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EU beschließt neue Regeln für Lebensmittel-Packungen

Die EU muss will damit gegen Übergewicht vorgehen. Doch wer die neuen Angaben auf den Verpackungen lesen möchte, muss zumindest gute Augen besitzen. Verbraucherschützer scheiterten mit der Forderung nach einer Nährwert-Ampel. Die deutsche Lebensmittelwirtschaft sieht sich bestens gerüstet.

Brüssel > Im Kampf gegen Übergewicht haben die Verbraucherminister der Europäischen Union eine neue Lebensmittel-Kennzeichnung beschlossen. Damit sollen Verbraucher künftig schneller erkennen können, ob ein Joghurt oder eine Limonade eine Kalorienbombe ist. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) trug den Beschluss mit, mahnte aber weitere Nachbesserungen etwa beim Herkunfts-Nachweis von Lebensmitteln an.

Nach der Einigung der EU-Staaten werden Nährwert-Tabellen auf den Verpackungen erstmals europaweit Pflicht. Damit muss der Kaloriengehalt künftig auf jedem Lebensmittel ausgewiesen werden. Zudem sollen Verbraucher ablesen können, wieviel Zucker, Fett, Salz oder Eiweiß pro 100 Gramm enthalten sind. Koffeinhaltige Produkte müssen zudem einen Warnhinweis für Schwangere oder Kinder tragen. Allergien auslösende Stoffe wie Nüsse, Gluten oder Eier müssen auch bei unverpackten Lebensmitteln erstmals gekennzeichnet werden.

Eine Nährwert-Ampel, wie sie Verbraucherschützer gefordert hatten, ist damit endgültig vom Tisch. Mit Rücksicht auf die Lebensmittelproduzenten lehnten es die EU-Staaten ab, einen besonders hohen Fett- oder Zuckergehalt mit roter Farbe kenntlich zu machen, einen mittleren mit Gelb und einen niedrigen mit Grün.

Die neuen Regeln treten in Kraft, wenn das Europaparlament wie geplant im Juni kommenden Jahres zugestimmt hat. Die Lebensmittelhersteller haben dann noch drei Jahre zur Umsetzung, kleinere Produzenten mit einem Umsatz von unter fünf Millionen Euro und weniger als 100 Mitarbeitern sogar fünf Jahre. Die meisten Verpackungen dürften damit erst im Sommer 2014 neu gekennzeichnet sein.

Aigner machte deutlich, dass die Einigung wegen des Widerstands einiger Mitgliedstaaten nicht perfekt sei. So bleibe etwa die Kennzeichnung von Fleisch “hinter den Erwartungen zurück”. So wird zwar künftig bei Fleisch die Herkunft auf den Verpackungen gekennzeichnet. Allerdings kann der Verbraucher nur ablesen, wo das Fleisch verpackt wird und nicht, wo es herstammt.

Auch die Kennzeichnung von Lebensmittel-Imitaten wie dem sogenannten Analog-Käse nannte Aigner nicht ideal. Denn viele Verbraucher dürften mit dem Hinweis “Käse aus pflanzlichen Ölen” oder “Formschinken” für zusammengepresste Fleischteile nicht viel anfangen können.

Das Europaparlament hatte im Juni schärfere Regeln gefordert. Die Volksvertreter fordern unter anderem Kalorienangaben auf der Vorderseite der Verpackung und nicht im Kleingedruckten auf der Rückseite. Denn die Mindestschriftgröße, auf die sich die EU-Staaten für die Angaben nun einigten, ist winzig: 1,2 Millimeter gemessen am kleinen “x”.

“Die deutsche Lebensmittelwirtschaft ist für die neue verpflichtende Nährwertkennzeichnung bestens gerüstet”, erklärte Matthias Horst vom Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde in Berlin, dem mehr als 500 Verbände oder Unternehmen der Nahrungsmittelbranche angehören. Bereits jetzt trügen mehr als 80 Prozent aller Verpackungen Angaben auf freiwilliger Basis.

Mit den neuen Regeln will die EU gegen Übergewicht vorgehen. Nach einem neuen Bericht der EU-Kommission ist mehr als die Hälfte der erwachsenen EU-Bevölkerung übergewichtig oder fettleibig. In Deutschland leiden demnach 13,6 Prozent der Erwachsenen an Fettsucht, im EU-Schnitt sind es 15,5 Prozent. Zudem sind rund zwölf Prozent der deutschen Kinder übergewichtig, Tendenz steigend.


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