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"Die Chancen stehen 50:50": Arbeitsagenturen bemühen sich um Jobs für Förderschüler

Sie haben ihre Traumberufe wie alle jungen Leute, nur fehlen häufig Unterstützung von Zuhause und echte Chancen: den Abgängern der Förderschule Lernen. 145.000 junge Menschen werden in dieser Schulform unterrichtet. CSR NEWS sprach mit einem Praktiker der Bundesagentur für Arbeit darüber, wie der Weg in einen festen Job für diese jungen Leute Wirklichkeit werden kann.

Bergisch Gladbach (csr-news) – Sie haben ihre Traumberufe wie alle jungen Leute, nur fehlen häufig Unterstützung von Zuhause und echte Chancen: den Abgängern der Förderschule Lernen. 145.000 junge Menschen werden in dieser Schulform unterrichtet. CSR NEWS sprach mit einem Praktiker der Bundesagentur für Arbeit darüber, wie der Weg in einen festen Job für diese jungen Leute Wirklichkeit werden kann.

Werner Kemper ist als Rehabilitationsberater der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach für Schüler der Förderschulen mit dem Schwerpunkten Lernen zuständig. Um berufliche Perspektiven mit ihnen entwickeln zu können, kommt der Berater im vorletzten Schuljahr an die Schulen und spricht mit den einzelnen Schülern und deren Eltern. Soweit sich die Eltern auf ein solches Gespräch einlassen, was oft nicht der Fall ist. Viele Schüler kommen aus “Haushalten, wo kein Buch existiert”, hat Kemper beobachtet. Ihre Berufswünsche erscheinen zunächst unrealistisch – eine Ausbildung als KFZ-Mechaniker oder die Tätigkeit in einem Kindergarten sind für die meisten von ihnen unerreichbar. Hier helfen auch die Förderschulen mit der Vermittlung von Praktika bei der beruflichen Orientierung.

Vor einem zweiten Gespräch, an dem dann auch Lehrer beteiligt sind, steht ein psychologischer Test zur Ermittlung der Leistungsfähigkeit. Für Schüler, denen es an einer Belastbarkeit für den allgemeinen Arbeitsmarkt erkennbar fehlt, bietet die Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) – häufig in Trägerschaft der Lebenshilfe – eine Alternative. Andere Schüler scheinen wohl auf dem ersten Arbeitsmarkt einsatzfähig, es fehlt ihnen aber an den Voraussetzungen für eine Ausbildung. Und eine große dritte Gruppe erscheint ausbildungsfähig – wenn sie weitere Unterstützung erhalten. Sie werden in berufsvorbereitende Lehrgänge freier Träger vermittelt. Solche Lehrgänge werden von der Arbeitsagentur ausgeschrieben und häufig entscheidet der Preis über den Zuschlag.

Ausbildungsperspektiven bieten nach einem Förderlehrgang die meist zweijährigen Fachpraktikerausbildungen, die das Bundesbildungsgesetz (§66) für Menschen mit Behinderungen ermöglicht. Das sind beispielsweise Ausbildungen zum Verkaufshelfer, Hauswirtschaftshelfer, Fachpraktiker für Holzverarbeitung, Helfer im Gastgewerbe, Metallbearbeiter, Fahrzeugpfleger, Werker im Gartenbau oder Helfer für Bürokommunikation. Letztere empfiehlt Kemper allerdings wegen fehlender Beschäftigungsperspektiven nicht. Zu diesen Ausbildungen gehören der Berufsschulbesuch, die Praxis – in Berufsausbildungswerken oder seltener auch in Betrieben – und eine Abschlussprüfung vor der zuständigen Kammer. Die theoretischen Leistungsanforderungen sind gegenüber sonstigen Ausbildungen reduziert, der Schwerpunkt liegt auf Fachpraxis.

Ob mit oder ohne Ausbildung: Ein großer Teil der Förderschulabsolventen ist später in einfachen Helferberufen tätig: in der Produktion, der Landwirtschaft oder im Tiefbau beispielsweise. Häufig gehen Praktika einer Anstellung voraus. Während der Einarbeitungsphase werden Arbeitgeber dabei mit öffentlichen Fördermitteln unterstützt, was den höheren Aufwand bei diesen Beschäftigungsverhältnissen ausgleichen soll. Oft fehlt es den jungen Leuten an Selbständigkeit und sie haben nicht gelernt, auf Regeln zu achten. Der Betrieb muss zudem die Bereitschaft mitbringen, theoretische Inhalte mit dem neuen Mitarbeiter zu vertiefen – langsam und mit Wiederholungen.

Wie groß sind die Chancen der Förderschüler Lernen auf eine langfristige berufliche Integration? Kemper: “Ich würde sagen 50 zu 50”. Die Integrationsquote sei aber von Jahr zu Jahr deutlich unterschiedlich. Wer auf dem Arbeitsmarkt dauerhaft scheitert, rutscht in den Hartz IV-Bezug. Von Betrieben wünscht sich der Rehabilitationsberater, dass sie mehr Praktikumsplätze für diese jungen Menschen zur Verfügung stellen.

Eine Information des Deutschen Jugendinstitutes zu Förderschülern im Übergang von der Schule ins Arbeitsleben >> finden Sie hier.


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