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JusProg in der Kritik – Erotik-Branche dominiert gemeinnützigen Verein

Hamburg > Der Verein „JusProg – Verein zur Förderung des Kinder- und Jugendschutzes in Telemedien“ steht in der Kritik: Der gemeinnützige und öffentlich geförderte Verein bietet „Jugendschutzprogramm.de“, eine Software zum Schutz von Kindern vor entwicklungsgefährdenden Inhalten, an. Das Programm können Eltern downloaden und auf den PCs ihrer Kids installieren. Kritik richtet sich auf die Träger dieses Vereins: JusProg wurde im Jahr 2003 von Anbietern solcher jugendgefährdender Inhalte gegründet. Die Mitgliedschaft im Verein bleibt den Anbietern von Telemedien vorbehalten. Vereinsvorsitzender ist Mirko Drenger, im Hauptberuf Geschäftsführer des Erotik-Portals Fundorado. Sein Vorstandskollege Radek Koslowski verantwortet bei der Inter Content KG ein umfangreiches Pornoangebot. In die Kritik geriet „JusProg“ auch, weil sein Jugendschutzprogramm in Bezug auf den Jugendschutz als ineffektiv bewertet wurde und andererseits politische Inhalte sperrte.

Ist das Engagement der Erotik-Branche für den Jugendschutz legitim, gesellschaftliche Verantwortungsübernahme, verdeckte politische Einflussnahme oder Greenwashing? Der Verein macht auf seinen Internetseiten aus seiner Herkunft jedenfalls keinen Hehl und zählt unter seinen Förderern auch den Bundesverband Erotik Handel e.V. (BEH) auf. Und er bekennt sich auch zu einem Grund für seine Existenz: dem Jugendmedienschutz Staatsvertrag. Die Anbieter entwicklungsbeeinträchtigender Angebote haben danach „dafür Sorge zu tragen, dass Kinder oder Jugendliche der betroffenen Altersstufen sie üblicherweise nicht wahrnehmen“, heißt es dort. Dieser Verpflichtung entspricht, wer ein „ein als geeignet anerkanntes Jugendschutzprogramm programmiert“.

Ob solche Programme als geeignet anerkannt werden, dass entscheidet nach dem Gesetz die bei der Bayerischen Landesmedienanstalt angesiedelte Kommission für Jugendmedienschutz (KJM). Die Leiterin der KJM-Stabsstelle, Verena Weigand, ist nach einem Bericht von FOCUS online überzeugt: JusProg genüge den Anforderungen nicht und müsse nachgebessert werden, weil es insbesondere noch zu viele Gewaltseiten durchlässt. Bemängelt wurde aber auch, dass JusProg bis vor kurzem Seiten wie bravo-de oder bild-de nicht mit einem Jugendschutzhinweis versah, die nach Kritikermeinung ebenfalls pornografische Inhalte anbieten oder darauf verlinken. Seit diesem Monat indiziert JusProg diese Seiten.

Es gibt Kritik an dieser Praxis. „Schutzprogramme sollten von wirtschaftlich unabhängigen Fachleuten konzipiert und mit einer Technik umgesetzt werden, die interessengeleitete Manipulationen ausschließt“, zitiert FOCUS die Kölner Pädagogin und Jugendschützerin Karla Etschenberg. Betroffene Anbieter könnten selbstverständlich als Berater hinzugezogen werden.

Dass die Erotikbranche auf der Ebene ihrer Angebote Verantwortung für den Jugendschutz übernimmt, kann wohl nur begrüßt werden. Ebenso das Bemühen, den Anforderungen des Jugendmedienschutz Staatsvertrages gerecht zu werden. Ob ein gemeinnütziger Verein, der eine breitere gesellschaftliche Verantwortungsübernahme intendiert, dafür das richtige Medium ist – darüber darf wohl diskutiert werden.

Informationen zu JusProg im Internet:
www.jugendschutzprogramm.de


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