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Textilindustrie in Bangladesch: effektiver Brandschutz „eine gemeinsame Aufgabe“

Nach der Brandkatastrophe in einer Textilfabrik im Norden Dhakas mit über 100 Toten im vergangenen November steht der Brandschutz ganz oben auf der Themenliste der Compliance-Manager. In den Fabriken gibt es zusätzliche Feuerlöscher in den Produktionshallen und Treppenhäuser sowie visuelle und akustische Brandwarnanlagen. Doch mit technischen Einrichtungen alleine lässt sich ein effektiver Schutz nicht sicherstellen, sagt Golam Kibria, Regionalleiter von Bureau Veritas für Bangladesch.

Dhaka (csr-news) – Nach der Brandkatastrophe in einer Textilfabrik im Norden Dhakas mit über 100 Toten im vergangenen November steht der Brandschutz ganz oben auf der Themenliste der Compliance-Manager. In den Fabriken gibt es zusätzliche Feuerlöscher in den Produktionshallen und Treppenhäuser sowie visuelle und akustische Brandwarnanlagen. Doch mit technischen Einrichtungen alleine lässt sich ein effektiver Schutz nicht sicherstellen, sagt Golam Kibria, Regionalleiter von Bureau Veritas für Bangladesch. Sein Unternehmen schult Compliance-Manager und prüft Brandschutzkonzepte in Fabriken.

An erster Stelle stehen für Kibria das Brandschutztraining der Textilarbeiter – und die Überzeugung der Manager von dessen Bedeutung. Die Gefahr sei groß, dass im Ernstfall durch eine Panik Menschen zu Tode kämen und wertvolle Zeit verloren werde. Deshalb brauche es regelmäßige und konkrete Übungen für die Belegschaft – „meiner Meinung nach mindestens einmal im Monat“, so Kibria. So ziemlich alle Fabriken führten heute Brandschutztrainings durch, schon weil die Einkäufer das verlangten. Aber die Qualität und Häufigkeit der Trainings unterscheide sich von Unternehmen zu Unternehmen. Geübt werden sollte die Evakuierung einer Fabrik so realistisch wie möglich – mit Dummies auf den Fluren, die Verletzte symbolisierten, und von der Alarmauslösung bis zum Abzählen der Evakuierten.

Ein solches Training braucht Brandschutzexperten und ein Management, das dafür zu investieren bereit ist. Denn auch in Bangladesch gilt: (Trainings-) Zeit ist Geld. „Es fehlen vorausdenkende Manager und Kontrollen seitens der Regierung“, so Kibria. Die Ressourcen der amtlichen Kontrollbehörden hätten mit dem Wachstum des Produktionssektors nicht Schritt gehalten.

Bei der Frage nach der Prävention weist Kibria zuerst auf die Elektroinstallation. Die Anlagen müssten auf den Strombedarf ausgerichtet werden. Häufig werde jedoch Mehrfachstecker an Mehrfachstecker gehängt – und die Anlagen so überlastet. Und überhaupt sehe manche Elektroinstallation in mancher Fabrik so ungeordnet aus, wie man das auf der Straße an den Außenseiten der Gebäude ‚bewundern‘ kann.

Bei den notwenigen Infrastrukturmaßnahmen hat der Brandschutzexperte nicht nur die bauliche Ausstattung mit mehreren frei zugänglichen Ausgängen im Blick, sondern auch die Straßen im Umfeld der Fabrikanlagen. Die seien manchmal so eng angelegt, dass sie kein größeres Feuerwehrfahrzeug passieren könne. Die Feuerwehr selbst sei gut ausgebildet und ausgerüstet. Das hilft aber nur, wenn sie den Brand ausreichend schnell erreichen kann.

Dass sich derzeit in Sachen Brandschutz in den Textilfabriken Bangladeschs so viel bewegt, liegt für Kibria eindeutig an den Forderungen der Einkäufer. Auch sein Unternehmen wird meistens von Einkäufern in die Fabriken gerufen, ab und zu aber auch von den Unternehmern selbst. Die Einkäufer sollten sich miteinander und mit den Verantwortlichen vor Ort um gemeinsame Lösungen bemühen. Kibria: „Der Weg heraus aus den Problemen ist nicht eine Herausforderung für einen einzelnen, sondern eine gemeinsame Aufgabe.“


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