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„Doppelverdiener-Ideal“ statt „Alleinverdiener-Leitbild“: Befragte fordern Betriebskitas

Drei Viertel der Berufstätigen in Deutschland erwarten, das Unternehmen Betriebskindergärten zur Betreuung ihrer Kinder anbieten. Das fand der Zukunftsforschers Horst Opaschowski bei einer repräsentativen Umfrage heraus. Das Unternehmensengagement für Betriebskindergärten oder garantierte Belegplätze in betriebsnahen Kitas zahle sich aus: Betriebskindergärten zählen unter Umständen auf Dauer mehr als Betriebsaktien, so die Autoren der Studie.

Hamburg/Wiesbaden (csr-news) – Drei Viertel der Berufstätigen in Deutschland erwarten, das Unternehmen Betriebskindergärten zur Betreuung ihrer Kinder anbieten. Das fand der Zukunftsforschers Horst Opaschowski in Zusammenarbeit mit dem Markt- und Sozialforschungsinstitut Ipsos im Januar bei einer repräsentativen Umfrage unter 1.000 Personen ab 14 Jahren heraus. Das Unternehmensengagement für Betriebskindergärten oder garantierte Belegplätze in betriebsnahen Kitas zahle sich aus: Betriebskindergärten zählen unter Umständen auf Dauer mehr als Betriebsaktien, so die Autoren der Studie.

Der Hintergrund: Aus dem „Alleinverdiener-Leitbild“ wird zunehmend das „Doppelverdiener-Ideal“. Zwei Drittel der Bevölkerung finden es geradezu „ideal“, wenn in einer Familie „beide Partner berufstätig“ sind – fünf Jahre zuvor waren es wenig mehr als die Hälfte. „Wenn dieser Trend so anhält, werden im Jahr 2030 etwa achtzig Prozent der Berufstätigen Doppelverdiener sein wollen oder müssen“, so Opaschowski gegenüber der Presse. Wenig überraschend: Im gleichen Maße, wie der Anteil der Befürworter einer Doppelerwerbstätigkeit von Mann und Frau wächst, sinkt die Bereitschaft, wegen der Kinder auf die eigene berufliche Karriere zu verzichten. Nur noch die Hälfte der Befragten glaubt, dass es besser sei, wenn nur ein Elternteil arbeitet und der andere die Erziehung der Kinder übernimmt.

Kitas: Umfang der Betreuung soll sich ändern

Der Zukunftsforscher wies auf die Bedeutung dieser Einstellungsänderung für die Planung von Kindertagesstätten hin: Während die Kommunen derzeit davon aus, dass rund 40 Prozent der Eltern sich auf den ab August bestehenden Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für ein- bis dreijährige Kinder berufen und einen Kita- oder Kindergartenplatz beanspruchen würden, könne sich dieser Betreuungsanteil in den nächsten zwanzig Jahren verdoppeln. Verändern werde sich auch der Anspruch an den Umfang einer solchen Kinderbetreuung: Vier von zehn Bundesbürgern fordern bereits, Kinder aller Altersgruppen „das ganze Jahr über“ ganztags in Kindergärten zu betreuten, an Werktagen genauso wie notfalls an Wochenenden oder in den Ferien. „Wenn dieser Trend zur 24-Stunden-Betreuung so anhält, wird eines Tages Artikel 6/Absatz 2 des Grundgesetzes neu bewertet werden müssen, weil die Erziehung der Kinder dann nicht mehr als die ‚zuvörderst obliegende Pflicht‘ der Eltern gilt“, so Opaschowski.

Jede vierte Mutter nicht erwerbstätig

Die Ergebnisse des Zukunftsforschers werden von den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes unterstützt: Derzeit ist jede vierte Mutter mit Kindern unter 15 Jahren nicht berufstätig und suchte auch keinen Job. Von den nicht erwerbstätigen Müttern mit Kindern unter drei Jahren gaben 69 Prozent an, aufgrund von Betreuungsaufgaben keine Arbeit zu suchen, so die Ergebnisse des aktuellen Mikrozensus, der größten jährlichen Haushaltsbefragung in Europa. 68 Prozent der Mütter mit Kindern unter 15 Jahren gingen jedoch einer Erwerbstätigkeit nach – Mütter in Elternzeit eingerechnet.


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