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Versace: Jeansherstellung ohne Sandstrahltechnik

Die italienische Luxusmarke Versace hat sich verpflichtet, nicht länger die gesundheitsschädliche Sandstrahltechnik bei der Herstellung von Jeans einzusetzen. Wie das Unternehmen bekannt gab, wird es sich der internationalen Kampagne zur Abschaffung dieser Technik anschließen. Versace war zunehmend unter Druck von Aktivisten geraten.

Mailand, Berlin > Die italienische Luxusmarke Versace hat sich verpflichtet, nicht länger die gesundheitsschädliche Sandstrahltechnik bei der Herstellung von Jeans einzusetzen. Wie das Unternehmen bekannt gab, wird es sich der internationalen Kampagne zur Abschaffung dieser Technik anschließen. Versace war zunehmend unter Druck von Aktivisten geraten. „Das ist ein großer Erfolg: Versace musste sich dem Druck der Konsumenten beugen“, so Julia Thimm vom INKOTA-Netzwerk. „Es zeigt, dass Unternehmen nicht einfach ignorieren können, wenn Arbeiter durch einen Modetrend gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sind“. Zuvor hatten bereits die Trendmarken New Yorker und die Billigkette Orsay bekannt gegeben, zukünftig auf die Sandstrahltechnik zu verzichten. Insgesamt haben sich inzwischen mehr als 20 Unternehmen der Kampagne angeschlossen, darunter bekannte Namen wie C&A, Esprit, H&M, Levis, Replay und die Metro. Luxuslabels wie Armani oder Dolce & Gabana haben bislang Informationen über den Einsatz der Sandstrahltechnik verweigert.

Die Sandstrahltechnik wird von den Herstellern eingesetzt, um den sogenannten Used-Look zu erzielen. Nach Erkenntnissen der Clean Clothes Campaign wird diese Technik häufig in kleinen Unternehmen in Bangladesch, Ägypten, China, der Türkei, Brasilien und Mexiko eingesetzt. Die betroffenen Arbeiter sind dem Sandstaub in der Luft meist ohne Schutzkleidung ausgesetzt. Der Staub kann dann zur sogenannten Staublunge (Silikose) führen, die unheilbar ist und zum Tode führt. Nach Angaben der Clean Clothes Campaign (CCC) sollen alleine in der Türkei mehr als 4000 Arbeiter von der Krankheit betroffen sein, mindestens 46 sind bereits an den Folgen gestorben. Zwar ist die Sandstrahltechnik in der Türkei inzwischen verboten, damit sind die Probleme aber noch nicht gelöst. Zum einen haben die Unternehmen die Produktion einfach in andere Länder verlagert, zum anderen bleiben die Arbeiter mit ihrer Krankheit häufig alleine. Die Clean Clothes Campaign fordert die Unternehmen deshalb nicht nur zum Verzicht auf, sondern will für die Betroffenen auch Entschädigungen und gesundheitliche Versorgung erreichen.

Mit dem Bekenntnis zum Verzicht ist es für die Unternehmen aber noch nicht getan, entscheidend wird die Umsetzung und Überprüfung der Absichtserklärung sein. INKOTA hat an dieser Stelle klare Vorstellungen. Die Umsetzung muss in der gesamten Lieferkette umgesetzt werden, überprüfbar durch Arbeitnehmervertretungen und Multistakeholder-Initiativen. Grundsätzlich strebt INKOTA allerdings ein vollständiges Verbot der Sandstrahltechnik an. Jeans im „used look“ sind nach wie vor in Mode. Um diesen Effekt auch ohne sandstrahlen zu erreichen, haben die Hersteller teilweise auf alternative Techniken umgestellt, wie beispielsweise das Stonewashing, die manuelle Bearbeitung oder chemische Verfahren. Optimal, auch unter Umweltgesichtspunkten, ist keines der Verfahren, im Gegensatz zur Sandstrahltechnik lassen sich Schutzmechanismen für die Arbeiter allerdings einfacher umsetzen. Julia Thimm: „Deshalb fordern wir auch die Designer auf, sich mit den Konsequenzen der von ihnen geschaffenen Modetrends auseinanderzusetzen“. Dazu bietet INKOTA auch Bildungsveranstaltungen an, um junge Designer frühzeitig für solche Themen zu sensibilisieren.

Weitere Informationen auf den Webseiten von Inkota und der Clean Clothes Campaign.


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