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Gannet Alpha: Der Ölunfall in der Nordsee und die Konsequenzen

Hamburg > Seit sieben Tagen fließt Öl aus der Shell-Plattform „Gannet Alpha“ in die Nordsee. Laut Shell sind aus dem ersten Leck 200.000 Liter Öl ausgetreten. Am Dienstag teilte der Konzern mit, dass das Leck weitestgehend dicht sei. Nun ist allerdings eine weitere undichte Stelle entdeckt worden. Damit verursacht „Gannet Alpha“ den schlimmsten Ölunfall in der Nordsee seit dem Jahr 2000, als 500 Tonnen Öl ins Meer strömten.

Die Naturschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) fordert anlässlich der Ölkatastrophe einen Stresstest für Ölförderung in der Nordsee. Im September 2010 einigte sich die OSPAR-Kommission (Übereinkommen zum Schutz des Nordostatlantiks und der Nordsee) auf erste Vorsorgemaßnahmen: Dazu gehört die Überprüfung der jeweiligen Bohr- und Förderaktivitäten sowie ein angemessener Informationsaustausch. Laut WWF müssen jedoch auch Regierungen und Anliegerstaaten Maßnahmen ergreifen, um Ölkatastrophen zu verhindern.

WWF kritisiert eine mangelnde Transparenz des Ölkonzerns. Ausmaß und Hergang des Unglücks seien immer noch unklar. Claudia Roth, Bundesvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bewertet den fehlenden Dialog von Shell als bewusste Kalkulation. Ihrer Meinung nach spekuliere die Konzernleitung darauf, dass sich der Ölteppich im Meer verteilt bevor das ganze Ausmaß der Katastrophe offensichtlich werden könne, erklärt die Politikerin in einer Pressemitteilung. Roth fordert von der Bundesregierung: Shell müsse unter Druck gesetzt werden, damit Informationen über den Unfall ans Licht kommen. Zudem müsse es klare Haftungsregeln für Umweltzerstörungen geben.

Shell gibt sich in Bezug auf die Folgen des Unfalls optimistisch. Glen Cayley, Technischer Direktor Exploration and Production Europa, teilte mit: „Der Austritt von Öl aus dem Leck an der Zulieferleitung zur Gannet Alpha-Plattform geht weiter zurück und beträgt momentan weniger als ein Barrel pro Tag.“ Ein Barrel entspricht etwa 159 Litern. Der Ölfilm werde sich voraussichtlich auf eine Fläche von etwa 26 Quadratkilometer verteilen; Deshalb bestehe keine Notwendigkeit zum Einsatz chemischer Mittel. Der Ölfilm werde die Küsten voraussichtlich nicht erreichen. Shell steht nun vor der Herausforderung, die neue undichte Stelle genau zu lokalisieren.

Cayley verweist auch darauf, dass sein Unternehmen den Dialog mit Naturschutzorganisationen sucht: „Wir sind uns der Bedenken von Umweltorganisationen wie der Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) bewusst, dass jedwede Menge von Öl eine anhaltende Gefährdung für Tiere darstellt.“ Deshalb wurde für den Transport unabhängiger Vogelbeobachter in die Region gesorgt.


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