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ITB: CSR-Trends im Tourismus

Sozial- und umweltverträglicher Tourismus ist auch in diesem Jahr wieder ein großes Thema auf der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin. Während im letzten Jahr noch der Klimawandel im Mittelpunkt stand, sind nun Gütesiegel und Menschenrechte in den Fokus gerückt.

Berlin (csr-news) > Sozial- und umweltverträglicher Tourismus ist auch in diesem Jahr wieder ein großes Thema auf der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin. Während im letzten Jahr noch der Klimawandel im Mittelpunkt stand, sind nun Gütesiegel und Menschenrechte in den Fokus gerückt.

Dabei sind die Menschenrechte gar kein neues Thema in der Tourismuswirtschaft, aber sie stellen die Veranstalter trotzdem vor große Herausforderungen. „In vielen Teilen der Welt geht Tourismus mit Verletzungen elementarer Menschenrechte wie Vertreibungen, Wasserraub, fehlende Mitbestimmung oder miserable Arbeitsbedingungen einher“, so Claudia Warning, Vorstand beim Evangelischen Entwicklungsdienst (EED). Dieser fordert nun eine Verpflichtung zur Verwirklichung der Menschenrechte im Tourismus. „Tourismus ist ein normaler Wirtschaftszweig. Wie in anderen Sektoren auch, sollte daher eine Berichtspflicht und bindende Grundsätze im Kernbereich der Menschenrechte selbstverständlich sein“ sagt auch Heinz Fuchs, Tourismusexperte im EED. Auch wenn es erste Instrumente zur Steigerung und Transparenz inzwischen gibt, fehlen bislang verbindliche Vorgaben. „Freiwilligkeit alleine reicht nicht aus“, so Fuchs. „Es braucht gleiche und verpflichtende Vorgaben für alle Reiseanbieter, damit sie über die Wahrnehmung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung Rechenschaft ablegen“. Beispiel Kinderarbeit: Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sind derzeit rund 13 bis 19 Millionen Kinder unter 18 Jahren im Tourismus beschäftigt. Ergänzend zu verpflichtenden Richtlinien würde auch der EED zusätzliche freiwillige Engagements der Veranstalter begrüßen. „Hier können Reiseanbieter ganz bewusst unternehmensspezifische Schwerpunkte setzen, um sich mit gesellschaftlichem Engagement und innovativen Vorhaben positiv ins Gespräch zu bringen“, so Fuchs.

So wie der Anbieter von Bildungsreisen Studiosus, der sich dem Thema Menschenrechte intensiv widmet. Um der gestiegenen Verantwortung Rechnung zu tragen, hat Studiosus vier Kernelemente einer menschenrechtsbezogenen Sorgfalt in seine Unternehmenspolitik integriert und die Auswirkungen seiner Geschäftstätigkeit auf die Menschenrechte weltweit analysiert, bewertet und konkrete Handlungsfelder definiert. Peter-Mario Kubsch, Studiosus-Geschäftsführer: „Wir präzisieren vertragliche Regelungen, die auch Dienstleister unserer Leistungspartner zur Einhaltung der Menschenrechte verpflichtet. Zudem haben wir in unserem Unternehmen eine Beschwerdestelle für Menschenrechtsangelegenheiten eingerichtet“. Das Münchner Unternehmen sieht sich gut gerüstet, den Anforderungen zu begegnen. So sind beispielsweise alle Hotelpartner und Incoming-Agenturen weltweit vertraglich verpflichtet, die Menschenrechte in ihren Betrieben nicht zu verletzten und insbesondere die ECPAT-Richtlinie zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung einzuhalten. Kubsch machte zudem deutlich, dass nachhaltige und tragfähige Lösungen bei der Förderung von Menschenrechten nur in einem partizipativen Prozess zustande kommen können, der die äußerst unterschiedlichen Rahmenbedingungen in den einzelnen Ländern berücksichtigt. EED-Experte Fuchs sieht hier vor allem auch die Politik in der Verantwortung, doch genau hier geht es im Moment nicht weiter. Fuchs: „Die Bundesregierung bremst bei der Unternehmensverantwortung. Die Strategie der Regierung ist ausschließlich auf Freiwilligkeit fixiert. So sind umfassende Veränderungen für mehr Menschenrechte im Tourismus nicht zu erreichen“. Unterdessen hat die ITB Berlin als erste Messe den Verhaltenskodex zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung im Tourismus unterzeichnet.

Eine Studie zum Thema hat die Organisation TourismWatch veröffentlicht.


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