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Brauchen wir einen Mindestlohn?

Nürnberg > Die Frage nach der Einführung eines Mindestlohns bewerteten Referenten beim Kongress christlicher Führungskräfte in Nürnberg kontrovers: Für einen branchenübergreifenden Mindestlohn sprach sich der Fürther Oberbürgermeister Thomas Jung aus. In seiner Stadt erlebe er einen deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit, ohne dass sich die Zahl der Hartz-IV-Empfänger nennenswert verringere, sagte der SPD-Politiker. Schuld daran seien schlecht bezahlte Arbeitsverhältnisse, die Arbeitnehmer in der Abhängigkeit von ergänzender staatlicher Hilfe belasse. Dies zerstöre das Selbstwertempfinden der Arbeitnehmer und belaste die Familien, in denen Kinder erlebten: Wir bleiben trotz Arbeit arm. Es sei ein Punkt erreicht, an dem er von Christen hierzu eine dezidierte Stellungnahme erwarte, sagte Jung.

Dagegen betonte der Dekan der Freien Theologischen Hochschule Gießen, Stephan Holthaus, dass bei der Gestaltung der Löhne die „Balance zwischen Einzahlern und Auszahlern“ zu beachten sei. „Ist der Mindestlohn gerecht?“, fragte Holthaus. Solidarität dürfe nicht nur den Arbeitnehmern, sondern müsse auch den Arbeitgebern gelten. Insgesamt stellte Holthaus ein wachsendes Interesse an wirtschaftsethischen Fragen fest. Während alle Welt über Werte diskutiere, könnten nur wenige diesen Begriff füllen. Noch schwieriger sei es, eine gemeinsame Rangordnung der wichtigsten Werte zu entwickeln. Die Anzahl wirtschaftsethischer Lehrstühle an den Hochschulen sei enorm gestiegen. Darin komme eine neue Sehnsucht nach Orientierung zum Ausdruck, so Holthaus.


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