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CSR im Fußball: Die Bedeutung der Sponsoren

Die Ansage war klar und deutlich. Im Interview mit der Bild-Zeitung sagte REWE-Chef Alain Caparros, adressiert an die Verantwortlichen des 1. FC Köln: „Klar Tisch machen mit den Chaoten – sonst springt der Hauptsponsor ab“. Inzwischen arbeitet man gemeinsam an einer Lösung des Gewaltproblems. Brauchen Fußballvereine den Druck von außen um ihre Verantwortung wahrzunehmen?

Köln/Bremen (csr-news) > Die Ansage war klar und deutlich. Im Interview mit der Bild-Zeitung sagte REWE-Chef Alain Caparros, adressiert an die Verantwortlichen des 1. FC Köln: „Klar Tisch machen mit den Chaoten – sonst springt der Hauptsponsor ab“. Inzwischen arbeitet man gemeinsam an einer Lösung des Gewaltproblems. Brauchen Fußballvereine den Druck von außen um ihre Verantwortung wahrzunehmen?

Sportlich macht der 1. FC Köln schon länger keine gute Figur mehr, seit einiger Zeit wird der Verein aber hauptsächlich mit ungezügelter Gewalt von Fangruppen in Verbindung gebracht. Letzter Höhepunkt, die Attacken gegen den Kölner Profi Kevin Pezzoni. Damit war das Fass voll, REWE, seit Jahren Hauptsponsor des Vereins, wollte nicht länger zuschauen wie der eigene Name mit Gewalt und Kriminalität im Fußball in Verbindung gebracht wird. Caparros machte deutlich, dass die Zeit runder Tische und gut gemeinter Dialoge vorbei sei. Tage später wurde das weitere Vorgehen mit der Vereinsspitze diskutiert, wichtigstes Ergebnis: REWE steht weiter zum FC. Allerdings soll es gewaltbereiten Fans an den Kragen gehen und möglichst schnell wieder der Fußball im Mittelpunkt stehen. Im Anschluss an das Treffen sagte Caparros: „Wir haben nochmal deutlich gemacht: Wir stehen zum FC. Deshalb werden wir uns mit eigenen Aktionen, die wir gemeinsam mit dem 1 FC Köln aufsetzen werden, im Kampf gegen die Gewalt in und um den Fußball engagieren“. Werner Spinner, Präsident des 1. FC Köln dazu: „Wir sind froh, mit REWE einen Hauptsponsor zu haben, der uns dabei nicht nur unterstützt, sondern auch selbst die Initiative ergreift“.

Es gibt allerdings auch den umgekehrten Fall, so wie ihn Werder Bremen jüngst erlebte. Anfang des Jahres hatte der Verein sein neues umfangreiches CSR-Konzept vorgestellt und konnte dafür auch prominente Paten gewinnen. So hatten sich u.a. der bekannte Fernsehkoch Rainer Sass und der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Jürgen Trittin, als Botschafter für das CSR-Konzept „Werder bewegt – lebenslang“ eingesetzt. Mit Bekanntgabe des neuen Sponsors „Wiesenhof“ dann die böse Falle. Die beiden Unterstützer gaben ihre neue Tätigkeit sofort auf, mit Massentierhaltung wollten sie nicht in Verbindung stehen. So schreibt Jürgen Trittin in einem offenen Brief an den Vereinspräsidenten Klaus-Dieter Fischer: „Es verbietet sich als Umweltbotschafter für einen Verein tätig zu sein, der sich

von einem der Marktführer der industriellen Billig-Fleischproduktion sponsoren lässt“. Ausdrücklich lobte Trittin die bisherigen Nachhaltigkeitsbemühungen des Vereins, zeigte sich aber von der Sponsorenentscheidung enttäuscht: „Wiesenhof kann kein Partner für einen umweltbewussten Verein sein“. In einer ausführlichen Begründung legte er seine Entscheidung dar und endete mit „Lebenslang Werder – kein Tag Wiesenhof. Fischer bedauerte Trittins Entscheidung und erklärte, dass mit dem Rücktritt auch Chancen vertan werden. Fischer: „Sicherlich haben wir gewusst, dass Jürgen Trittin zu den Kritikern der konventionellen Nutztierhaltung zählt und unsere Partnerschaft mit Wiesenhof kritisch begleiten würde, doch wir hatten auch große Hoffnung, dass er einerseits diese Kooperation als Chance sehen würde, die wichtige gesellschaftliche Frage der Nutztierhaltung auf einer neuen Ebene diskutieren zu können und diesen Diskurs einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen zu können“. Dennoch sind es genau diese Fragen mit denen sich Verein und Sponsor nun seinen Fans stellt. Sie hatten Vertreter der offiziellen Werder-Fanclubs zu einem Themenabend eingeladen. Hochkarätig besetzt, mit der kompletten Geschäftsleitung des Vereins und Geschäftsführern von Wiesenhof wurde das neue Bündnis diskutiert und Fragen der Fans zur Massentierhaltung beantwortet. „Es war fair, konstruktiv und es wurde keiner Frage ausgewichen. Das war mir wichtig. Nach diesem Abend habe ich zum ersten Mal das Gefühl beide Seiten gehört zu haben”, so Heiko Schulze von den „Werderfans Süd”. Die Landtagsabgeordnete Swantje Hartmann, die für den Werder-Fanclub des niedersächsischen Abgeordnetenhauses „Grün-Weiß Leineschloss” angereist war, zeigte sich ebenfalls beeindruckt von der Offenheit des Wiesenhof-Managements. „Ich habe die Wahl des Hauptsponsors auch kritisch verfolgt. Das öffentliche Engagement von Wiesenhof bei Werder hielt ich für einen gewagten Entschluss“. Auch die Werder-Geschäftsführung zog ein positives Fazit: „Wir haben immer gesagt, dass wir die Diskussionen um die intensive Nutztierhaltung nicht führen können. Wir können aber eine Plattform für eine sachliche Debatte bieten. Diese Plattform haben unsere Fans und Wiesenhof hier eindrucksvoll genutzt”, so Klaus Filbry, Geschäftsführer für Marketing, Management und Finanzen.

Ein ausführliches Interview mit Dr. Ingo Stryck, Geschäftsführer Marketing bei Wiesenhof, zum Sponsoring Engagement bei Werder Bremen und zur Massentierhaltung ist im Internet auf der Seite wiesenhof-werder.de zu sehen.

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