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Nachhaltigkeit in der Geschäftsreiseorganisation

Wie werden Geschäftsreisen in deutschen Unternehmen organisiert, spielt Nachhaltigkeit dabei eine Rolle? Dieser Frage ging der TÜV Rheinland zusammen mit dem Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) auf den Grund. Dazu wurde in den vergangenen Monaten eine Online-Befragung durchgeführt und mit Telefoninterviews ergänzt. Die Ergebnisse liegen nun vor und zeichnen ein höchst unterschiedliches Bild.

Berlin >  Wie werden Geschäftsreisen in deutschen Unternehmen organisiert, spielt Nachhaltigkeit dabei eine Rolle? Dieser Frage ging der TÜV Rheinland zusammen mit dem Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) auf den Grund. Dazu wurde in den vergangenen Monaten eine Online-Befragung durchgeführt und mit Telefoninterviews ergänzt. Die Ergebnisse liegen nun vor und zeichnen ein höchst unterschiedliches Bild.

Geschäftsbeziehungen kommen ohne persönliche Kontakte nicht aus, daran hat sich auch im vergangenen Jahr nichts geändert. Der Markt für Geschäftsreisen boomt. Allein für 2010 verzeichnet der VDR in seiner aktuellen Analyse fast 155 Millionen Geschäftsreisen die zusammen rund 43,5 Milliarden Euro gekostet haben. Wie werden diese Reisen organisiert? Rund die Hälfte der befragten Unternehmen verfügt über ein eigenes Travel Management. Dennoch ist die standardisierte und zentral organisierte Reisebuchung die absolute Ausnahme. In den meisten Unternehmen werden die Reisen von den betroffenen Mitarbeitern selbst organisiert oder von einem Abteilungssekretariat. Dazu steht den Mitarbeitern entweder ein internes Buchungssystem zur Verfügung, oder die Zusammenarbeit mit einem Vertragsreisebüro. Weit verbreitet ist auch die selbstständige Buchung im Internet, die sich dann aber meist an internen Reisrichtlinien orientieren muss. In derartigen Richtlinien werden meist Kostenaspekte und zeitliche Effizienz behandelt. Nachhaltigkeitskriterien spielen dabei kaum eine Rolle und wenn sich doch erwähnt werden, dann eher als Empfehlung und nicht als Vorschrift. In der Praxis zeigt sich, dass Unternehmen mit einer klar formulierten Nachhaltigkeitsstrategie auch klare Nachhaltigkeitsvorgaben für ihre Geschäftsreisen entwickelt haben. Insgesamt gibt die Hälfte der befragten Unternehmen an, Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Bereich Geschäftsreisen umzusetzen.

Nachhaltige Geschäftsreiseorganisation bedeutet für die meisten Unternehmen in erster Linie Vermeidung. Dies wird durch vorgeschaltete Genehmigungsprozesse erreicht oder, am weitesten verbreitet, durch Telefon- und Videokonferenzen sowie durch Maßnahmen zur Sensibilisierung der Mitarbeiter. Tatsächlich wird aber nur ein sehr geringer Teil der Geschäftsreisetätigkeit durch virtuelle Konferenzen ersetzt. Für die dann doch durchgeführten Reisen steht die Emissionsreduzierung ganz oben auf der Prioritätenliste. Das bedeutet für die meisten Betriebe, bestimmte Transportmittel zu fördern, beispielsweise Bahn statt Flug. Bahnfahren tatsächlich als Grundsatz für Geschäftsreisen zu verankern machen dagegen nur sehr wenige Unternehmen. Zwar wird hier die persönliche Zeiteffizienz als Argument genannt, in der Praxis dürfte jedoch das immer noch prestigeträchtigere Fliegen der Grund sein. Freiwillig verzichten vermutlich nur wenige Mitarbeiter auf ihre Senatorcard zugunsten einer Bahncard. Noch nicht durchgesetzt haben sich die „grünen Hotels“. An die Übernachtungsmöglichkeiten stellen eher wenige Unternehmen Nachhaltigkeitsansprüche. Ebenfalls noch von geringer Bedeutung ist die Kompensation von CO2-Emissionen. Unternehmen die Maßnahmen zur Kompensation nutzen, setzen meist auf Investitionen in Umwelt- und Energieprojekte und zu einem kleineren Teil auf den Ankauf von Zertifikaten.

Ein wesentlicher Aspekt eines nachhaltigen Geschäftsreisemanagements ist die Festlegung von Zielen. Nur knapp die Hälfte der befragten Unternehmen nutzt die Möglichkeit, bisherige Anstrengungen zu evaluieren und Erfolge zu belegen. Dies gilt in gleicher Weise für die Messung von CO2-Emissionen durch die Geschäftsreisetätigkeit. Ein Grund für mangelndes Nachhaltigkeitsbewusstsein bei den Geschäftsreisen sind möglicherweise die Kosten. Zwar geben 41 Prozent der Unternehmen an durch die Nachhaltigkeitsmaßnahmen Kosten eingespart zu haben, aber für fast genauso viele (38 Prozent) haben diese Maßnahmen zu Mehrkosten geführt. Die Autoren der Untersuchung haben aus der Untersuchung drei Handlungsempfehlungen erarbeitet. Neben einer stärkeren Sensibilisierung der Mitarbeiter sehen sie vor allem klare Vorgaben und auch ein Vorleben des Managements als einen wichtigen Erfolgsfaktor, aber auch die Zentralisierung des Reisemanagements. Die komplette Studie, die im Rahmen des Forschungsprojekts „Nachhaltige Geschäftsreisen in Berlin“ durchgeführt wurde, bietet der TÜV-Rheinland zum Download an.


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