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CSR-Norm ISO 26000 in diesem Jahr auf der Zielgeraden

Berlin > Im September 2002 setzte die internationale Standardisierungsorganisation ISO eine Expertengruppe ein. Das Team sollte überprüfen, ob eine internationale Norm zur CSR machbar und sinnvoll ist. Seither haben über 400 Experten aus 91 Ländern daran gearbeitet, die ISO 26000 mit dem Titel “Guidance on Social Responsibility” zu erstellen. Inzwischen liegt eine fortgeschrittene Entwurfsversion vor, 99 Seiten stark und in englischer Sprache verfasst. Die Verabschiedung der Norm soll noch in diesem Jahr erfolgen.

Eine Besonderheit: die Norm gilt nicht nur für Unternehmen, sondern für jede Form von Organisation (also auch für Nichtregierungsorganisationen wie Verbände, Kirchen, Parteien oder Behörden). Bis zur Verabschiedung sind einige kontroverse Punkte zu klären, insbesondere Länge und Lesbarkeit der Norm, die Reichweite der Verantwortung von Organisationen (zum Beispiel in ihrer Zulieferkette) und die Frage, unter welchen Umständen Unternehmen durch ihr Handeln in bestimmten Ländern an Gesetzesverstößen mitschuldig werden. Der “Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung” findet nicht nur Zustimmung. Kritisiert wird, das Werk sei normtechnisch schlecht gemacht, wolle das Zusammenleben der Menschen und deren Wirtschaften neu erfinden und ziele vor allen Dingen darauf, Beratern und Zertifizierungsorganisationen neue Geschäftsfelder zu eröffnen. Auch die Zuständigkeit der ISO für eine Norm, bei der es um ethische und moralische Fragen geht, wird bezweifelt.

Der Leitfaden orientiert sich an älteren Regelwerken wie etwa dem UN Global Compact und den Normen der Internationalen Arbeitnehmerorganisation ILO. Kernthemen der CSR-Norm sind Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, Umwelt, faires Handeln sowie Verbraucherfragen. Sieben grundlegende Prinzipien kennzeichnen die Norm: Verantwortlichkeit, Transparenz, ethisches Verhalten, die Berücksichtigung der Interessen von Anspruchstellergruppe, Respekt vor Gesetzten, Respekt vor internationalen Verhaltensnormen und Respektierung der Menschenrechte. In weiten Teilen liest sich die Richtlinie wie ein Handbuch zur CSR. Die Norm wirbt dafür, die Bedeutung von CSR für Organisationen zu erkennen. CSR verbessere das Verständnis gesellschaftlicher Prozesse und damit die Entscheidungsgrundlage von Organisationen, sei wichtig für das Risikomanagement und die Reputation der Organisation in der Öffentlichkeit und damit auch ein wichtiger Wettbewerbsfaktor, heißt es in dem Text. Ausdrücklich werden auch kleinere und mittlere Organisationen ermutigt, sich den in der Norm genannten Anforderungen zu stellen – wenn auch nicht bis in alle Details. In einem Anhang werden sektorübergreifende Initiativen sowie sektorbezogene Initiativen zur CSR vorgestellt.

Der englische Entwurf der ISO 26000 im Internet:
http://isotc.iso.org/livelink/livelink/fetch/2000/2122/830949/3934883/3935837/ISO_DIS_26000_Guidance_on_Social_Responsibility.pdf?nodeid=8385026&vernum=0


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