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Stromnetzbetreiber mit Dialogkompetenz und neue Themen für die Netzerklärung

Europäische Stromnetzbetreiber haben in jüngster Zeit ihre Kompetenzen zum Dialog mit der Zivilgesellschaft verbessert, so die Geschäftsführerin der Renewables Grid Initiative, Antonella Battaglini. Sie hätten Tabus aufgegeben, Veränderungen in ihrer Unternehmenskultur vollzogen und mehr Transparenz zugelassen. Vor einem halben Jahr hatten Stromnetzbetreiber und Umweltverbände in Brüssel eine „Europäische Netzerklärung zu Netzausbau und Naturschutz“ unterzeichnet.

Berlin (csr-news) – Europäische Stromnetzbetreiber haben in jüngster Zeit ihre Kompetenzen zum Dialog mit der Zivilgesellschaft verbessert. Wie die Geschäftsführerin der Renewables Grid Initiative, Antonella Battaglini, gegenüber CSR NEWS weiter sagte, hätten die sogenannten TSOs (Transmission System Operators) Tabus aufgegeben, Veränderungen in ihrer Unternehmenskultur vollzogen und mehr Transparenz zugelassen. Vor einem halben Jahr – am 10. November – hatten Stromnetzbetreiber und Umweltverbände gemeinsam in Brüssel eine „Europäische Netzerklärung zu Netzausbau und Naturschutz“ unterzeichnet. Den Hintergrund der gemeinsamen Erklärung bildeten die im Zuge des Stromnetzausbaus zu erwartenden gesellschaftlichen Konflikte. Befürchtet wurde, dass Proteste von Bürgerinitiativen den Netzausbau erheblich verzögern könnten. Umweltverbände wie die Deutsche Umwelthilfe, Germanwatch, der Global Nature Fund, Greenpeace Europe und der WWF wollen deshalb Fragen zum Naturschutz bei neuen Stromtrassen gemeinsam mit den Stromnetzbetreibern lösen. CSR NEWS fragte sechs Monate nach der Unterzeichnung der Erklärung danach, wie diese in die Praxis umgesetzt wird.

Transparenz und Partizipation als neue Themen

Die Renewables Grid Initiative (RGI) unterstützt den Ausbau erneuerbarer Energien insbesondere dadurch, dass sie Stakeholder an einen Tisch bringt. Ins Leben gerufen wurde die RGI von der beim Global Climate Forum tätigen Wissenschaftlerin Battaglini und dem Berliner Think Tank Thema1. Wie Battaglini sagte, sei die Netzerklärung inzwischen von weiteren europäischen Netzbetreibern unterzeichnet worden, es habe im Januar einen ersten Workshop zur Best Practice gegeben und in etwa drei Monaten würden die bisherigen Ergebnisse der Dialoge auf einer Website veröffentlicht. Zudem werde zeitnah ein Monitoring zu der Vereinbarung starten, das von der Berliner Smart Energy for Europe Platform (SEFEP) als neutralem Partner mitverantwortet werde. Zudem kündigte Battaglini eine inhaltliche Weiterentwicklung der Netzerklärung an: Neben den Naturschutz müssten die Themen Transparenz und Partizipation treten.

Naturschutz konkurriert mit Anwohnerschutz

Die Notwendigkeit einer Erweiterung der Netzerklärung sieht auch Rotraud Hänlein, Projektmanagerin Netzintegration bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Die NGO unterstützt die Landkreise Dithmarschen und Nordfriesland im Dialog mit ihren Bürgern über den Netzausbau. Als Unternehmen ist dort die TenneT TSO GmbH beteiligt. Wie Hänlein sagte, gilt das Interesse der Bürger nicht nur dem Naturschutz, sondern auch möglichen Gesundheitsrisiken durch elektromagnetische Felder und der Frage nach den Abstand der Stromtrassen von Wohnsiedlungen. Naturschutz und Anwohnerschutz könnten als Interessen miteinander konkurrieren. Stromtrassen in bebauten Gebieten steht der Anwohnerschutz, Trassen in unbebauten Gebieten der Naturschutz entgegen. Einen Königsweg gebe es bei der Diskussion von Netzausbauprojekten nicht. Es gelte aber, die Bürger möglichst frühzeitig einzubeziehen. Das Netzausbaubeschleunigungsgesetz („NABEG“) trage dazu bei, so Hänlein.

Bürgertelefon und Lastflussdaten im Internet

Beim Netzbetreiber 50Hertz ist Dirk Manthey für die Kommunikation zu Ausbauprojekten verantwortlich und wünscht sich eine stärkere Beteiligung von Kommunen, energieintensiven Unternehmern und Erzeugern erneuerbarer Energien am Bürgerdialog. Häufig sei dabei Aufklärung über die Energiewende und das Zusammenspiel von Erzeugung, Speicherung und Transport zu leisten. Weiter sagte Manthey, eine frühzeitige Beteiligung von Anwohnern bei Aus- und Neubauprojekten sei wichtig, werde aber nicht alle Interessenkonflikte lösen. 50Hertz entwickele derzeit Instrumente, die Bürgern und Multiplikatoren eine bessere Übersicht zum Stand der oft acht Jahre dauernden Verfahren ermöglichen sollen. Beim Ausbau der Uckermarkleitung bietet der TSO ein Bürgertelefon an. Bei einer gemeinsamen Veranstaltung im März hatten Brandenburgs Wirtschafts- und Europaminister Ralf Christoffers, die Bürgerinitiative „Biosphäre unter Strom – keine Freileitung durchs Reservat” und das Unternehmen mit 120 Bürgern über das Projekt diskutiert. Im Internet bietet 50Hertz zudem eine Karte mit Lastflussdaten an, auf der die Auslastung der bestehenden Netze tagesaktuell dargestellt wird.

Hier informieren TSOs über den Netzausbau in Deutschland:
www.netzentwicklungsplan.de


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