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Brandkatastrophe in pakistanischer Textilfabrik: KiK nimmt Stellung

In der durch ein Feuer zerstörten Textilfabrik in der pakistanischen Hafenstadt Karachi ließ der deutsche Textildiscounter KiK produzieren. Bei dem Feuer waren in der vergangenen Woche über 250 Arbeiter ums Leben gekommen. KiK bestätigte , an die zerstörte Firma Produktionsaufträge vergeben zu haben. Derzeit liefen Gespräche mit anderen Kunden der pakistanischen Textilfabrik sowie mit den beteiligten Agenturen und Auditoren, um einen Hilfsfonds einzurichten. „Es muss eine große Allianz sein“, so Geschäftsführer Michael Arretz.

Bönen (csr-news) – In der durch ein Feuer zerstörten Textilfabrik in der pakistanischen Hafenstadt Karachi ließ der deutsche Textildiscounter KiK produzieren. Bei dem Feuer waren in der vergangenen Woche über 250 Arbeiter ums Leben gekommen. KiK bestätigte am Dienstag, an die zerstörte Firma ALI Enterprises Produktionsaufträge für Jeanswaren vergeben zu haben. „Wir sind zutiefst betroffen über dieses schreckliche Unglück und den tragischen Tod so vieler Menschen“, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens. Der KiK-Geschäftsführer für Nachhaltigkeitsmanagement und Unternehmenskommunikation, Michael Arretz, sagte gegenüber CSR NEWS: „Ich erinnere kein Unglück mit einem derartigen Ausmaß.“ Derzeit liefen Gespräche mit anderen Kunden der pakistanischen Textilfabrik sowie mit den beteiligten Agenturen und Auditoren, um einen Hilfsfonds einzurichten. „Es muss eine große Allianz sein“, so Arretz. Der Fonds solle die auf drei Krankenhäuser verteilten Verunglückten sowie die Angehörigen der Opfer unter Beteiligung internationaler Hilfsorganisationen möglichst unbürokratisch unterstützten.

Gegen den Eigentümer von ALI Enterprises werden schwere Vorwürfe erhoben – und auch gegen KiK. So sagte der lokale Feuerwehrchef Ehtesham Salim, der Besitzer habe alle Ausgänge außer der Haupttür an der Vorderseite verriegelt. Ein Experte der Technologischen Universität in Karachi, Noman Ahmed, erklärte, nur wenige Betreiber hielten sich an die Sicherheitsregeln für den Arbeitsplatz, weil sie in der Regel keinerlei Kontrollen befürchten müssten. In diese Richtung geht auch eine gestern von der gewerkschaftsnahen Kampagne für saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign – CCC) verbreitete Stellungnahme. Danach war die zerstörte Fabrik nicht offiziell registriert und es hätten keine Gebäudeprüfungen und Regierungsinspektionen stattgefunden. Verschlossene Notausgänge, vergitterte Fenster und versperrte Treppenhäuser hätten zu der hohen Zahl an Opfern geführt. „Die ausländischen Käufer interessieren sich nicht für die Arbeitsbedingungen in den hiesigen Fabriken“, zitiert die CCC-Stellungnahme den Gewerkschaftler Nasir Mansoor von der pakistanischen National Trade Union Federation. Lars Stubbe von der Kampagne für saubere Kleidung erklärte, KiK lasse es an Respekt und Sorge für die Arbeiter in seinen Zulieferketten mangeln.

Letzteres lässt KiK-Geschäftsführer Michael Arretz nicht gelten. Die Firma ALI Enterprises sei seit 2007 durch das Zertifizierungsunternehmen UL Responsible Sourcing geprüft worden. Anfangs habe es Hinweise auf mangelnden Brandschutz gegeben, die Kritik habe das Unternehmen aber ernst genommen und nachgebessert. Im letzten Zertifizierungsbericht vom 30. Dezember 2011 habe sich der Brandschutz positiv dargestellt: Danach seien Fluchtwege markiert und eine ausreichende Zahl von Notausgängen vorhanden gewesen. In Sachen Brandschutz will Arretz in Zukunft durch eigene Mitarbeiter verstärkt darauf achten, ob regelmäßige Feuer-Notfallübungen durchgeführt werden. Für Informationen zum Brandhergang sei sein Unternehmen derzeit auf Medienberichte angewiesen, da sich der Fabrikbesitzer an einem unbekannten Ort aufhalte und der offizielle Untersuchungsbericht zum Unglück bisher nicht vorliege. Noch im Mai sei der Eigentümer von ALI Enterprises in Deutschland gewesen und habe den Eindruck eines seinen Mitarbeitern zugewandten Fabrikanten hinterlassen.

Arretz verwies zugleich auf eine Problem, dass die Identifikation der Opfer und Geschädigten erschwert: Pakistanische Fabriken wirtschaften über den Kreis ihrer Stammbelegschaft hinaus mit Arbeitern, die von Subunternehmern in die Fabrikhallen entsandt werden und die nur vorübergehend dort tätig sind.

Diskutieren Sie mit uns:

  • Wieso kommt es trotz aller Auditierungen in der Zulieferkette zu solchen Katastrophen?
  • Was können/müssen deutsche Unternehmen tun, um ihrer Verantwortung gerecht zu werden?
  • Wie sollten deutsche Unternehmen mit Lieferanten aus Pakistan auf die Katastrophe von Karachi reagieren?

Den Einstieg zu der Diskussion finden Sie auf der Startseite der XING-Gruppe CSR Professional und im Forum „Supply Chain“ dieser Gruppe.


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