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Global Compact: Die Zehn Gebote

Seinen Befürwortern gilt er als Vorzeigeprojekt, seine Gegner bemängeln die Unverbindlichkeit. Kontroverse Diskussionen begleiten den Global Compact der Vereinten Nationen bis zum heutigen Tage. Kann sich die Idee von der globalen Partnerschaft trotzdem etablieren?

Von Thomas Feldhaus

Letztes Jahr feierte der Global Compact sein 10-jähriges Bestehen. Er gilt als die größte internationale Initiative für Corporate Social Responsibility. Im Juli 2000 mit viel Beifall, aber auch viel Kritik gestartet, haben sich dem Global Compact inzwischen mehr als 8.000 Teilnehmer angeschlossen, davon etwa 5.500 Unternehmen aus 135 Nationen. Dem deutschen Netzwerk gehören etwa 200 Mitglieder an.

Neun + Eins

Im Faustschen Sinne „Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehen“ schlug der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan 1999 auf dem World Economic Forum in Davos einen globalen Pakt zwischen Unternehmen und den Vereinten Nationen vor. In den folgenden Monaten warb Annan in persönlichen Briefen an Unternehmenslenker internationaler Konzerne für seine Idee. Im Sommer dann die konstituierende Sitzung mit 44 teilnehmenden Unternehmen. Fortan verpflichteten sich die Unternehmen mit ihrer Unterschrift zu den neun Prinzipien des Global Compact in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsnormen und Umwelt. Erst 2004 wurde die Korruptionsbekämpfung durch intensive Bemühungen von „Transparency International“ als zehntes Prinzip aufgenommen.

Von der Unterschrift zur Überschrift

Die zehn Prinzipien sollen die Grundlage der Unternehmenspolitik im Umgang mit Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern und Investoren sein, sie müssen im Kerngeschäft verankert werden. Dem Vorwurf, die Wirtschaft würde durch den Global Compact primär Imagevorteile erzielen, also ein sogenanntes „bluewashing“ betreiben, steht die Pflicht zur jährlichen Berichterstattung gegenüber. Anfangs als Kurzbericht gedacht, musste die sogenannte Fortschrittsmeldung seit 2003 in die jährliche Unternehmensberichterstattung einfließen. Die Resonanz war gering und führte 2005 zu einer weiteren Verschärfung. Die Meldung ist nach wie vor obligatorisch und muss an das Organisations-Büro gerichtet werden. Versäumnisse werden jedoch veröffentlicht und führen in einem weiteren Schritt zum Ausschluss. Mithilfe solcher Sanktionen konnte der Global Compact seine Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit beweisen. Fast 1.800 Unternehmen wurden inzwischen ausgeschlossen. Diese Form der Sanktion wird von vielen teilnehmenden Unternehmen als Regulativ geschätzt, manche wünschen sich trotzdem vertiefende inhaltliche Kontrollen. „Beispielsweise durch stichprobenartige Überprüfungen der Fortschrittsmeldungen durch das GC-Büro oder unabhängige Dritte“, schlägt Christine Bossak, Sprecherin für CSR bei der Metro-Group, vor. Gleichwohl sollen Sanktionen nicht das zentrale Instrument werden, insbesondere die Unternehmen halten das Prinzip der Freiwilligkeit für absolut bedeutend. Ein neuer Weg, den Problemen mit der Berichtspflicht zu begegnen, ist die differenzierte Berichterstattung. Insbesondere für KMUs stellte der Fortschrittsbericht eine Hürde dar, etwa aufgrund fehlender Ressourcen. Der Global Compact hat in den vergangenen zehn Jahren schon viel erreicht, nun geht es um die Marschroute für die nächste Dekade. Die neu geschaffene Plattform „Corporate Sustainability Leadership“ (LEAD), der sich im Januar 54 Unternehmen angeschlossen haben, soll in eine „neue Ära der Nachhaltigkeit“ führen. Lead wird bis 2012 als Pilotprojekt bestehen, in dieser Zeit müssen die LEAD-Unternehmen den bereits erwähnten Blueprint umsetzen. Teil der Umsetzung sind neben der Integration der 10 Global Compact Prinzipien in die Unternehmensstrategie konkrete Aktivitäten zur Unterstützung von UN-Zielen, insbesondere der Millennium Development Goals sowie eine entsprechend umfassende Berichterstattung. Ein Hintergrund war die Feststellung, dass ein großer Teil der Wirtschaft sich noch völlig unzureichend mit Nachhaltigkeitsfragen beschäftigt.

Mit neuen Ansätzen in die Zukunft

Der Global Compact hat in den vergangenen zehn Jahren schon viel erreicht, nun geht es um die Marschroute für die nächste Dekade. Die neu geschaffene Plattform „Corporate Sustainability Leadership“ (LEAD), der sich im Januar 54 Unternehmen angeschlossen haben, soll in eine „neue Ära der Nachhaltigkeit“ führen. Lead wird bis 2012 als Pilotprojekt bestehen, in dieser Zeit müssen die LEAD-Unternehmen den bereits erwähnten Blueprint umsetzen. Teil der Umsetzung sind neben der Integration der 10 Global Compact Prinzipien in die Unternehmensstrategie konkrete Aktivitäten zur Unterstützung von UN-Zielen, insbesondere der Millennium Development Goals sowie eine entsprechend umfassende Berichterstattung. Ein Hintergrund war die Feststellung, dass ein großer Teil der Wirtschaft sich noch völlig unzureichend mit Nachhaltigkeitsfragen beschäftigt.

Am Ende wirkungslos?

Ein wesentliches Merkmal des Global Compact ist sein Selbstverständnis als Lern- und Dialogplattform. Insbesondere den internationalen Gedankenaustausch schätzen die Teilnehmer aller Sektoren. Einer der letzten deutschen Beitrittskandidaten ist die Metro-Group. Christiane Bossak: „Wir arbeiten in über 30 Ländern. Den weltweiten Dialog erleben wir als echten Mehrwert, wünschen uns aber einen kontinuierlicheren Austausch, durchaus auch als Online-Netzwerk“. Der konkrete Nutzen des Global Compact für die Unternehmen ist jedenfalls nur schwer messbar. Den zehn Prinzipien fühlten sich die teilnehmenden Unternehmen meist schon vorher verpflichtet. Zwar führt der Fortschrittsbericht, zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitsthemen, tief greifende Auswirkungen auf den geschäftlichen Alltag sind jedoch noch die Ausnahme. Vor allem die großen Unternehmen verfügen inzwischen über eine ausgeprägte Expertise in den angesprochenen Handlungsfeldern und können aus dem Netzwerk kaum bedeutenden Input erwarten Dr. Wolfram Heger, Senior-Manager CSR bei Daimler, nannte den Ausblick im Jahresbericht des deutschen Netzwerks: „Das CSR-Dach steht, hat aber noch Löcher, wo es reinregnet. Sie zu schließen bleibt Herausforderung für die nächsten Jahre“.


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