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Nachhaltige Investments: Fehlende Transparenz und mangelnde Kommunikation

Während institutionelle Investoren weiterhin auf Nachhaltigkeit setzen, halten sich private Anleger noch eher zurück. Zwar hat das investierte Kapital in nachhaltige Publikumsfonds im ersten Quartal 2012 erneut zugelegt, gleichzeitig geriet die Anlagepolitik einiger Fondsanbieter in die Kritik. Beiden Anlegergruppen gemein ist ihre Forderung nach mehr Transparenz und besserer Kommunikation.

Köln (csr-news) > Während institutionelle Investoren weiterhin auf Nachhaltigkeit setzen, halten sich private Anleger noch eher zurück. Zwar hat das investierte Kapital in nachhaltige Publikumsfonds im ersten Quartal 2012 erneut zugelegt, gleichzeitig geriet die Anlagepolitik einiger Fondsanbieter in die Kritik. Beiden Anlegergruppen gemein ist ihre Forderung nach mehr Transparenz und besserer Kommunikation.

Für den überwiegenden Teil der Privatanleger scheint die Anlage in nachhaltige Finanzprodukte noch ein Buch mit sieben Siegeln zu sein. „Wir brauchen mehr Aufklärung“, so Giovanni Gay, Geschäftsführer der Union Investment. „Zur Stärkung des Nachhaltigkeitsgedankens sollten in der Kundenberatung neben den klassischen Kriterien einer Geldanlage wie Sicherheit, Rendite und Liquidität auch ökologische und soziale Aspekte angesprochen werden“. Immerhin ein Drittel der Anleger, die bislang nicht in nachhaltige Anlagen investieren, begründen dies mit mangelnder Transparenz, so das Ergebnis einer Umfrage der Union Investment unter privaten Anlegern. Zurecht, wie eine Untersuchung der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen zeigt. In dieser hat der Journalist Jochen Bettzieche zehn Nachhaltigkeits-Fonds genauer unter die Lupe genommen und dabei festgestellt, dass die Fonds auch in den für Anleger sensiblen Bereichen wie Atomenergie, Rüstung und Gentechnik investiert sind. Aus Sicht der Fondsanbieter kein Problem. Sie können den Begriff Nachhaltigkeit selber definieren und verweisen auf die veröffentlichten Investments und die Möglichkeit der Anleger sich diese im Einzelfall anzuschauen. Kaum machbar für den normalen Anleger die bis zu 250 Einzelpositionen der Fonds selber zu analysieren. Die Grünen plädieren deshalb für Mindeststandards, um für Verbraucher die notwendige und gewünschte Transparenz zu schaffen. Dieser Vorschlag wird vom „Forum Nachhaltige Geldanlage“ ausdrücklich unterstützt, auch wenn diese in einer Stellungnahme in der genannten Untersuchung methodische Schwächen erkennen.

Wer jetzt annimmt, für professionelle Investoren würde sich die Situation anders darstellen, der irrt. In einer ebenfalls von Union Investment durchgeführten Studie zeigt sich, dass sich nur rund 40 Prozent der Investoren in Sachen Nachhaltigkeit gut informiert fühlen. Ein deutlicher Rückgang (minus 17 Prozentpunkte) gegenüber der letzen Umfrage. „Die aktuellen Ergebnisse lassen darauf schließen, dass in der Beurteilung nachhaltiger Investmentstrategien eine gewisse Verunsicherung eingetreten ist“, so Alexander Schindler, Vorstandsmitglied bei Union Investment. Vor diesem Hintergrund plädierte Schindler für eine stärker konzeptionell ausgerichtete Beratung in Sachen Nachhaltigkeit. Die Komplexität habe sich für Anleger angesichts der zunehmenden Ausdifferenzierung des nachhaltigen Investmentspektrums weiter erhöht. „Das Thema Nachhaltigkeit ist inzwischen in allen Asset Klassen angekommen, von Aktien über Renten bis hin zu Immobilien“, so Schindler. Die zunehmende Bedeutung wird auch durch eine Studie der Kölner Kommunikationsagentur Hansen unterstützt, in der 366 institutionelle Investoren befragt wurden. Nahezu alle Befragten räumen dem Thema Nachhaltigkeit in der Zukunft eine wachsende oder zumindest gleichbleibende Bedeutung ein. Nach der allgemeinen Qualität der Nachhaltigkeitskommunikation von Unternehmen befragt, äußerten sich die Investoren eher skeptisch: 68,2 Prozent bewerten das momentane Niveau der Nachhaltigkeitskommunikation als lediglich befriedigend bis sehr schlecht. Häufig seien die Informationen nicht ausreichend, um eine klare Nachhaltigkeitsstrategie erkennen zu lassen. Eine Schlussfolgerung: Der Wettbewerb um nachhaltige Investments wird mehr und eine bessere Nachhaltigkeitskommunikation fordern. Gabrielle Collier, Geschäftsführerin bei Hansen Kommunikation: „Wer nicht nachvollziehbar kommuniziert, wird bald das Nachsehen haben“.

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