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Politiker fahren immer noch gerne in Spritschleudern

Wenn es um ihre Dienstlimousine geht, haben viele Politiker die Energiewende noch nicht vollzogen. Kein Bundesminister erfülle mit seinem Dienstwagen die seit drei Jahren geltenden EU-Klimagaswerte von 140 Gramm CO2 je Kilometer, bei den Ministerpräsidenten sehe es ähnlich aus.

Berlin > Wenn es um ihre Dienstlimousine geht, haben viele Politiker die Energiewende noch nicht vollzogen. Die am Montag in Berlin veröffentlichte jährliche Dienstwagenerhebung der Deutschen Umwelthilfe zeigt nur geringfügige Verbesserungen beim Spritverbrauch. Kein Bundesminister erfülle mit seinem Dienstwagen die seit drei Jahren geltenden EU-Klimagaswerte von 140 Gramm CO2 je Kilometer, bei den Ministerpräsidenten sehe es ähnlich aus.

Innerhalb der Bundesregierung sorgen der Erhebung zufolge die beiden FDP-Minister Philipp Rösler und Rainer Brüderle für den größten CO2-Ausstoß. Der VW Phaeton von Gesundheitsminister Rösler komme auf 224 Gramm CO2, der Mercedes E350 von Wirtschaftsminister Brüderle auf 203 Gramm. Während Rösler immerhin nun einen Dienstwagen mit einem geringeren Ausstoß als im Vorjahr hat, legte Brüderle im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu – sein Mercedes E220 hatte 2010 mit 144 Gramm CO2-Ausstoß den Bestwert im Kabinett.

Röslers Sprecher Christian Lipicki erklärte, die Umweltverträglichkeit des Dienstwagens habe für den Gesundheitsminister einen hohen Stellenwert. Im August stehe der nächste turnusmäßige Austausch des Dienstwagens an. Dabei sei ohnehin geplant, ein emissionsärmeres Auto anzuschaffen.

Den geringsten CO2-Ausstoß hat nun der Audi A6 von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) mit 153 Gramm CO2. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) fährt einen Audi A8, der 174 Gramm ausstößt. Er liegt damit auf Rang zwei der Bundesminister.

In den Landesregierungen steht Hessen für die negativen Spitzenwerte. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hat mit einem VW Phaeton mit 348 Gramm CO2-Ausstoß die größte Spritschleuder der Regierungschefs, sein Innenminister Boris Rhein hält mit 353 Gramm CO2-Ausstoß in seinem Audi A8 gar den Negativrekord aller Spitzenpolitiker.

Beim durchschnittlichen Verbrauch der gesamten Landesregierung liegt Hessen mit 221 Gramm CO2 dennoch nur auf dem vorletzten Platz. Schlusslicht ist hier Bayern mit einem Kabinetts-Durchschnitt von 224 Gramm. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) fährt ebenso wie Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) in diesem Jahr einen Dienstwagen mit einem höheren Verbrauch als im Vorjahr.

Insgesamt tun sich die Stadtstaaten mit dem Spritsparen offenbar leichter: Bremen, Berlin und Hamburg haben den geringsten durchschnittlichen CO2-Ausstoß der Landesregierungen. In Bremen bleibt die Hälfte der acht Regierungsmitglieder unter der von der EU als Ziel für Pkw ausgegebenen 140-Gramm-Marke.

Den Bestwert aller Politiker hat die Berliner Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke), deren Toyota Prius mit einem Wert von 92 Gramm CO2 sogar deutlich unter dem erst ab 2012 geltenden EU-Grenzwert von 120 Gramm liegt. Auch die saarländische Umweltministerin Simone Peter (Grüne) liegt mit ihrem VW Passat mit 114 Gramm darunter, der nordrhein-westfälische Grünen-Umweltminister Johannes Remmel schafft mit 137 Gramm immerhin den aktuellen Grenzwert.


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