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Nachhaltiger Fischfang: Kontroverse um Greenpeace-Ratgeber

Hamburg > Hochmodern ausgerüstete Fangflotten dringen immer tiefer in die Weltmeere und in größere Tiefen vor und verursachen ein dramatisches Schrumpfen der Fischbestände. So sieht es die Greenpeace-Meeresexpertin Dr. Iris Menn in dem im November erschienen Greenpeace-Ratgeber „Fisch – beliebt, aber bedroht“. Eine positive Entwicklung vieler Fischbestände in der Nordsee verzeichnet der agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Bleser MdB. Viele Fischereien seien unzweifelhaft auf dem Weg in die Nachhaltigkeit. Den Greenpeace-Fischratgeber bezeichnet Bleser als „ein weiteres Beispiel für gezielte Verbraucherdesinformation“.

Jedes Jahr werden weltweit schätzungsweise 100 Millionen Tonnen Fisch verzehrt. Jeder Deutsche isst durchschnittlich 15,6 Kilogramm Fisch pro Jahr. Alaska-Seelachs, Hering und Lachs stehen auf den Speiseplänen obenan. Weltweit werden von den kommerziell genutzten Fischbeständen nach Schätzungen der Welternährungsorganisation 52 Prozent bis an ihre Grenze genutzt. 19 Prozent werden überfischt und 8 Prozent sind bereits erschöpft. Das alles berichtet der Greenpeace-Fischratgeber.

Greenpeace sieht einen Lösungsweg: Es muss weniger Fisch aus den Weltmeeren geholt werden, und das mit schonenderen Fangmethoden, die z.B. unnötigen Beifang vermeiden und den Meeresboden nicht zerstören. Aquakulturen sind für die Umweltschützer keine Alternative: Für die Thunfischmast zum Beispiel würden 20 Kilogramm an wild gefangenem Fisch pro Kilogramm Thunfisch benötigt. Zertifikate wie das „Marine Stewardship Council“ (MSC) oder „Friend oft he Sea“ (FOTS) sind aus Sicht von Greenpeace nicht streng genug, aber ein Schritt in die richtige Richtung. Mit seinem Ratgeber wendet sich Greenpeace an den Verbraucher, dem der Lebensmittelhandel unzureichend gekennzeichnete Produkte anbiete. In der Broschüre werden im Handel verfügbare Fischarten in Bezug auf den Konsum kategorisiert als „nicht vertretbar“, „noch vertretbar“ und „zu bevorzugen“. Karpfen ist danach z.B. zu bevorzugen, Thunfisch noch und Hering nicht vertretbar.

Diese Kategorisierungen kritisiert der CDU-Agrarpolitiker Peter Bleser: Die Bestände der von Greenpeace als bedroht eingestuften Fischarten wie Garnele, Hering oder Scholle seien gesund. Dagegen werde der für den Verzehr empfohlene Pangasius-Fisch oft unter umweltpolitisch fragwürdigen Bedingungen in Fischfarmen in Vietnam aufgezogen. Greenpeace informiere Verbraucher aus rein ideologischen Beweggründen gezielt falsch. Bleser äußerte sich aus Anlass eines Beschlusses der EU-Fischereiminister über vorläufige Fischfangquoten für das kommende Jahr, den er begrüßte. Der Bundestagsabgeordnete stellt in einer Presseerklärung fest, dass „sich Bestände wie Scholle, Seezunge oder Kabeljau in der Nordsee seit Jahren positiv entwickeln und sich viele Fischereien unzweifelhaft auf dem Weg in die Nachhaltigkeit befinden.“

Für die Greenpeace-Expertin Menn lässt sich Nachhaltigkeit im Fischfang dagegen nicht auf die Bestandsgrößen reduzieren. Greenpeace bewerte eben auch die Nachhaltigkeit der Fangmethoden. So sei etwa der Bestand an Schollen gut, gefangen würden die Tiere aber mit Grundschleppnetzen, und daher werde der Fisch nicht empfohlen. Und bei dem Pangasius-Fisch werde der Bezug aus vietnamesischen Öko-Aquakulturen mit Verzicht auf Futtermittel-Fischerei empfohlen. An den CDU-Agrarpolitiker Bleser habe Greenpeace nun einen Brief gesandt und man sei gespannt auf den Dialog.

Der Greenpeace-Fischratgeber im Internet:
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/meere/Fischratgeber_Nov_2009.pdf


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