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Wirrwarr bei Umweltzeichen

Vor mehr als 30 Jahren wurde 1978 der „Blaue Engel“ als erstes Umweltzeichen für Produkte und Dienstleistungen eingeführt. Inzwischen ist die Vielfalt an Umweltlabels kaum mehr zu überblicken. Mehr als 400 Zeichen in 25 Branchen sind mittlerweile in Gebrauch. Eine Studie des Internationale Institute for Management (IMD) warnt vor einem Verlust an Glaubwürdigkeit.

Lausanne (csr-news) >  Vor mehr als 30 Jahren wurde 1978 der „Blaue Engel“ als erstes Umweltzeichen für Produkte und Dienstleistungen eingeführt. Inzwischen ist die Vielfalt an Umweltlabels kaum mehr zu überblicken. Mehr als 400 Zeichen in 25 Branchen sind mittlerweile in Gebrauch. Eine Studie des Internationale Institute for Management (IMD) warnt vor einem Verlust an Glaubwürdigkeit.

Die Praxis der Umweltkennzeichnung hat möglicherweise einen Sättigungspunkt erreicht und verwirrt Firmen und Verbraucher teilt das IMD mit. In einem gemeinsamen Projekt mit der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) haben die Forscher über 1000 Führungskräfte weltweit zu ihrer Einstellung gegenüber Umweltzeichen befragt. Professor Ralf Seifert vom IMD, Co-Autor der Studie, erklärt: “Es sind nicht nur die Verbraucher, die verwirrt sind. Für Firmen ist die Auswahl eines Umweltzeichens zu einer hochkomplexen Entscheidung geworden. Der Trend in Richtung Fragmentierung, der durch den fehlenden Konsens zu den Qualitätskriterien weiter verstärkt wird, ruft noch mehr Widerstand und Frustration hervor. Fest steht, dass die anfängliche Dynamik und die hohen Erwartungen damals vor mehr als 30 Jahren verschiedene Probleme auf den Plan gerufen haben, die dringend gelöst werden müssen.”

Immerhin hat in der Mehrzahl der befragten Unternehmen das Umweltbewusstsein in den letzten Jahren deutlich zugenommen, nicht zuletzt durch Forderungen der Konsumenten. Deshalb ist die Stärkung der Marke für die meisten Unternehmen auch das treibende Motiv beim Einsatz von Umweltzeichen. Gleichzeitig wollen sich die Unternehmen aber auch gegen Angriffe wehren, beispielsweise von Umweltschutzorganisationen. Die Vielfalt der verfügbaren Labels sorgt allerdings auch für Skepsis. Viele der Befragten befürchten eine schwindende Glaubwürdigkeit und fordern eine kritische Überprüfung der bestehenden Zertifizierungspraxis. Als größte Herausforderungen sehen die Forscher die anhaltende Fragmentierung, eine zunehmende Verwirrung bei den Verbrauchern und ein fehlender Konsens hinsichtlich der Qualitätskriterien. Die Probleme müssen gelöst werden, damit Umweltzeichen auch in Zukunft Bestand haben, so das Fazit der Studie.

An der Studie haben sich auch große internationale Unternehmen wie Hewlett-Packard, Nestlé, Canon, Sara Lee und E.ON beteiligt. In der Studie werden einige Aussagen der Befragten zitiert:

Ole Just Sorensen vom Energieunternehmen Grundfos hat den Forschern erzählt: “In einigen Bereichen gleicht der Markt einer regelrechten ‘Aufkleberindustrie ‘”, während Duncan Pollard, Nachhaltigkeitsberater bei Nestlé, erklärt: “Möglicherweise steht uns die erste tief greifende Abkehr von der gängigen Meinung bevor, dass man unbedingt ein Zertifizierungslogo als Nachweis für die eigene Nachhaltigkeit braucht.”

Dr. Joana Comas Martí, Expertin für umweltorientiertes Supply-Chain- Management, sagt: “Die Firmen haben auch das Gefühl, dass viele Anbieter von Umweltzeichen diese zunächst mit guten Absichten einführen, sich dann aber in Organisationen verwandeln, denen es rein ums Überleben geht und nicht um den Dienst am Kunden. Dadurch wird die Effizienz von Umweltzeichen und deren Fähigkeit, etwas zu bewirken und einen grundlegenden Wandel am Markt zu fördern, stark in Frage gestellt.”

Eine Übersicht der verwendeten Labels bietet die Interseite Label-Online der Verbraucher-Initiative.

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