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Unternehmensengagement in China – ein Thema für Partnerschaften?

Das SÜDWIND Institut fordert die Einbindung von Arbeitsrechtsfragen in deutsch-chinesische Partnerschaften und kritisiert Arbeitsbedingungen bei Zulieferern von adidas, Aldi und in chinesischen Metro-Märkten. Von der Metro kommt Kritik an der SÜDWIND-Studie; der Besuch des Metro-Vorstands bei Greenpeace sei ein Hinweis auf die Dialogbereitschaft des Unternehmens. Kontrovers diskutiert wird die Bedeutung des BSCI.

Düsseldorf > Die „soziale Dimension des deutschen Wirtschaftsengagements in China“ soll ein Thema in den 106 Partnerschaften deutscher Kommunen und Länder mit chinesischen Städten und Provinzen werden. Das forderten Vertreter des SÜDWIND Instituts für Ökonomie und Ökumene der Evangelischen Kirche im Rheinland am Donnerstag bei einer Konsultation in Düsseldorf. Thematisiert würden solche Arbeitsbeziehungen bisher lediglich in den China-Partnerschaften von Rheinland-Pfalz und der Stadt Frankfurt am Main. SÜDWIND stellte bei der Konsultation zugleich eine Studie vor, die das Engagement von adidas, Aldi und Metro in China kritisch beleuchtet:

Kritik an adidas, Aldi und Metro

Wie Ingeborg Wick von SÜDWIND sagte, würden bei chinesischen Zulieferfirmen von adidas und ALDI häufig zu viele Urlaubsstunden geleistet, diese würden zum Teil nicht angemessen vergütet und in einigen Betrieben würden keine Sozialabgaben gezahlt und kein bezahlter Mutterschaftsurlaub gewährt. Die deutschen Unternehmen seinen für die Arbeitsbedingungen ihrer Lieferanten mitverantwortlich. Eine besondere Verantwortung träfe dabei die Metro AG, die in China eigene Märkte unterhält. Dort sei zwar der Umgang mit den eigenen Arbeitnehmern in Ordnung, die kritisierten Arbeitsbedingungen fänden sich aber bei externen Mitarbeitern.

In einer anschließenden Diskussionsrunde verteidigte der Leiter Konzernkommunikation und Politik der Metro AG, Dr. Michael Inacker, das Engagement seines Unternehmens: Einige Zahlenangaben in dem SÜDWIND-Bericht seien falsch und auf einige der externen Mitarbeiter und deren Arbeitsbedingungen habe die Metro keinen Einfluss. Zugleich kritisierte er, SÜDWIND habe Anfragen an den Konzern so spät gestellt, dass dieser darauf nicht mehr entsprechend reagieren konnte. Die Globalisierung verbessere die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen schrittweise, sagte Inacker. So seien inzwischen 300 Millionen Chinesen aus der Armut in den Mittelstand aufgestiegen.

BSCI kontrovers diskutiert

Kontrovers diskutiert wurde die Rolle der Business Social Compliance Initiative (BSCI). Wick wies darauf hin, dass es sich dabei um eine Unternehmensinitiative handele, die nur punktuell mit Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften zusammenarbeite. SÜDWIND hält Unternehmensinitiativen für nicht ausreichend und fordert eine stärkere Verankerung von Arbeits- und Sozialrechten im Völkerrecht. Nach den Erfahrungen von Inacker und der Metro funktioniere der BSCI und die von diesem organisierten Sozialaudits in Zulieferbetrieben gut und weise die Unternehmen frühzeitig auf mangelnde Sozialstandards hin. Andererseits sei das öffentliche Interesse an Konzernen groß und die Transparenzanforderungen an die im deutschen Aktienindex (DAX) verzeichneten Unternehmen hoch, sodass diese schon aus Eigeninteresse nachhaltig handeln würden.

Metro-Vorstand besucht Greenpeace

Die Metro wolle sich dem gesellschaftlichen Dialog stellen. Als Beispiel dafür berichtete Inacker, dass der Metro-Vorstand vor wenigen Wochen geschlossen bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace zu Gast gewesen sei. Der Dialog zwischen Unternehmen und NGOs werde natürlich kritische Anfragen enthalten, müsse aber fair ablaufen, forderte er.

Die SÜDWIND-Studie steht hier zum Download zur Verfügung (PDF).

Foto: Dr. Michael Inacker (li.) mit Moderator Dr. Wolfgang Kessler


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