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Nachhaltiger Knabberspaß: Bewegung in der Süßwarenbranche

Im Juni verkündete der Süßwarenhersteller Griesson – de Beukelaer die vollständige Umstellung der Kakaobeschaffung. Zukünftig sollen Produkte wie die Prinzenrolle oder Soft Cake zu 100 Prozent aus nachhaltig angebautem Kakao produziert werden. Damit stellt das Unternehmen nach Palmöl bei einen weiteren wichtigen Rohstoff auf nachhaltigen Anbau um. Geht das so einfach? CSR NEWS hat nachgefragt.

Polch (csr-news) > Im Juni verkündete der Süßwarenhersteller Griesson – de Beukelaer die vollständige Umstellung der Kakaobeschaffung. Zukünftig sollen Produkte wie die Prinzenrolle oder Soft Cake zu 100 Prozent aus nachhaltig angebautem Kakao produziert werden. Damit stellt das Unternehmen nach Palmöl bei einen weiteren wichtigen Rohstoff auf nachhaltigen Anbau um. Geht das so einfach? CSR NEWS hat nachgefragt.

Im vergangenen Geschäftsjahr 2011 hat Griesson – de Beukelaer mit seinem Süßgebäck fast 500 Millionen Euro umgesetzt, ein Plus von 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit gehört das Unternehmen zu den führenden Anbietern auf dem europäischen Markt. Die Umstellung der Rohstoffbeschaffung hat also durchaus Gewicht. „Als international operierendes Familienunternehmen nehmen wir unsere soziale und ökologische Verantwortung sehr ernst und wollen in der Süßwarenbranche Maßstäbe setzen. Daher haben wir uns zu diesem weitreichenden Schritt entschlossen“, sagt Lars Wagener (43), Geschäftsführer Vertrieb & Marketing. „Genau diese Verantwortung erwarten unsere Konsumenten von uns. Sie möchten dies zu 100 Prozent bei ihren Lieblingskeksen wiederfinden – jetzt und nicht in ferner Zukunft!“, so Wagener weiter.

Die Entscheidung zur Umstellung wurde also aus der Tradition als verantwortungsvolles Familienunternehmen getroffen, erläutert Pressesprecher Peter Gries gegenüber CSR NEWS. „Für uns war klar, wir stellen sofort vollständig um und nicht in kleinen Etappen“, so Gries. Davon nicht betroffen sind jedoch Handelsmarken, die von Griesson – de Beukelaer im Auftrag des Handels produziert werden. Zwar wird auch in diesem Segment Kakao aus nachhaltigem Anbau verarbeitet, in welchem Umfang wird jedoch vom Auftraggeber festgelegt. Bei der Suche nach geeigneten Partnern entschied man sich letztlich für UTZ. „Die Wahl viel auf UTZ, weil wir dort die meisten Übereinstimmungen festgestellt haben“, so Gries. Als Grund nennt Gries die ganzheitlichere Berücksichtigung sozialer, ökologischer und ökonomischer Kriterien. Schließlich sollen die vereinbarten Liefermengen auch dauerhaft sichergestellt sein. Wie hoch diese sind, möchte man nicht mitteilen, sie müssen allerdings ausreichen um die jährlich 160.000 Tonnen Süßgebäck produzieren zu können.

Engpässe in der Beschaffung erwartet man beim Mittelständler Griesson – de Beukelaer nicht, auch wenn die Einkaufsmenge als „im weltweiten Angebot darstellbar“ angegeben wird. Inzwischen wollen auch Schwergewichte wie Mars ihren Anteil an nachhaltig angebautem Kakao mit UTZ Zertifikat erhöhen. Für dieses Jahr sollen es 90.000 Tonnen sein und bis 2020 will man auch bei Mars vollständig umgestellt haben. Einzelne Produkte wie etwa der Schokoriegel Balisto sind bereits umgestellt. Beim Gebäckanbieter Bahlsen im niedersächsischen Hannover wurde ebenfalls die Umstellung auf dem deutschen Markt bekannt gegeben. Seit Juli wird für einzelne Produkte zu 100 Prozent UTZ-zertifizierter Kakao verwendet. Im nächsten Jahr sollen weitere Produkte folgen. Auch der Nahrungsmittelkonzern Nestle hat vor wenigen Tagen seine neue Qualitätsoffensive vorgestellt und darin auch angekündigt, bis 2015 nur noch nachhaltig angebauten Kakao zu verwenden.

Es kommt also Bewegung in den Beschaffungsmarkt, auch wenn der größte Teil des weltweit angebotenen Kakaos noch aus herkömmlichem Anbau kommt. Rund 4 Millionen Tonnen Rohkakao wurden im vergangenen Jahr erzeugt, davon werden rund zehn Prozent alleine für den deutschen Markt verarbeitet. Zum Vergleich wurden beispielsweise im gleichen Zeitraum rund 210.000 Tonnen UTZ zertifizierter Kakao angebaut. Damit die deutsche Süßwarenindustrie den eingeschlagenen Weg fortsetzt, wurde im Juni das „Forum nachhaltiger Kakao“ gegründet. Hier sitzen Bundesregierung, Verbände, Unternehmen und NGOs zusammen und wollen dem nachhaltigen Anbau von Kakao zum Durchbruch verhelfen. Der Verband der deutschen Süßwarenindustrie, ebenfalls Mitglied des Forums, hat in einer Nachhaltigkeitserklärung Zielmarken definiert. Demnach sollen bis 2020 mindestens 50 Prozent aller in Deutschland verkauften Süßwaren, Kakao aus nachhaltigem Anbau enthalten, bis 2025 sollen es dann sogar 75 Prozent sein. Damit diese Bemühungen auch beim Verbraucher ankommen, sind allerdings auch geeignete Zertifikate notwendig. Labels wie UTZ sind in Deutschland einfach zu wenig bekannt. Peter Gries empfiehlt den NGOs deshalb eine stärkere Zusammenarbeit mit einem einzigen klaren Ziel: „Am Ende geht es um mehr Nachhaltigkeit“.

Studie über Nachhaltigkeit im Kakaosektor – Bestandsaufnahme und Herausforderungen

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