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Wird CSR in Europa verpflichtend?

Brüssel > Die EU-Kommission will Europas Wirtschaft mit einem Gesetz zur „Corporate Social Responsibility“ zwingen, dies berichtet die Wirtschaftswoche in ihrer aktuellen Ausgabe. Sie bezieht sich auf einen Gesetzesentwurf von Industriekommissar Antonio Tajani und Binnenmarkt-Kommissar Michel Barnier. Danach sind für Unternehmen mit mehr als 205 Mitarbeitern oder mehr als 35 Millionen Euro Jahresumsatz verpflichtende CSR-Standards geplant. Für 2012 soll der Kommission ein konkreter Gesetzesentwurf zur Berichtspflicht vorgelegt werden.

Brüssel > Die EU-Kommission will Europas Wirtschaft mit einem Gesetz zur „Corporate Social Responsibility“ zwingen, dies berichtet die Wirtschaftswoche in ihrer aktuellen Ausgabe. Sie bezieht sich auf einen Gesetzesentwurf von Industriekommissar Antonio Tajani und Binnenmarkt-Kommissar Michel Barnier. Danach sind für Unternehmen mit mehr als 205 Mitarbeitern oder mehr als 35 Millionen Euro Jahresumsatz verpflichtende CSR-Standards geplant. Für 2012 soll der Kommission ein konkreter Gesetzesentwurf zur Berichtspflicht vorgelegt werden. In einer Stellungnahme äußerste sich der Handelsverband Deutschland (HDE) kristisch zu den Plänen. HDE-Europa-Experte Götz Brandau: „Anstatt die Berichterstattung über das gesellschaftliche Engagement der Unternehmen in ein Korsett zu zwingen, sollte die EU-Kommission nach Möglichkeiten suchen, die freiwilligen Anstrengungen der Unternehmen zu fördern und zu unterstützen. Die jetzt diskutierten Vorschriften erhöhen lediglich den bürokratischen Aufwand für die Unternehmen.“ Die in Erwägung gezogenen Berichtspflichten würden zu einer Verschwendung von an anderen Stellen besser investierten Geldern führen. Brandau: „Nicht ohne Grund hat das nationale CSR-Forum, das Bundesregierung, Wirtschaft und Nichtregierungsorganisationen an einen Tisch bringt, festgestellt, dass Verpflichtungen und Zwang kein geeigneter Weg sind, um freiwilliges Engagement zu fördern. Nach Angaben des HDE sind auch viele deutsche Einzelhandelsunternehmen mit CSR Maßnahmen aktiv, freiwillig und oft über gesetzliche Vorgaben hinausgehend.

Über die aktuelle Praxis der Nachhaltigkeitsberichterstattung in Europa hat das Beratungsunternehmen adelphi im Auftrag der Europäischen Kommission eine Untersuchung durchgeführt, die nun auch in deutscher Sprache vorliegt. Insgesamt ist die Anzahl der berichtenden Unternehmen immer noch relativ gering, ist ein Ergebnis. Allerdings hat der Umfang der Berichterstattung in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen, 4000 Berichte wurden registriert, davon 2000 aus Europa. Um ihre Stakeholder zu erreichen, setzen die Unternehmen ein breites Spektrum an Kommunikationskanälen ein. Die Orientierung an Berichtstandards wie GRI oder die Fortschrittsberichte des Global Compact kommen dabei zunehmend zum Einsatz, allerdings werden diese für KMUs oft als zu kompliziert empfunden. Als Hauptthema der Berichterstattung hat sich die Offenlegung der CO2-Emissionen durchgesetzt, neuere Themen wie beispielsweise Menschenrechte gewinnen aber auch an Bedeutung. Außerdem nimmt die Überprüfung durch externe Instanzen und das integrierte Reporting zu.

Die Bereitschaft zur Berichterstattung fällt von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich aus. Das Image ist vor allem für multinationale Konzerne eine der Triebfedern ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung, dies ist auch darauf zurückzuführen, dass internationale Konzerne wesentlicher Bestandteil weltumspannender Lieferketten sind und eher mit den ökologischen und sozialen Auswirkungen konfrontiert sind. Gegen eine Berichterstattung entscheiden sich oftmals kleinere und mittlere Unternehmen, weil sie einen erheblichen personellen und finanziellen Aufwand fürchten. Für die Empfänger der Nachhaltigkeitsberichte steht die Klarheit und Verbindlichkeit im Vordergrund. Qualitätsunterschiede in der Berichterstattung werden oftmals an der Unternehmensgröße festgemacht. Einigkeit zwischen Unternehmen und Stakeholdern besteht hinsichtlich des Sinns von CSR-Berichten. Sie stellen keinen Selbstzweck dar sondern dienen der Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens. Gleichwohl zweifeln viele Empfänger noch immer die Glaubwürdigkeit von Nachhaltigkeitsberichten an.

Welche Rolle spielen nun die Regierungen innerhalb der EU bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung? Die gewählten Schwerpunkte und genutzten politischen Instrumente unterscheiden sich in den einzelnen Ländern erheblich. Die Überprüfung dieser Maßnahmen in vielen Ländern zeichnet sich jedoch als Trend ab. Gleichzeitig berichten Unternehmen, insbesondere multinationale Konzerne, oftmals wesentlich umfangreicher als es politisch oder gesetzlich gewünscht bzw. erforderlich ist. Außerdem sind sowohl hinsichtlich der Qualität der Berichte als auch der politischen Vorgaben für die Nachhaltigkeitsberichterstattung nach wie vor erhebliche Unterschiede zu verzeichnen.


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