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Familienfreundlichkeit und Führen in Teilzeit

Welche Impulse für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kommen aus der Politik? Wo stehen Unternehmen in der Pflicht? Darüber sprach das CSR MAGAZIN mit Joachim Sauer, Personal-Chef bei Airbus und Präsident des Bundesverbands der Personalmanager (BPM). Das Gespräch führte Tong-Jin Smith.

Welche Impulse für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kommen aus der Politik? Wo stehen Unternehmen in der Pflicht? Darüber sprach das CSR MAGAZIN mit Joachim Sauer, Personal-Chef bei Airbus und Präsident des Bundesverbands der Personalmanager (BPM). Das Gespräch führte Tong-Jin Smith.

Nicht alle Unternehmen ermöglichen heute eine echte Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wo sehen Sie noch Handlungsbedarf? Wo ist die Politik gefragt, wo die Unternehmen?

Joachim Sauer: Ja, das stimmt: Einzelne Maßnahmen in diesem Bereich bedeuten noch nicht, dass eine echte Vereinbarkeit erreicht ist. Der Wunsch von Beschäftigten nach flexiblen Arbeitszeiten bedeutet vor allem, dass bei der Arbeitszeitorganisation ihre familiäre Verantwortung berücksichtigt wird, individuelle Modelle gefunden werden. Es gibt keine Patentrezepte, aber es gibt eine Reihe familienfreundlicher Lösungen, die praktikabel sind und auch im Interesse des Unternehmens funktionieren. Dazu gehören Teilzeit-plus-Modelle, Gleitzeit, Langzeitkonten und ähnliche Modelle.

Dabei sind alle und insbesondere die Führungskräfte in das Thema einzubinden, um es in der Unternehmenskultur zu verankern. Es ist wichtig, nachhaltig immer wieder auf eine familienfreundliche Unternehmenskultur hinzuarbeiten. Kontinuierliche Verbesserung gilt hier auch für uns. Ein Erfolgsfaktor ist die Kommunikation.

Es ist eine maßgebliche Aufgabe der Politik, den grundgesetzlichen Auftrag zum Schutze der Familie nicht auf finanzielle Unterstützungen zu reduzieren oder eine Infrastruktur zu Erziehung und Bildung bereitzustellen. Vielmehr ist es eine große Herausforderung, die kulturelle Entwicklung innerhalb einer Gesellschaft so zu gestalten, dass Familienfreundlichkeit nicht nur von Plakaten herunterstrahlt, sondern aktiv gestaltet wird.

Welche Auswirkungen haben gesetzliche Maßnahmen wie Elterngeld oder Familienpflegezeit?

Gesetzliche Maßnahmen sind wichtige Impulsgeber. Ein Beispiel dafür sind die Väter, die seit Einführung des neuen Elterngeldes vermehrt Elternzeit nehmen; wenn auch zunächst nur zwei Monate – der Klassiker. Das Beispiel zeigt auch, welche Möglichkeiten eine zeitgemäße Familienzeitpolitik für Familien und Gesellschaft bieten kann!

Die Initiative “Familienpflegezeitgesetz“ ist wichtig und kommt zur richtigen Zeit. Sie zeigt, dass die Verantwortung für eine familienfreundliche Arbeitswelt auf mehreren Schultern lastet. Weiterhin belegt sie, dass die Politik Unternehmen in die Pflicht nehmen will. Die Initiative unterstützt aber gleichzeitig die Bemühungen der Betriebe, eine familienfreundliche Unternehmenskultur zu schaffen, und lässt Firmen dabei doch genügend Spielraum, um individuell zu agieren.

Als Präsident des BPM haben Sie einen guten Überblick über Tendenzen in deutschen Unternehmen. Was ist allgemein maßgebend für familienfreundliche Unternehmen?

Mütter und Väter sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ältere Familienmitglieder pflegen, benötigen in erster Linie Flexibilität in der Einteilung von Arbeits- und Familienzeit. Dabei sind individuelle Lösungen notwendig. Die Strategien, die dabei zum Tragen kommen, sind in erster Linie flexible Arbeitszeitmodelle und unternehmensgeförderte Kinderbetreuung. Elternteilzeit mit begleitenden Qualifizierungsprogrammen, die den reibungslosen Wiedereinstieg erleichtern, ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Damit diese Methoden in den Unternehmen ankommen, müssen sie von oben vorgelebt werden. „Führen in Teilzeit“ ist dabei ein Begriff, der in letzter Zeit immer öfter fällt.

Herzlichen Dank für das Interview!

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