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Familienunternehmerin: Mehr über die Zukunft als über Verteilungsgerechtigkeit reden

In Deutschland wird zu viel über Verteilungsgerechtigkeit diskutiert und zu wenig über die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft. Diese Ansicht vertrat die Vorsitzende der Geschäftsführung des Werkzeugmaschinenherstellers Trumpf, Nicola Leibinger-Kammüller, am Donnerstag in Leipzig. Stattdessen solle mehr darüber diskutiert werden, wie der gegenwärtige Wohlstand für die nächste Generation bewahrt werden kann.

Leipzig (csr-news) – In Deutschland wird zu viel über Verteilungsgerechtigkeit diskutiert und zu wenig über die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft. Diese Ansicht vertrat die Vorsitzende der Geschäftsführung des Werkzeugmaschinenherstellers Trumpf, Nicola Leibinger-Kammüller, am Donnerstag in Leipzig. Manche Politiker hielten dabei die Unternehmen für „geduldige Lastesel“, denen immer weitere Steuerpflichten auferlegt werden könnten. Viele Firmen befänden sich aber an der Grenze ihrer Belastbarkeit. Die promovierte Philologin wandte sich gegen den „recht platten Versuch, Gerechtigkeit an Steuerfragen festzumachen“. Stattdessen solle mehr darüber diskutiert werden, wie der gegenwärtige Wohlstand für die nächste Generation bewahrt werden kann. Auch von der evangelischen Kirche erwarte sie, etwas mehr die Zukunft als Verteilungsfragen in den Mittelpunkt der Debatte zu stellen, sagte die evangelische Unternehmerin. Leibinger-Kammüller sprach bei der Eröffnungsveranstaltung des Kongresses christlicher Führungskräfte, der mit über 3.000 Teilnehmern unter dem Motto „Mit Werten in Führung gehen“ bis zum 19. Januar in Leipzig stattfindet.

„Nicht alles, was geht, geht auch gut.“

Ein zukunftsorientiertes Wirtschaften besitze gerade für Familienunternehmen große Bedeutung, so die Chefin des Familienunternehmens Trumpf. Diese seien nicht anonymen Aktionären gegenüber verantwortlich, sondern ihre entscheidende Maxime sei, die Firma an die nächste Generation weiterzugeben. Deshalb seinen Familienunternehmer offen für Neues und zugleich vorsichtig im Umgang damit. Von ihrem Vater habe sie gelernt: „Nicht alles, was geht, geht auch gut.“ Zukunftsorientierung zeige sich auch in den betriebswirtschaftlichen Entscheidungen: „Statt Ausschüttungen setzen wir auf Investitionen und sehr hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung“, sagte Leibinger-Kammüller. Verantwortung übernehme Trumpf zudem gegenüber Mitarbeitern und dem Unternehmensumfeld. Einmal im Monat informiere Trumpf alle Beschäftigten mit vielen Details über die Geschäftsentwicklung und einmal im Jahr werde die Mitarbeiterzufriedenheit mit einer Umfrage ermittelt. Davon profitiere ein Unternehmen gerade in schwierigen Situationen, denn „frühzeitige Information erleichtert das Verständnis“, so die Unternehmerin.

Unternehmensverantwortung sei mehr, als Schecks für gemeinnützige Projekte auszuschreiben. Leibinger-Kammüller: „Wir sind Teil unserer Gesellschaft und wollen die Welt, in der wir leben, ein Stück voranbringen.“ Deshalb sollten Unternehmer bei strittigen Themen Position beziehen. In Bezug auf ihren Konzern sagte Leibinger-Kammüller: „Wir meinen, dass wir in mancher Debatte etwas beizutragen haben, und wir sagen es dann auch.“ Sie habe sich beispielsweise klar für das Projekt Stuttgart 21 ausgesprochen und damit auch Widerspruch geerntet.

Da trennt sich die Spreu vom Weizen

Eine verantwortungsvolle und an Werten orientierte Unternehmensführung sei auch in der schnelllebigen und globalisierten Wirtschaft keinesfalls von Nachteil, denn sie ermögliche gerade in hektischen Zeiten Kraft und Orientierung. Leibinger-Kammüller: „Wenn wir weiterhin gut und verantwortungsvoll wirtschaften, dann können wir von der Globalisierung nur profitieren.“ Vielleicht werde ja die „gute Unternehmensführung ein deutscher Exportschlager in der globalisierten Welt.“ Ein verantwortlicher Umgang mit Mitarbeitern oder natürlichen Ressourcen sei aus rein ökonomischen Gründen wie etwa der Kosteneinsparung ebenso möglich wie aufgrund einer persönlichen Werthaltung. „Erst dort, wo es zum Zielkonflikt kommt, trennt sich die Spreu vom Weizen“, so die Unternehmerin. Ein verantwortliches Wirtschaften lasse sich nicht alleine mit Ethik-Kodizes und Leitbildern erreichen. „Entscheidend ist immer der Menschen und das Wertegerüst, das ihn trägt.“ Ihr persönlich gebe der christliche Glaube die Grundlage für ihr unternehmerisches Handeln, sagte Leibinger-Kammüller.


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