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Strategische Betrachtung fördert Nachhaltigkeit im Immobilienmanagement – Zertifikate heute bedeutungslos

München > Zertifikate für nachhaltiges Bauen sind zu einseitig an der Ökologie ausgerichtet, Aufwand und Kosten des Zertifizierungsprozesses werden den Bedürfnissen der Nachfrage nicht gerecht und Zertifikate sind angesichts anderer immobilienspezifischer Kennzahlen mit Nachhaltigkeitsbezug (wie etwa dem Energieverbrauch) überflüssig. Zudem mindert ihre große Vielzahl deren Transparenz und Akzeptanz in der Branche. Diese skeptischen Einschätzungen zur Bedeutung von Zertifikaten wie dem LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) und dem Deutschen Gütesiegel für nachhaltiges Bauen (DGNB) finden sich in einer Roland Berger Studie zur Nachhaltigkeit im Immobilienmanagement. Die Erhebung basiert auf einer Ende 2009 durchgeführten Onlinebefragung bei über 40 Immobilienmanagern aus Deutschland, der Schweiz und Österreich. Die Befragten glauben jedoch auch, dass Nachhaltigkeitszertifikate in der Zukunft eine immer wichtigere Rolle als Werttreiber für Immobilien spielen werden; sie erwarten innerhalb der nächsten fünf Jahre einen signifikant höheren Anteil an zertifizierten Immobilien.

Die Kernthese der Roland Berger Studie lautet: Gewerbeimmobilien werden in den kommenden Jahren zunehmend als strategische Ressource wahrgenommen. Während ihre Betrachtung als Produktionsfaktor lediglich Raum für Kostensenkungen bietet, ermöglicht die neue Sichtweise Investitionen in Nachhaltigkeit. Bisher werden Immobilien von 36 % der Studienteilnehmer als strategische Ressource angesehen; schon in fünf Jahren soll dies durch die Verankerung eines nachhaltigen Immobilienmanagement in der Unternehmensstrategie bei 46 % der Fall sein. Die Ergebnisse der Befragung weisen darauf hin, dass über 70 % der Bauherren, Investoren und Mieter für nachhaltige Immobilien höhere Kosten in Kauf nehmen werden – und zwar durchschnittlich bis zu 9 %. Daraus errechnen die Consultants ein zusätzliches Investitionspotenzial von rund 13 Milliarden Euro in Deutschland, 1,4 Milliarden Euro in der Schweiz und 1,3 Milliarden Euro in Österreich. Nach Einschätzung der Befragten akzeptieren Mieter einen Aufschlag von durchschnittlich 4,5 % für nachhaltige Immobilien. Ein Viertel der Befragten sieht diese Bereitschaft auch dann, wenn der ‘Nachhaltigkeitszuschlag’ nicht durch Einsparungen im Energieverbrauch hereingeholt werden kann.

Insgesamt wird die Nachhaltigkeit im Immobilienmanagement von den Befragten nicht als kurzfristiger Hype, sondern als langfristiger Trends betrachtet. 45 % verstehen darunter insbesondere die Schonung knapper Ressourcen, 36 % betonen den Shareholder Value, 30 % jeweils den Klimaschutz und den technischen Fortschritt und weitere 28 % ordnen ihn unter dem Überbegriff Corporate Social Responsibility ein (Mehrfachnennungen waren bei dieser Frage möglich). Lediglich 6 % sprechen dagegen von einer Modeerscheinung. Bei der Zielsetzung des Nachhaltigkeitsmanagement im Immobiliensegment dominiert mit 67 % der Aspekt der Werterhaltung (Wertsteigerung), gefolgt von der Senkung der Energiekosten (58 %), der Senkung von Bewirtschaftungskosten (55 %) und dem Imagegewinn (50 %). Facility-Management-Dienstleister bieten bei der Umsetzung eines nachhaltigen Immobilienmanagements noch keine ausreichende Unterstützung; 58 % der Befragten halten das derzeitige Angebot für zu niedrig.

Weitere Informationen zur Studie im Internet:
http://www.rolandberger.com/media/pdf/Roland_Berger_Nachhaltigkeit_im_Immobilienmanagement_final_20100401.pdf


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