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C&A und terre des hommes: Der lange Weg zur erfolgreichen Partnerschaft

Handelsunternehmen aus der Textilbranche gehören schon seit vielen Jahren zu den begehrten Angriffszielen von NGOs. Auch C&A musste diese Erfahrung machen, wurde bereits in den 1990er-Jahren mit problematischen Zuständen in der eigenen Lieferkette konfrontiert. Inzwischen hat sich vieles verbessert, C&A hat gelernt und gehandelt. Daran hat auch die Kooperation mit terre des hommes ihren Anteil, doch die war nicht immer einfach.

Düsseldorf (csr-news) > Handelsunternehmen aus der Textilbranche gehören schon seit vielen Jahren zu den begehrten Angriffszielen von NGOs. Auch C&A musste diese Erfahrung machen, wurde bereits in den 1990er-Jahren mit problematischen Zuständen in der eigenen Lieferkette konfrontiert. Inzwischen hat sich vieles verbessert, C&A hat gelernt und gehandelt. Daran hat auch die Kooperation mit terre des hommes ihren Anteil, doch die war nicht immer einfach.

Mitte der 1990er Jahre geriet C&A ins Visier niederländischer NGOs. Durch Berichte über indische Textilunternehmen, in denen Kinder die Kollektionen für westliche Handelskonzerne fertigten, wurden Medien und Öffentlichkeit aufmerksam. Schnell wurde klar, C&A ist betroffen – ein Schock für das Unternehmen, denn Kinderarbeit widersprach der eigenen ethischen Überzeugung. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte C&A von seinen Lieferanten schriftlich die Einhaltung von grundlegenden Arbeits- und Sozialrechten gefordert und sie damit vor allem auch auf das Verbot von Kinderarbeit verpflichtet. Als Konsequenz aus den Vorfällen wurde zunächst ein umfangreiches Vertrags- und Kontrollsystem eingeführt. Inzwischen hat das Unternehmen sein Lieferantenmanagement umgekrempelt und setzt verstärkt auf direkte Beziehungen zu den Herstellern. Dadurch hat sich die Anzahl der Lieferanten reduziert, die Geschäftsbeziehungen sind transparenter und langfristiger geworden. Mit rund 40 Prozent der Produzenten arbeitet das Unternehmen bereits mehr als zehn Jahre zusammen, bei etwa 20 Prozent sind es schon über zwanzig Jahre.

In den 1990er Jahren ist auch das Kinderhilfswerk terre des hommes in Indien tätig und unterstützt lokale NGOs, die sich gegen Kinderarbeit in den Textilfabriken Tirupurs einsetzen. Etwa 40 Prozent der in den Fabriken tätigen Arbeiter waren Kinder unter 14 Jahren, ein Umstand, der weder für terre des hommes noch für C&A akzeptabel war. Als klar wurde, sowohl Hilfsorganisation als auch Unternehmen verfolgen in diesem Punkt das gleiche Ziel entwickelten sich erste Ideen einer Kooperation. Dennoch dauerte es gut zwei Jahre, bis aus ersten Gesprächen eine konkrete Zusammenarbeit wurde. Auf beiden Seiten gab es Bedenken und Sorgen ob eine derartige Kooperation am Ende nicht schlecht für das eigen Ansehen und die eigene Glaubwürdigkeit ist. Vor allem als eine erste konkrete Projektidee auf dem Tisch lag, wurden die Vorbehalte deutlich. Im Unternehmen wird die Zusammenarbeit nicht als Chance, sondern als Bedrohung aufgefasst und letztlich abgelehnt. Dennoch gelingt es den Projektverantwortlichen die Bedenken aus dem Weg zu räumen, und im Sommer 1999 dann das erste offizielle Projekt der Öffentlichkeit vorzustellen. Gemeinsam gegen Kinderarbeit ist die Aufgabe und das Projekt ist der Betrieb eines Berufsschulzentrums für ehemalige Kinderarbeiter aus den Fabriken Tirupurs. Noch im gleichen Jahr wird das Zentrum eröffnet und zunächst mit vierzig Kindern der Schulbetrieb aufgenommen. Heute werden dort gleichzeitig bis zu 120 Jungen und Mädchen ausgebildet.

Aus der zögerlichen Annäherung von Hilfswerk und Unternehmen ist eine feste Partnerschaft im Kampf gegen Kinderarbeit geworden. „Es ist ein Umfeld entstanden, in dem die Ausbeutung von Kindern nicht mehr möglich ist“, heißt es im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht von C&A. Auch wenn die Kinderarbeit noch nicht gänzlich aus jedem kleinen Betrieb verschwunden ist, so findet sie nicht mehr in den großen, hauptsächlich für den Export tätigen Fabriken statt. Deshalb soll und muss den Kindern eine Alternative zur Arbeit in den Fabriken und eine berufliche Perspektive ermöglicht werden. Mehr als 1200 Jungen und Mädchen haben inzwischen die Schule besucht, eine Berufsausbildung absolviert oder einen Schulabschluss gemacht und sind so zu wichtigen Botschaftern im Kampf gegen Kinderarbeit geworden. Die Zusammenarbeit zwischen C&A und terre des hommes zeigt, dass Kooperationen zwischen NGOs und Unternehmen erfolgreich verlaufen können. Voraussetzung dafür ist, und das zeigt diese Kooperation, ein gemeinsames klar definiertes Ziel und Verständnis für die Positionen und Zwänge der jeweils anderen Seite.

Das Zusammenwirken von NGOs und Unternehmen wird zukünftig immer öfter durch Kooperationen geprägt, dies hat eine Studie der Universität Saarland ergeben, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde. Darin bewerteten mehr als 80 Prozent der befragten Unternehmen, die bereits Erfahrungen mit Kooperationen gemacht haben, diese als sehr positiv. Wie das gelingt, welche Fallstricke lauern, welche Erwartungen sich erfüllen und welche nicht, darüber sprechen wir in der nächsten Woche mit Vertretern von C&A und terre des hommes.

 


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