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Anders konsumieren und wirtschaften – Suffizienz neu denken

Berlin (csr-news) > Vor allem unsere Konsummuster sind bislang wenig nachhaltig – der Verkehr wächst, der Fleischkonsum nimmt zu, der Energieverbrauch steigt. Zusätzlich zu den bewährten Nachhaltigkeitsstrategien Effizienz und Konsistenz – also gleiches Konsumniveau mit weniger Ressourceneinsatz oder alternativen Technologien zu erreichen – braucht es deshalb Ideen, die Konsummuster selbst zu verändern. Im Fachjargon spricht man von Suffizienz. Hier ist vor allem die Politik gefragt, wie das Öko-Institut in einer aktuellen Analyse zeigt. In seinen Arbeiten zum Thema Suffizienz stellt das Öko-Institut heraus, dass es nicht allein um Veränderung im individuellen Verhalten geht. Vielmehr brauche es Veränderungen in vielen Bereichen: bei Technologien, Märkten und Infrastrukturen, Wissen, Werten und Leitbildern. Dafür muss die Politik entsprechende Rahmenbedingungen für das Zusammenwirken von Wirtschaft und Verbraucherinnen und Verbrauchern vorgeben. „Nur wenn ökologisches Handeln des Einzelnen gefördert und nicht etwa gehemmt wird, kann es gelingen, eine umfassende Wende herbeizuführen“, sagt Franziska Wolff, Sozialwissenschaftlerin am Öko-Institut. „Die Politik muss nachhaltiges Verhalten anregen und fördern. Dafür gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, die mit bewährten Instrumenten zusammenspielen sollten.“ In seiner Kurzstudie schlägt das Öko-Institut vor, dass künftig politische Maßnahmen neben Effizienz und Konsistenz verstärkt auch suffizientes Verhalten fördern sollen. Hierfür gibt es bereits jetzt Ansatzpunkte – wie radfahrerfreundliche Stadtplanung, kommunale Nutzen-statt-Besitzen-Angebote, die ökologische Steuerreform, Produktstandards oder Gewährleistungsfristen. Diese gilt es systematisch auszubauen. Grundsätzlich sollte der Eingriff im Verhältnis zum Entlastungspotenzial stehen. Bei der Gestaltung von Instrumenten muss der Gesetzgeber stets die Faktoren persönliche Freiheit, verfassungsrechtliche Grenzen, gesellschaftliche Akzeptanz und Auswirkungen auf die Wirtschaft sorgfältig abwägen. Zudem gilt es eine überproportionale Belastung niedriger Einkommen zu vermeiden. Die Beispiele für Suffizienz zeigen, dass man zwar auf Manches verzichtet („langsamer vorankommen“), aber auch an Lebensqualität gewinnt („sich gesünder fortbewegen“, „nicht im Stau stehen“). Angesichts der Kosten und Konflikte rund um manche technologische Entwicklung kann Suffizienz auch gesellschaftlich manches Mal die einfachere, kostengünstigere, weniger konfliktträchtige – ja, die elegantere Lösung sein. „Wir sehen außerdem, dass Effizienzgewinne häufig von Konsumsteigerungen aufgefressen werden“, erläutert Dr. Corinna Fischer, Expertin für nachhaltigen Konsum am Öko-Institut. „Fernseher werden effizienter, aber größer und mehr. Um den Naturverbrauch auf ein nachhaltiges und verallgemeinerbares Maß zu beschränken, brauchen wir neben Effizienz und Konsistenz auch langfristige, strukturelle Änderungen in unserem Verhalten“.

Kurzes Hintergrundpapier „Mehr als nur weniger – Überlegungen zu einer Suffizienzpolitik“ des Öko-Instituts

Working Paper „Suffizienz: Begriff, Begründung und Potenziale“ des Öko-Instituts

Working Paper „Suffizienz: Notwendigkeit und Optionen politischer Gestaltung“ des Öko-Instituts 


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