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Nachhaltigkeitsrat: Forderungen an Politik und Unternehmen

Der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) bewertet den Stand des nachhaltigen Wirtschaftens in Deutschland als unzureichend. Deshalb lädt der Rat mit zehn Forderungen zum Dialog ein. Hintergrund ist ein internationales Expertengutachten zur deutschen Nachhaltigkeitspolitik. Es seien entschiedene, glaubwürdige Schritte von Politik und Wirtschaft gleichermaßen in Richtung eines nachhaltigen Wirtschaftens notwendig, heißt es in einer Erklärung des RNE.

Berlin (csr-news) > Der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) bewertet den Stand des nachhaltigen Wirtschaftens in Deutschland als unzureichend. Deshalb lädt der Rat mit zehn Forderungen zum Dialog ein. Hintergrund ist ein internationales Expertengutachten zur deutschen Nachhaltigkeitspolitik. Es seien entschiedene, glaubwürdige Schritte von Politik und Wirtschaft gleichermaßen in Richtung eines nachhaltigen Wirtschaftens notwendig, heißt es in einer Erklärung des RNE.

„Wünschenswertes wird nicht getan, Mögliches bleibt unerledigt, Visionen fehlen. Vorreiter-Unternehmen sind isoliert“, so beschreibt die Ratsvorsitzende Marlehn Thieme den Stand des nachhaltigen Wirtschaftens in Deutschland. „Ziele zur nachhaltigen Wirtschaft dürfen nicht so abstrakt sein, dass sie das Handeln des Einzelnen verzwergen. Dann sind sie unnütz“, heißt es in der Einladung zum Dialog. „Stattdessen müssen sie anschaulich sein und mit der eigenen Identität und den Wünschen in Verbindung stehen, sei es als Individuum, als Unternehmen oder als gesellschaftliche Institution“. Auch wenn einzelne Unternehmen damit inzwischen positive Erfahrungen machen, die Mehrheit beschäftige sich noch gar nicht mit den Anforderungen der Nachhaltigkeit. Dadurch gerieten Unternehmenslenker mit ambitionierten Nachhaltigkeitszielen doppelt unter Druck. „Einerseits werden sie im eigenen Lager oft kritisch angesehen, andererseits stößt die Leistung ihrer Unternehmen bei den Konsumenten noch nicht durchgehend auf den erhofften breiten Zuspruch und ihre Leistungen treffen in der kritischen Öffentlichkeit häufig auf Unglauben. Deshalb muss, so der RNE, der generelle Trend deutlicher werden: „Nachhaltiges Wirtschaften steht für ein unternehmerisches Denken, das Zukunftschancen erschließt.

Deshalb hat der RNE zehn Forderungen aufgestellt und lädt Bürger, Politik, Unternehmen, Wissenschaft und NGOs zum Dialog ein. Auch wenn die Überlegungen primär an die Wirtschaft gerichtet sind, wird die Vielzahl weiterer Akteure nicht verkannt. Noch bis Ende Januar 2013 können Interessierte ihre Beiträge einreichen. Das Ergebnis wird dann einer Gruppe von internationalen Experten unter Leitung von Björn Stigson, ehemaliger Präsident des World Business Council for Sustainable Development vorgelegt. Auf Bitten der Bundeskanzlerin Angela Merkel bewerten die Experten im nächsten Jahr die deutsche Nachhaltigkeitspolitik. Ihre Analyse wird vor allem die Chancen und Missstände beim nachhaltigen Wirtschaften in den Blick nehmen. Das Ergebnis wird in Form eines sogenannten „Peer Review“ zum Jahresende 2013 vorgelegt.

Dialogangebot: Zehn Forderungen zum nachhaltigen Wirtschaften

  1. Mehr Unternehmen sollten eine ökologische Gewinn-und-Verlust-Rechnung einführen, die dem Unternehmen als Maßstab und Ausgangspunkt zur Verminderung des ökologischen Fußabdrucks im Kerngeschäft sowie auch auf allen Stufen der Beschaffungskette gilt.
  2. Die Politik sollte den Unternehmen wichtige Basisdaten bereitstellen, damit Vergleichbares auch verglichen werden kann.
  3. Die Politik sollte basierend auf den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft Veränderungen hin zu einer nachhaltigen Unternehmensführung stärker als bisher unterstützen. Dazu gehören eine stärker auf Nachhaltigkeit orientierte Fiskalpolitik, eine strategische nachhaltige öffentliche Beschaffung sowie die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien bei Beamtenpensionsfonds und Versorgungsrücklagen des Bundes und der Länder.
  4. Unternehmen sollten den Deutschen Nachhaltigkeitskodex anwenden und Entsprechenserklärungen abgeben. Die Anwendung des Nachhaltigkeitskodex sollte zur Bedingung von „Nachhaltigkeit – Made in Germany“ werden. Das sollten Börsen und Handelskammern unterstützen.
  5. Kommunale und staatliche Stellen mit Verantwortung für öffentliche Unternehmen sollten den Nachhaltigkeitskodex in den ihnen unterstellten Unternehmen einsetzen. Unternehmen mit Beteiligungen des Bundes sollten mit gutem Beispiel vorangehen und im Beteiligungsbericht des Bundes dokumentiert werden.
  6. Die Glaubwürdigkeit nachhaltiger Produkte ist im Sinne von Verbraucherinnen und Verbraucher zu verbessern. Nachhaltigkeitsstandards für Produkte und Herstellungsverfahren sollten öffentlich registriert werden.
  7. Der vergleichende Wettbewerb der Nachhaltigkeit sollte verstärkt genutzt werden, um das Anliegen in das Bewusstsein von Gesellschaft und Wirtschaft einzubringen und Kooperationen zu intensivieren.
  8. Transdisziplinäres Veränderungs-Wissen aus Wissenschaft und Praxis sollte stärker genutzt werden. Technische Innovationen sollten frühzeitig als sozialer und kultureller Prozess gestaltet werden, um Nachhaltigkeitslösungen zur Marktreife und praktischen Anwendung zu bringen.
  9. Energiewende und nachhaltiges Wirtschaften sollten durch eine Innovationsstrategie mit multisektoralem Ansatz zusammengebracht werden. Ziele des Ressourcenschutzes und zum Klimaschutz für 2030 sollten jetzt festgelegt werden, um Investitionen zur Nachhaltigkeit zu ermöglichen.
  10. Politik und Unternehmen sollten ihren Dialog auf eine neue Ebene heben. Wir brauchen einen regelmäßigen Fortschrittsbericht zum nachhaltigen Wirtschaften.

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