorbereitet: Zwei Drittel der Befragungsteilnehmer gaben an, keinerlei Training im Umgang mit den Neuen Medien erhalten zu haben. Und auch der Zeitdruck auf die Redaktionen wächst: 40 Prozent der Befragungsteilnehmer müssen deutlich mehr Inhalte produzieren als bislang, ein gutes Viertel auch bei längeren Arbeitszeiten. Dennoch empfinden mehr als 39 Prozent der Befragten die Qualität ihres redaktionellen Outputs als hochwertiger.

Nach Überzeugung von Professor Dr. Ansgar Zerfaβ von der Universität Leipzig belegt die Studie einen strukturellen Wandel, den auch Kommunikationsverantwortliche in Unternehmen, NGOs oder Regierungsinstitutionen genau im Auge behalten müssten. „Es geht um eine neue Denkhaltung für die Public Relations: die Ergänzung textlastiger, gedruckter Information um Bewegtbild, die Motivation von Stakeholdern für die Erstellung authentischer Inhalte und die Stabilisierung der Medien als vertrauenswürdige Instanzen, nicht aber um die Jagd nach schnellen PR-Erfolgen“, betonte Zerfaβ.

In Deutschland wurde die Studie von den Oriella-Partnern PR-COM und Fink & Fuchs PR durchgeführt. Dessen Vorstand Stephan Fink ist überzeugt: „Die dramatische Wirtschaftskrise hat den durch die Digitalisierung bedingten Strukturwandel in der Medienlandschaft nachhaltig beschleunigt.“ PR-Professionals hätten hier noch eine Menge Hausaufgaben machen, so Fink, und zwar „weniger im Bereich der Tool-Nutzung, sondern vielmehr im Verstehen der sich ändernden Meinungsmittlernetzwerke und der neuen Mechanismen der Meinungsbildung.“

Bei der Veröffentlichung von CSR-Berichten und in der Kommunikation der Corporate Social Responsibility zeichnet sich dieser Trend gleichfalls ab: Während in der Vergangenheit CSR-Berichte als PDF-Files im Internet angeboten wurden, findet sich der Content nun bei den ersten Unternehmen auf sinnvoll vernetzten html-Seiten im Internet und die digitale Version des Berichtes ist die zertifizierte, der Printbericht oder ein Printmagazin lediglich der „Teaser“ oder Einstieg in den digitalen Bericht.

Die Studie „European Digital Journalism Survey 2009” zum Download:
www.europeandigitaljournalism.com


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