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Kirche und Wirtschaft: Hoher Anspruch und Versagen in der Praxis

Ein Kommentar von Achim Halfmann. In der vergangenen Woche tagte das oberste Leitungsgremium der Evangelischen Kirche im Rheinland – die Synode – in Bad Neuenahr. Die Tagung der 2,8 Millionen Mitglieder zählenden Kirche war überschattet von dem Skandal in einem ihrer Tochterunternehmen: dem bbz Bezüge- und Beihilfezentrum in Bad Dürkheim.

Ein Kommentar von Achim Halfmann

In der vergangenen Woche tagte das oberste Leitungsgremium der Evangelischen Kirche im Rheinland – die Synode – in Bad Neuenahr. Die Tagung der 2,8 Millionen Mitglieder zählenden Kirche war überschattet von dem Skandal in einem ihrer Tochterunternehmen: dem bbz Bezüge- und Beihilfezentrum in Bad Dürkheim. Dessen Geschäftsführung hatte für Kundengelder eine besonders riskante Anlageform gewählt und war dabei mutmaßlich Betrügern aufgesessen. Ende 2011 musste die Kirche ihre Unternehmenstochter mit 20 Millionen Euro vor der Zahlungsunfähigkeit retten. Seit 2008 hatte das bbz keinen geprüften Jahresabschluss mehr vorgelegt. Und spätestens Anfang 2011 hätte die Kirchenleitung bei der Bitte um eine hohe Ausfallbürgschaft misstrauisch werden müssen – aber zunächst geschah nichts. Nun prüft die Kirche durch externe Sachverständige eigenes Leitungsversagen.

Diese Vorgänge schwächen die kirchliche Stimme, wenn es um wirtschaftliche Themen geht. Auch an anderen Stellen muss sie sich Kritik gefallen lassen: So fehlt ihr ein Überblick zur CO2-Bilanz der kirchlichen Arbeit im Rheinland – wobei sie öffentlich für weltweite Klimaverantwortung eintritt.

In ihren Ansprüchen an andere ist die rheinische Kirche bescheidener geworden: Diese Synode verabschiedete eine Empfehlung an ihre Gemeinden, auf Alternativen zu Getränken der Marke Coca-Cola zurückzugreifen. Der „Ständige Ausschuss für öffentliche Verantwortung“ hatte einen verpflichtenden Verzicht auf Getränke des Herstellers gefordert, erfolgreich war jedoch der mildere Antrag der Kirchenleitung. Menschenrechtsverletzungen seien nicht überprüfbar, hatte die Kirchenleitung argumentiert.

Die Kirche wird um ihrer eigenen Glaubwürdigkeit Willen leben müssen, was sie von anderen fordert. Und sie sollte eingestehen: Pfarrer und Kirchenjuristen sind nicht die besseren Unternehmer. Wenn ihr vorbildhaftes Wirtschaften in eigenen Zuständigkeitsbereichen gelingt und sie sich auf ihren Kernauftrag – Verkündigung und Diakonie – beschränkt, wird ihre Stimme zu wirtschaftlichen Themen neues Gewicht erhalten. Denn menschliches Wirtschaften und wirtschaftende Menschen brauchen Orientierungspunkte, die über den Maßstab Erfolg hinausgehen.


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