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Green Care: Landwirte wandeln sich zu Sozialdienstleistern (Textfassung)

In Österreich erlebt in diesen Tagen ein Projekt der Landwirtschaftskammer öffentliche Aufmerksamkeit: unter dem Motto „Green Care“ sollen Bauernhöfe zu Pflegeheimen umgestaltet werden. Von dem Projekt sollen alle Beteiligten profitieren: die Lebensqualität alter und kranker Menschen soll durch Kontakt mit der Natur steigen, explodierende Pflegekosten sollen gedämpft werden und die Landwirte eine existenzsichernde Beschäftigung erhalten.

Wien (csr-news) – In Österreich erlebt in diesen Tagen ein Projekt der Landwirtschaftskammer öffentliche Aufmerksamkeit: unter dem Motto „Green Care“ sollen Bauernhöfe zu Pflegeheimen umgestaltet werden. Von dem Projekt sollen alle Beteiligten profitieren: die Lebensqualität alter und kranker Menschen soll durch Kontakt mit der Natur steigen, explodierende Pflegekosten sollen gedämpft werden und die Landwirte eine existenzsichernde Beschäftigung erhalten. Das Konzept der „Green Care“ wurde 2004 durch einen Zusammenschluss in den Niederlanden und dessen Plattform Community of Practice – Farming for Health populär. Ähnliche Initiativen gibt es inzwischen in mehreren europäischen Ländern, darunter die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Soziale Landwirtschaft.

CSR NEWS wollte mehr zu der Bedeutung des Konzeptes „Green Care“ für Wirtschaft und Gesellschaft erfahren und sprach darüber mit der Leiterin des österreichischen Projektes, Nicole Prop von der Wiener Landwirtschaftskammer.

170.000 Höfe zählt die Landwirtschaft in Österreich. Ihre Zahl sei rückläufig, Flächen seien häufig zu kleinteilig, und Höfe mit einer Fläche unter fünf Hektar hätten schlechte Zukunftsperspektiven, so Prop. Die Landwirtschaft ist deshalb bereits längere Zeit auf dem Weg, um neue Einnahmequellen zu erschließen, etwa durch Angebote wie „Urlaub auf dem Bauernhof“ oder durch die Direktvermarktung ihrer Produkte. Die nun neu eröffnete „soziale Schiene“ schaffe Landwirten, aber auch Sozialträgern neue Einnahmequellen. Prop weiter: „Alle Beteiligten haben was davon – auch die Klienten.“ So entscheiden in den Niederlanden die Betroffenen selbst, wo sie Hilfe in Anspruch nehmen – in einer konventionellen Einrichtung oder auf dem Bauernhof.

In Österreich wird das Konzept „Green Care“ in der Landwirtschaft seit einem Jahr entwickelt. Im Blick sind dabei Angebote für Senioren wie Tageszentren, ambulante Leistungen und betreutes Wohnen, Werkstätten für Menschen mit Behinderungen und therapeutische Angebote für traumatisierte und verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche. Das Interesse der Landwirte und der Sozialleistungsträger an dem neuen Konzept sei sehr groß, so Prop.

Eine Mitwirkung am Projekt „Green Care“ ist für Landwirte auf unterschiedlichen Ebenen möglich: Die einfachste Variante sei, dass sie Höfe, Ställe und Grünflächen entsprechend umbauen und als Infrastruktur an Sozialleistungsträger zur Verfügung stellen, so Prop. Es gebe aber auch viele Landwirtinnen mit einer pädagogischen oder therapeutischen Ausbildung, die in Kooperation mit einem Sozialleistungsträger Dienstleistungen anbieten könnten. „Auf jeden Fall muss der Landwirt einen Bezug zum Thema haben“, sagte Prop.

Das EU-geförderte Projekt befindet sich jetzt in einer Phase, in der gemeinsam mit Sozialleistungsträgern fünf neue Produkte entwickelt werden sollen. Bis 2013 soll es die ersten Pilotbetriebe geben. Eine große Bedeutung wird der Qualifizierung der Akteure und der Zertifizierung der angebotenen Leistungen zukommen, durch die deren Qualität gesichert werden soll. Und schließlich wird es darum gehen, die sozialen Dienstleistungen der Landwirte durch ein entsprechendes Marketing an den Mann bzw. an die Frau zu bringen.


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