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fish international bietet praktische Lösungen für eine nachhaltige Fischwirtschaft

Bremen > Die diesjährige fish international bietet zahlreiche Neuigkeiten – viele davon mit Bezug zur gesellschaftlichen Unternehmensverantwortung. „Nachhaltigkeit in der Fischbranche“ lautete das Thema dieses Treffpunkts der deutschen Fischwirtschaft. So präsentiert sich auf der 12. fish international, die noch bis Dienstag dauert, erstmals die neu gegründete Handelsorganisation TransGourmet seafood.

In der TransGourmet Holding bündeln REWE und Coop ihre Einkaufsaktivitäten und haben dort jeweils 50 Prozent ihrer Handelsgesellschaften eingebracht. Das angegliederte Unternehmen TransGourmet seafood hat seinen Sitz in Bremerhaven, wird derzeit in das Handelsregister eingetragen und soll mit frischem Fisch und Tiefkühlware einen Jahresumsatz von 65 Millionen Euro abwickeln. Das neue Unternehmen startet mit der Devise „Genießen mit Verantwortung“ und bietet in seinem SB-Frischfischprogramm für den Endverbraucher nur Fisch aus nachhaltigen Ressourcen. Viele Produkte tragen das blaue Siegel des Marine Stewardship Council (MSC), andere stammen aus nachhaltiger Aquakultur. An der Frischfischtheke stammen alle Fische aus quotengerechten Fängen und sind in ihrer Herkunft eindeutig nachvollziehbar; ansonsten werden hier Nachhaltigkeitskriterien weniger streng erfüllt. „Der Koch in der kleinen Restaurantküche ist preisfokussiert“, berichtet Klaus Hoffmann von TransGourmet seafood. Viele Restaurantbesitzer hätten die Chancen zu einer Differenzierung im Wettbewerb, die in einem nachhaltigen Fischangebot stecken, noch nicht erkannt. Im Endkundengeschäft werde der zertifizierte und nachhaltige Fisch erfolgreich verkauft. Eine Produktlinie mit MSC-zertifiziertem Fisch wird derzeit auch im Discountbereich bei Penny erfolgreich vermarktet, berichtet Hoffmann.

Probleme gebe es bei dem stark nachgefragten Rotbarschfilet: Hier sehe Island als Erzeugerland die Bedeutung einer MSC-Zertifizierung nicht und finde mit seinen nicht-zertifizierten Fischangeboten weniger Anklang im Handel. Auch Norwegen habe sich lange gegen eine MSC-Zertifizierung seiner Produkte gewehrt und diesen Wiederstand vor etwa zwei Jahren aufgegeben. Nun gebe es von dort Makrelen und Hering mit dem MSC-Siegel und bald auch zertifizieren Kabeljau.

Informationen über den nachhaltigen Fischfang sind ein Angebot, mit dem der Fachhandel im Kundenkontakt punkten kann. Dazu präsentiert der Waagen-Hersteller BIZERBA auf der Bremer Fischmesse eine Touchscreen-Waage mit Internetanschluss, die dem Verkäufer auf einem Bildschirm übersichtlich Informationen zur Herkunft und zu den Fischbeständen eines zum Verkauf angebotenen Fisches zur Verfügung stellt und ihn so für das Kundengespräch „munitioniert“. Diese Informationen bezieht die Kasse online aus einem Fachportal im Internet. Auf Käuferseite erscheint auf einem Bildschirm ein Hinweis auf die MSC-Zertifizierung des Fisches und eine Website, auf der weitere Informationen bezogen werden können. Eine praktische Lösung für Nachhaltigkeitsinformationen am Point of Sale.

Die Definition von Nachhaltigkeitskriterien ist kein einfaches Geschäft. Im B2B-Bereich widmet sich dem die Organisation GLOBALGAP, ein weltweiter Zusammenschluss von Erzeugern und Händlern. Das Kürzel G.A.P. steht dabei für Standards einer guten Agrarpraxis, die GLOBALGAP weltweit etablieren und harmonisieren will. Das umschließt die Pflanzen- und Tierproduktion, Pflanzgut und Futtermittel – und die Aquakulturen. Die absolute Rückverfolgbarkeit eines Produktes durch alle seine Herstellungsphasen steht dabei ganz oben auf der Prioritätenliste. Aber auch umweltbezogene und soziale Kriterien bilden wichtige Elemente dieses Standards, nach dem etwa 130 unabhängige Zertifizierungsstellen weltweit Unternehmen zertifizieren. Soziale Aspekte werden dabei in einem sogenannten GRASP-Modul erfasst.

Derzeit läuft ein vom World Wildlife Fund (WWF) koordinierter Dialogprozess zum Thema Aquakulturen. Etwa 2.000 Produzenten, NGOs, Wissenschaftler und andere Stakeholder arbeiten an sozialen und umweltbezogenen Standards, die vorhandene GLOBALGAP-Richtlinien zu den Aquakulturen ergänzen sollen. Ein aufgrund der sehr diversen Aufzuchtbedingungen für unterschiedliche Fischarten sehr anspruchsvoller Prozess. Für die Aquazucht des Tilapia wurde dieser Dialog im Dezember abgeschlossen und Standards sind festgelegt. Für den Pangasius steht der Abschluss unmittelbar bevor. Dort wurden allein bei der letzten öffentlichen Anhörung zu den Aquazuchtstandards für diesen Fisch über 100 Kommentare eingebracht, die in den Dialog einbezogen werden sollen.

Deutschland ist kein Fischesserland, berichtet Sandra Kess vom Fisch-Informationszentrum e.V. Vielen ist die Zubereitung von Fisch zu kompliziert. Knapp 16 Kilogramm beträgt der Pro-Kopf-Verbrauch an Fischprodukten in Deutschland jährlich. Zum Vergleich: In Island sind es etwa 90 Kilogramm. Vielleicht trägt ja das Wissen um die Nachhaltigkeit von Fischzucht und Fischfang dazu bei, Deutschen die Fische schmackhafter zu machen.

Weitere Informationen im Internet:
www.fishinternational.de
www.msc.org/de


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