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Medienproduktion: Mehr als ökologische Nachhaltigkeit

In dieser Woche trafen sich in Düsseldorf Vertreter der Druck- und Medienproduktion, um über die nachhaltige Entwicklung ihrer Branche zu diskutieren. Mit dem Titel „Re-Evolution now!“ wird die Richtung angezeigt, weg von der rein ökologischen Betrachtung sollen die drei Säulen der Nachhaltigkeit ins Bewusstsein rücken. CSR-NEWS sprach mit Veranstalter Rüdiger Maaß von der Brancheninitiative MediaMundo.

Düsseldorf (csr-news) > In dieser Woche trafen sich in Düsseldorf Vertreter der Druck- und Medienproduktion, um über die nachhaltige Entwicklung ihrer Branche zu diskutieren. Mit dem Titel „Re-Evolution now!“ wird die Richtung angezeigt, weg von der rein ökologischen Betrachtung sollen die drei Säulen der Nachhaltigkeit ins Bewusstsein rücken. CSR-NEWS sprach mit Veranstalter Rüdiger Maaß von der Brancheninitiative Media Mundo.

Wo geht die Reise hin, welche Erkenntnisse hat der Kongress gebracht?

Maaß: Der Kongress hat deutlich gemacht, dass eigentlich eine Revolution im Bereich der Nachhaltigkeit notwendig wäre. Wir müssten die Systeme in denen wir uns bewegen, nicht nur in der Medienproduktion, verlassen und weiterentwickeln. Allerdings scheint der notwendige Leidensdruck noch nicht vorhanden zu sein. Im Sinne der Evolution ist ja schon eine Weiterentwicklung im Gange, allerdings sehr langsam, zwar mit einigen Überzeugungstätern, aber noch nicht mit der notwendigen kritischen Masse die eine schnelle Evolution möglich machen würde, die das Ruder rumreißen könnte. Auf dem diesjährigen Kongress wurde vor allem auch die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit um den Aspekt der Ökonomie erweitert, für viele Unternehmen der Branche noch Neuland.

Der Kongress wurde als Navigationskongress zur diesjährigen DRUPA (Messe der Druckindustrie) angekündigt. Was ist dort geplant?

Maaß: Auf der DRUPA werden wir im Rahmen einer Sonderausstellung auf 240 m² die gesamte Bandbreite der nachhaltigen Medienproduktion präsentieren, und zwar in allen drei Dimensionen – Ökologie, Soziales und Ökonomie. Unter anderem werden wir tägliche Live-Veranstaltungen mit Branchenvertretern zu allen Aspekten der Nachhaltigkeit durchführen.

Sie sprachen ja die fehlende kritische Masse an. Welche Ursachen können Sie dafür erkennen?

Maaß: Die grundsätzliche Erkenntnis ist schon in der Branche vorhanden, es fehlt allerdings noch am Know-how der ganzheitlichen Betrachtung der Nachhaltigkeit. Deshalb fokussiert sich im Moment noch vieles auf die ökologische Nachhaltigkeit. Das reicht natürlich noch nicht. Dazu muss man sehen, Medienprodukte sind erstmal nicht nachhaltig, es ist also entscheidend in der Produktionskette möglichst weit vorne zu beginnen, um das Endprodukt so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Nachhaltigkeit muss in der Medienproduktion also schon bei der Konzeption beginnen. Dazu muss sich auch die Beratungskompetenz anpassen, damit Produkte nicht einfach nur mit einem grünen Label ausgezeichnet werden. Zudem wird in vielen Betrieben nicht ökonomische produziert, im Sinne einer ressourcenschonenden Produktion, die sich an industriellen Standards orientiert. Ein Grund ist sicher die Größe der Unternehmen – rund 80 Prozent der Betriebe in der Medienproduktion haben weniger als zwanzig Mitarbeiter, da fehlen schlicht die personellen Ressourcen. Deshalb benötigen diese Unternehmen Anleitung und Information – der Media Mundo Beirat veröffentlicht beispielsweise regelmäßig Leitfäden zu den einzelnen Themenbereichen.

Wer sind denn die Treiber einer nachhaltigen Medienproduktion?

Maaß: Es gibt zwei Treiber mit unterschiedlichen Motivationen. Zum einen sind dies einzelne Betriebe aus der grafischen Branche, die mit hohem Engagement und hohem finanziellen Einsatz ihre Betriebe umstellen, Leuchttürme, die vormachen, was möglich ist. Zum anderen sind dies die Auftraggeber, die aber vor allem ökologische Anforderungen stellen, beispielsweise an zertifizierte Papiere oder klimaneutrale Druckprozesse.

Welche Rolle spielen die Grafik-Designer für nachhaltige Medienprodukte?

Maaß: Eine Bedeutende, gerade den Kreativen muss eine hohe Beratungskompetenz zugesprochen werden, die ist aber noch nicht immer vorhanden. Durch ihre Stellung in einem frühen Stadium der Produktentwicklung sind sie es aber, die für nachhaltigere Medienprodukte sorgen können.

Wie passen Druckveredelung und Nachhaltigkeit zusammen?

Maaß: Dies lässt sich noch nicht abschließend beurteilen. Wir haben deshalb zusammen mit der Universität Wuppertal und dem Druckveredler Achilles ein Projekt gestartet, um genau diese Fragestellung zu untersuchen. Als Erstes haben wir herkömmliche und biologisch abbaubare Kaschierungen für Verpackungen verglichen. Die Ergebnisse sind derzeit in der Auswertung und werden in Kürze präsentiert. Das Grundproblem ist aber die beispielsweise in der Werbung gewünschte Differenzierung, d.h., die Anforderungen an eine nachhaltige Druckveredelung sind hoch, die Produkte dürfen sich letztlich in ihrer Qualität nicht von anderen unterscheiden. Zudem müssen alle Aspekte betrachtet werden, es reicht ja nicht eine Biofolie zur Kaschierung, diese muss dann auch mit einem entsprechenden Kleber verarbeitet werden. Wir müssen also zunehmend systemisch denken. Für nachhaltige Produkte werden von den Kunden zwar kleine Preisaufschläge akzeptiert, bei der Qualität gibt es aber keine Kompromissbereitschaft.

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