Nachrichten

Nachhaltigkeitsberichte im Mittelstand – Herausforderungen und Chancen

Über Nachhaltigkeit berichten ist etwas für große Konzerne. Tatsächlich erstellen auch immer mehr mittelständische Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht. Laut GRI kommen inzwischen rund 17 Prozent der Berichte von Mittelständlern. Warum sich das lohnt, weiß CSR-Expertin Ina Stubenrauch vom Beratungsunternehmen Deloitte.

München (csr-news) > Über Nachhaltigkeit berichten ist etwas für große Konzerne. Tatsächlich erstellen auch immer mehr mittelständische Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht. Laut GRI kommen inzwischen rund 17 Prozent der Berichte von Mittelständlern. Warum sich das lohnt, weiß CSR-Expertin Ina Stubenrauch vom Beratungsunternehmen Deloitte.

Das Thema Nachhaltigkeit kommt zunehmend auch im Mittelstand an und insofern auch die Berichterstattung darüber. Dennoch ist verantwortliches Handeln nichts Neues für den Mittelstand. „Schon vor langer Zeit hat der Mittelstand durch die Prinzipien des ehrbaren Kaufmanns die Basis für nachhaltiges Handeln gelegt“, so Stubenrauch. „Bei genauer Betrachtung wird auch schnell deutlich, dass die Themen Umwelt und Soziales bereits durch viele kleinere und mittelständische Betriebe bearbeitet werden. Das reicht von der Förderung ehrenamtlicher Arbeit über Umweltschutz am Standort bis hin zu Stiftungsarbeit“. Allerdings gibt Stubenrauch zu bedenken, das diese Aktivitäten bislang selten koordiniert ablaufen oder strategisch gesteuert werden und nur in wenigen Fällen mit den relevanten Stakeholdergruppen systematisch kommuniziert wird. Rund 130 kleine und mittelständische Unternehmen veröffentlichen inzwischen einen Nachhaltigkeitsbericht. Deloitte betrachtet dabei hauptsächlich Unternehmen mit mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz und mit bis zu 3000 Mitarbeitern. „Das scheint auch eine Größenordnung zu sein, ab der ein Nachhaltigkeitsbericht sinnvoll erscheint“, so Stubenrauch, „im Einzelfall kann dies allerdings auch für kleinere Unternehmen gelten“. Das kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn Mittelständler in Lieferketten großer Unternehmen eingebunden sind oder über eigene internationale Lieferketten verfügen, schließlich agieren auch immer mehr mittelständische Betriebe global. „Daraus resultiert dann auch die Notwendigkeit, die eigenen Nachhaltigkeitsbestrebungen gegenüber Dritten nachweisbar zu machen“. Die Adressaten sind klar definiert und reichen von Kunden über Mitarbeiter hin zu Anwohnern, NGOs, Gewerkschaften sowie Banken und Investoren. „Diese Stakeholder verlangen inzwischen auch von mittelständischen Unternehmen mehr Transparenz“. Aber welchen konkreten Nutzen haben KMUs, wenn sie einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen? „Zunächst gilt auch für den Mittelstand: Was nicht gemessen wird, kann auch nicht gesteuert werden und was nicht gesteuert wird, wird auch nicht optimiert“, so Stubenrauch. „Aber ein Nachhaltigkeitsbericht trägt auch entscheidend zur öffentlichen Wahrnehmung und damit auch zur Markenbildung bei. Letztlich muss ein Unternehmen sehen, welches Informations- und Transparenzbedürfnis vonseiten der Stakeholder besteht“. Allerdings kommen die Anforderungen auch von den Großkonzernen, die immer öfter von ihren Lieferanten die Einhaltung bestimmter „Codes of Conduct“ erwarten. „Im Extremfall können dadurch auch Nachteile entstehen, etwa wenn die geforderten Informations- und Transparenzpflichten nicht erbracht werden“.

Grafik: Idealtypischer Prozess zur Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts

Voraussetzung für die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts ist zunächst ein entsprechend nachhaltiges Verhalten. Gleichwohl wird im Rahmen der Berichterstellung manches Thema erst an Kontur gewinnen. Stubenrauch: „Man kann auch sagen: ‚Nach dem Bericht ist vor dem Bericht.’ Soll heißen, mit der Veröffentlichung des Berichts startet ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess innerhalb des Unternehmens, vor allem durch den dann beginnenden Dialog mit den Stakeholdern. Best Practice Unternehmen nutzen diese Kommunikation um ihr Innovationspotenzial zu erhöhen und erreichen dadurch oftmals auch ein Alleinstellungsmerkmal“. Deshalb beginnt der Prozess der Berichterstellung mit der Bestimmung der Ziele und Zielgruppen. Stubenrauch: „Daraus resultieren dann die wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekte, über die berichtet werden, soll und die dafür notwendigen Daten und Indikatoren“. Meist kommen die notwendigen Daten aus dem HR-Bereich für die sozialen Themen und aus Input und Output-Strömen für die ökologischen Aspekte. Während die erforderlichen Daten in den Unternehmen meist zur Verfügung stehen, müssen Strukturen und Erhebungsprozesse für die Berichterstattung allerdings oftmals noch klar definiert werden, dies erfordert für den ersten Bericht einen höheren Aufwand. Ob es direkt ein GRI-Bericht sein muss oder ob es sinnvolle Alternativen gibt, hängt letztlich vom Einzelfall ab. „Ich würde aber immer dazu raten, sich zumindest am GRI-Berichtsrahmen zu orientieren“, so die klare Haltung von Ina Stubenrauch. Der Grund liegt auf der Hand, vor allem dann, wenn Berichte von unabhängigen Dritten geprüft werden sollen. Gerade eine Prüfbestätigung eines unabhängigen Dritten (gem. ISAE 3000 und beispielsweise GRI)  erhöht das Vertrauen in den Bericht und die Glaubwürdigkeit des Unternehmens. Nur ein qualitativ hochwertiger und transparenter Bericht kann den Informationsbedürfnissen der Stakeholder gerecht werden und schützt vor dem Vorwurf des „Greenwashing“. „Dabei muss noch gar nicht in allen Bereichen die volle Nachhaltigkeitsperformance erbracht sein“, so Stubenrauch, „durch den Bericht werden oftmals Aspekte deutlich, die bislang eher vernachlässigt wurden, zukünftig aber verbessert werden sollen“. Stellt sich die Frage nach dem Aufwand. Stubenrauch: „Sicher stellt ein Nachhaltigkeitsbericht eine organisatorische aber auch kulturelle Herausforderung für die Unternehmen dar. Deshalb sind ein strukturiertes Verfahren und eine exakte Ressourcenplanung wesentliche Voraussetzungen. Dann lässt sich auch für einen Mittelständler ein wertvoller Bericht mit den verfügbaren personellen und finanziellen Ressourcen stemmen“. Der eigentliche Prozess zur Berichterstellung unterscheidet sich kaum von der Vorgehensweise in großen Unternehmen. Im Beratungsprozess steht Ina Stubenrauch immer vor der Aufgabe, als Erstes die wesentlichen Themen für das Unternehmen zu erkennen. Daraus entwickelt sich dann das weitere Vorgehen. Am Ende steht ein Bericht der transparent und offen über das Nachhaltigkeitsengagement berichtet und gleichzeitig den Beginn eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses markiert.

Ina Stubenrauch, Deloitte


Werden Sie Mitglied im UVG e.V. und gestalten Sie den Nachhaltigkeitsdialog mit. > Die Infos
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner