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Europäischer Biodiversitätsgipfel: Nachhaltigkeit ist be-rechenbar

Die europäische Union will einen Indikator entwickeln, der den Wert der Biodiversität monitär beziffert. Wie der EU-Generaldirektor für Umwelt, Karl Falkenberg, am 17. April in Stuttgart sagte, reiche die Bemessung des Wirtschaftswachstums allein mit dem Indikator Bruttosozialprodukt nicht aus. Neben dem Wert der Biodiversität messe das BIP auch die Lebensqualität nur unzureichend.

Stuttgart (csr-news) – Die europäische Union will einen Indikator entwickeln, der den Wert der Biodiversität monitär beziffert. Wie der EU-Generaldirektor für Umwelt, Karl Falkenberg, am 17. April in Stuttgart sagte, reiche die Bemessung des Wirtschaftswachstums allein mit dem Indikator Bruttosozialprodukt nicht aus. Neben dem Wert der Biodiversität messe das BIP auch die Lebensqualität nur unzureichend. Eine Herausforderung liegt nach Falkenbergs Worten in der Frage: „Wie rechne in monitären Einheiten die Leistung der Biene in das BIP hinein?“ Der EU-Generaldirektor sprach auf dem 8. Deutschen CSR-Forums, in dessen Rahmen ein European Biodiversity Summit stattfand.

Europa verpasste Biodiversitätsziele „grandios“

Europa müsse in Bezug auf den Erhalt der Biodiversität eine Vorreiterrolle spielen, habe dieses Ziel aber in den letzten zehn Jahren „grandios verpasst“. Die neue Biodiversitätsstrategie der Europäischen Union sei in Unterziele gegliedert und der Erfolg werde jährlich gemessen. Wie Falkenberg weiter sagte, müsse für den Erhalt der Biodiversität über die europäischen Grenzen hinaus gedacht werden. „Ich kenne kein Ökosystem, das sich an die ‚man made barriers‘ halten würde.“ Zugleich müssten Unternehmen davon überzeugt werden, dass der Schutz der Biodiversität Sinn mache und sich auch wirtschaftlich lohne.

Umwelt- und Klimaschutz gemeinsam denken

Wie der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth, auf dem Forum sagte, dürften die Themen Umweltschutz und Klimaschutz nicht getrennt voneinander betrachtet werden. „Wir brauchen das integrierte Denken im Umweltschutz“, so Flasbarth. So dürften für die Nutzung erneuerbarer Energien keine Umweltstandards aufgegeben werden. Um die notwendigen Klimaschutzziele und eine ausreichende Reduzierung des CO2-Ausstoßes zu erreichen, sei ein radikaler Umbau des Wirtschaftens erforderlich. So sei etwa im Bereich Transport und Logistik eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 80% bis 90% erforderlich. Dabei sollten sich Unternehmen als „gestaltende Akteure“ verstehen.

Unternehmen als gestaltende Akteure

Die „großen Gewinner“ der Energiewende etwa seien Handwerker, die lokale Anlagen installieren und warten würden und deren Know How dabei gefragt sei. Aber auch große Industriezweige wie die Stahlindustrie könnten zu den Gewinnern gehören. Sie dürfe der Energiewende aber nicht mit einem Abwehrkampf begegnen, sondern müsse sich auf die Entwicklung neuer Produkte wie hochqualifizierter und dünner Stähle konzentrieren.

Nicht ohne den Endverbraucher

Wie das Vorstandsmitglied der Otto Group, Hanjo Schneider, sagte, könne ein nachhaltiger Umbau des Wirtschaftens nicht ohne den Endverbraucher gelingen. Es wachse eine Generation mit einer deutlichen nachhaltigen Orientierung heran. Produkte ohne ökologischen und gesellschaftlichen Wert würden sich in Zukunft kaum noch vermarkten lassen. Heute jedoch würden noch Jeanshosen, die 50.000 Kilometer Reiseweg hinter sich hätten, für 5,99 Euro verramscht. Otto habe große Effekte durch die Umstellung von Luft- auf Seefracht erzielt. Dafür sei allerdings die gesamte Lieferkette umzugestalten gewesen. Zudem habe das Unternehmen einen Farbstoff entwickelt, der im Färbeprozess von T-Shirts Energie und damit CO2-Ausstoß und Kosten einspare. „Nachhaltigkeit ist nicht nur be-, sondern auch rechenbar“, sagte Schneider.

Foto: der EU-Generaldirektor für Umwelt, Karl Falkenberg, in Stuttgart


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