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Nachhaltigkeitsratings: Auf dem Prüfstand

Für CSR-Abteilungen börsennotierter Unternehmen gehört die Beantwortung von Fragebögen der zahlreichen nachhaltigkeitsorientierten Ratingagenturen zum Tagesgeschäft. Vor allem seit institutionelle Investoren zunehmend soziale und ökologische Aspekte berücksichtigen, ist das Geschäft mit den Nachhaltigkeitsratings expandiert. In einer CRIC-Studie wurden nun die Ratingagenturen analysiert.

Frankfurt (csr-news) > Für CSR-Abteilungen börsennotierter Unternehmen gehört die Beantwortung von Fragebögen der zahlreichen nachhaltigkeitsorientierten Ratingagenturen zum Tagesgeschäft. Vor allem seit institutionelle Investoren zunehmend soziale und ökologische Aspekte berücksichtigen, ist das Geschäft mit den Nachhaltigkeitsratings expandiert. In einer CRIC-Studie wurden nun die Ratingagenturen analysiert.

Den Anbietern von Nachhaltigkeitsratings kommt im Zusammenspiel zwischen Investoren und Unternehmen eine zentrale Bedeutung zu. Die Ergebnisse ihrer Bewertungen haben meist einen direkten Einfluss auf Investitionsentscheidungen. Insofern muss die Arbeit der Agenturen bestimmten Qualitätsstandards entsprechen und glaubwürdig, professionell und transparent sein. Tatsächlich unterscheiden sich die Analyseergebnisse der Agenturen teilweise erheblich. Warum dass so ist, haben Dr. Claudia Döpfner und Dr. Hans-Albert Schneider vom Corporate Responsibility Interface Center (CRIC) in einer Studie exemplarisch an fünf Anbietern untersucht. Für die Untersuchung wurden die drei deutschen Agenturen imug, oekom research und Sustainalytics sowie aus der Schweiz, Inrate und SAM berücksichtigt. Alle Agenturen waren über die Untersuchung informiert und haben sich aktiv beteiligt.

Kern der Untersuchung und damit zugleich auch Unterscheidungskriterium der Agenturen war das jeweils zugrunde liegende Nachhaltigkeitsverständnis. In der Studie wird deutlich, dass die Agenturen mit unterschiedlichen Methoden und Ansätzen arbeiten und aufgrund, dessen auch zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, müssen. Die Autoren unterscheiden zunächst zwischen einem ethisch-ökologischen Ansatz und einem eher ökonomischen Nachhaltigkeitsverständnis. „Ethisch-ökologische Nachhaltigkeit meint eine konsequent ethische Bewertung, bei der Nachhaltigkeit an sich einen Wert darstellt. Währenddem zeichnen sich ökonomisch orientierte Konzepte dadurch aus, dass sie sich auf die Nachhaltigkeitskriterien konzentrieren, die erwartungsgemäß direkte oder indirekte wirtschaftliche Auswirkungen auf das zu bewertende Unternehmen haben“. Zwischen diesen beiden Polen bewegen sich die meisten Agenturen, es gibt allerdings auch Anbieter, die ihre Ratings vollständig an die Anforderungen der Kunden anpassen. Als besonders kritisch ordnen die Autoren jene Agenturen ein, „die unter dem Postulat eines wertorientierten Ansatzes nahezu völlige Intransparenz über zentrale Begriffe, Methodik und Bewertungsinhalte walten lassen und sich zugleich in besonderer Weise an Anleger/Ratingnutzer, mit einem hohen Grad an Verantwortungsbewusstsein im ethisch-ökologischen Bereich wenden, wie beispielsweise kirchliche Anleger“. Auf der anderen Seite bewerten die Autoren auch jene Agenturen kritisch, die einem ökonomischen Ansatz folgen, dies aber nicht transparent formulieren. Als ein Ergebnis der Studie kann demnach die Schaffung von Transparenz über den eigenen Nachhaltigkeitsansatz, gelten, der jeder Agentur klar zugeordnet werden muss. Für die Autoren bleibt dann auch nur die Schlussfolgerung, dass ausschließlich Ratings, die auf Basis eines ethisch-ökologischen Ansatzes erstellt wurden, als „Nachhaltigkeitsratings“ gelten können, während ein eher ökonomischer Ansatz zu einem klassischen Finanz- bzw. Bonitätsrating führt. Auf diese Weise wäre auch eine klare Definition im Markt vorhanden, die letztlich auch zu der zu erwartenden Marktbereinigung führt.

Im Ergebnis hoffen die Autoren auf eine Fortsetzung des begonnen Dialogs mit den Agenturen, um letztlich ein klares Bild der im Markt verwendeten Ansätze zu schaffen. Zudem gilt es Ansätze zu finden, Nachhaltigkeitsratings auch auf mittelständische Betriebe auszuweiten, beispielsweise als Basis bei der Kreditvergabe und auch Unternehmen aus den sogenannten „Emerging Markets“ stärker zu berücksichtigen.

 

Die untersuchten Agenturen im Detail:

imug Beratungsgesellschaft für sozial-ökologische Innovationen mbH Agentur

Unternehmenstest: ethisch-ökologischer Ansatz (ethisch-ökologischer Ansatz: aufgrund der Generierung der jeweiligen Untersuchungskriterien durch Stakeholderdialoge; spezieller Ansatz: da jeweils lediglich auf einzelne Untersuchungskriterien beschränkt)

Investment Research: Customized Ansatz (d.h. kein eigener Nachhaltigkeitsansatz)

oekom research AG Agentur

Genereller ethisch-ökologischer Ansatz

Sustainalytics GmbH Agentur und Indexanbieter

Genereller ethisch-ökologischer Ansatz (abgeschwächt) (Bekenntnis zu Nachhaltigkeitsverständnis nach Brundtland Report; inhaltliche Erläuterung der Themengebiete Umwelt, Soziales und Unternehmensführung lassen auf einen ethisch-ökologischen Ansatz schließen, wenngleich wohl keine inhaltlich geschlossene und einwandfrei deduktiv abgeleitete Kriteriologie vorliegt (=abgeschwächt genereller ethisch-ökologischer Ansatz)

Inrate AG Agentur

Ökonomischer Ansatz (abgeschwächt) (Bekenntnis zu Nachhaltigkeitsverständnis nach Brundtland Report; die – wenngleich sehr knappen – inhaltlichen Ausführungen zum Bewertungsprozess lassen eine Gleichgewichtung von Ökonomie, Ökologie und Sozialem vermuten)

SAM Group Holding AG Vermögensverwalter und Indexanbieter

Ökonomischer Ansatz (klare Priorisierung ökonomischer Aspekte)

 

Zum Download:

CRIC “Nachhaltigkeitsratings auf dem Prüfstand”

Bertelsmann-Stiftung  Who is who in Corporate Social Responsibility Rating? – Zusammenfassung – deutsch

 

 


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