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Agro-Flieger über Kenias Teeplantagen: Nachlese zu einem NDR-Beitrag

Unter der Überschrift “Bitterer Tee” berichtete der NDR am 13. September über Teeplantagen in der westkenianischen Region Kericho. Der Beitrag kritisiert einen übermäßigen Chemikalieneinsatz in dem Land, das immer Tee für Deutschland produziere. Und er legt nahe, dass die mit einem Euro am Tag schlecht bezahlten Plantagenarbeiter sowie ihre Familien hohen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sind. Einige der kritisierten Farmen sind Rainforest Alliance-zertifiziert.

Hamburg (csr-news) – Unter der Überschrift “Bitterer Tee” berichtete der NDR am 13. September über Teeplantagen in der westkenianischen Region Kericho. Der Beitrag kritisiert einen übermäßigen Chemikalieneinsatz in dem Land, das immer Tee für Deutschland produziere. Und er legt nahe, dass die mit einem Euro am Tag schlecht bezahlten Plantagenarbeiter sowie ihre Familien hohen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sind. Einige der kritisierten Farmen sind Rainforest Alliance-zertifiziert.

Der NDR-Beitrag bietet Bilder von Sprühflugzeugen, die über Teeplantagen kreisen, und von Arbeitern beim Verspritzen chemischer Substanzen. Zum Einsatz kommt auf den Teeplantagen das weltweit am häufigsten eingesetzte Breitbandherbizid Glyphosat, dessen Verbot Naturschutzorganisationen wegen möglicher Umwelt- und Gesundheitsschäden fordern. Von einem namentlich nicht genannten Arzt erfahren die Zuschauer, dass Arbeiter in den Plantagen von Unilever unter Hautausschläge, Lungenentzündungen und Atemwegserkrankungen leiden. Kritisch erwähnt der Beitrag die Teeanbieter Unilever (Lipton), Meßmer, Bünting, Teekanne und Finlays, alle – außer Bünting – auch wegen fehlender Bereitschaft zur Mitwirkung an der Reportage.

Was der Beitrag nicht sagt: Die Unilever-Farm in Kericho ist seit 2007 Rainforest Alliance-zertifiziert und auch Finlays Kenia ist dort Mitglied. Das Zertifikat soll einen nachhaltigen Umgang mit der Natur und den Mitarbeitern garantieren. Grundlage zum Einsatz von Agrochemikalien bildet dabei der Standard des Sustainable Agriculture Network (SAN), der die Anwendung von rund 100 Substanzen seit 2012 verbietet. Gemeinsam mit anderen Organisationen arbeitet das NGO-Netzwerk SAN daran, den Pestizideinsatz durch eine “Integrierte Landwirtschaft” schrittweise zu reduzieren.

Glyphosat ist für die Anwendung auf Teeplantagen zugelassen. Allerdings würden keine Pestizide mit dem Sprühflugzeug ausgebracht, so ein Rainforest Alliance-Sprecher auf CSR NEWS-Anfrage. “Allein Düngemittel wie Zink und NPK (Stickstoff-Phosphor-Kalium) werden als Pellets mit dem Flugzeug über Pflanzungen verteilt.” Zum Schutz von Siedlungen seien dabei Pufferzonen zu beachten. “Die Bilder des NDR, bei denen man während eines Besuchs in einem Finlays-Hospital den Niederschlag von Düngemittel-Pellets auf dem Dach wahrnimmt, haben die Rainforest Alliance veranlasst, Finlays unverzüglich und vorsorglich darauf hinzuweisen, dass dieses eine Nichtübereinstimmung mit dem Standard bedeutet”, so der Sprecher. Auch der vor Ort zuständige Zertifizierer AfriCert sei vorsorglich informiert worden. Auf Basis des NDR-Beitrags lasse sich nicht sagen, ob alle gezeigten oder erwähnten Farmen Rainforest-Alliance-zertifiziert seien.

Wie Rainforest Allianz weiter mitteilte, befinden sich der SAN-Standard und die Liste der verbotenen Pestizide in einer öffentlichen Revision, an der auch deutsche NGOs wie Greenpeace Deutschland beteiligt seien. Ein Glyphosat-Verbot sei jedoch nicht zu erwarten, da das Herbizid von der WHO als eines der sichersten eingestuft werde.

Unilever erklärte auf CSR NEWS-Anfrage, auf seinen Farmen in Kericho werde Glyphosat manchmal eingesetzt und die Arbeiter seien im Umgang mit diesem Stoff geschult. Pestizide kämen in Kericho nicht zur Anwendung. Aus der Luft würden lediglich Zink-haltige Düngemittel verteilt. Die Löhne der Arbeiter würden alle zwei Jahre mit der Kenya Plantation Workers Union (KEPAWU) ausgehandelt. Für die Marke Meßmer teilte deren Eigentümerin, die Ostfriesische Tee Gesellschaft (OTG), mit, so gut wie keinen Tee aus Kenia zu importieren. Zur Förderung eines nachhaltigen Teeanbaus sei die OTG 2012 als erstes größeres Unternehmen der Teewirtschaft der Ethical Tea Partnership (ETP) beigetreten. Das Bünting Teehandelshaus ließ wissen, es beziehe keinen Tee aus Kenia.

Die NDR-Reportage “Bitterer Tee” vom 13.09.2013 >> im Internet


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