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Wiener Schmuckwerkstatt bietet 100 Prozent faires Gold – und möchte kopiert werden

Die Wiener Schmuckwerkstatt Skrein* hat – nach eigener Angabe als erster Goldschmied in Österreich – im Oktober ihre gesamte Produktion auf Faires Gold umgestellt. Das Rohmaterial soll zukünftig zu 60% aus Recycling- und zu 40% aus Fairtrade-Gold stammen. Doch als Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb sieht Skrein* das nicht. „Es ist unser Interesse, dass wir kopiert werden“, sagt die Goldschmiedin Caroline Kerschbaumer.

Wien (csr-news) – Die Wiener Schmuckwerkstatt Skrein* hat – nach eigener Angabe als erster Goldschmied in Österreich – im Oktober ihre gesamte Produktion auf Faires Gold umgestellt. Das Rohmaterial soll zukünftig zu 60% aus Recycling- und zu 40% aus Fairtrade-Gold stammen. Doch als Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb sieht Skrein* das nicht. „Es ist unser Interesse, dass wir kopiert werden“, sagt die Goldschmiedin Caroline Kerschbaumer (Foto).

Hauptinteresse von Skrein* sei es, das Thema Fairtrade-Gold bekannt zu machen, so Kerschbaumer, die den nachhaltigen Rohstoff in ihrem Unternehmen eingeführt hat. Eine Initiative, die auch mit ihrer eigenen beruflichen Vergangenheit zu tun hat, wie sie selbst sagt: Die heutige Goldschmiedin war früher als Juristin tätig, unter anderem bei einer Menschenrechtsorganisation. Inspiriert wurde Kerschbaumer durch den britischen Menschenrechtsaktivisten Greg Valerio und dessen Buch „Making Trouble: Fighting For Fair Trade Jewellery“. Das Problem:

Etwa 90% der Minenarbeiter sind im Kleinstbergbau in Afrika, Asien oder Lateinamerika tätig. Diese schätzungsweise 10 bis 15 Millionen Menschen gewinnen jährlich 200 bis 300 Tonnen Gold, was einem Anteil von etwa 10% der gesamten Goldgewinnung entspricht. Viele von ihnen arbeiten dabei unter äußerst ungesunden und unsicheren Bedingungen: In Bergwerken gefährden überalterte und sehr tiefe Stollen ihr Leben und im Tagebau sind es etwa der Einsatz von Zyanid und Quecksilber, die Mensch und Umwelt bedrohen. Zudem können viele Minenarbeiter kaum vom Ertrag ihrer Arbeit leben.

Den Herausforderungen bei der Goldgewinnung begegnet Fairtrade International mit einem Angebot an zertifiziertem Gold. Die NGO will damit zunächst Transparenz in die Gold-Lieferkette bringen und dann die genossenschaftlich oder in Kooperativen organisierten Minenarbeiter stärken. So setzt Fairtrade auf langfristige Lieferantenbeziehungen, einen fairen Preis und die Zahlung einer Fairtrade-Prämie, mit denen die Partner vor Ort die ökonomischen, sozialen und ökologischen Bedingungen der Goldgewinnung verbessern sollen. Erst Mitte November hat Fairtrade seine Standards für Gold und Silber reformiert. Der neue Standard schreibt beispielsweise eine feste, vom Goldpreis unabhängige Fairtrade-Prämie in Höhe von 2.000 USD pro Kilogramm Gold vor.

In Peru ist etwa die Goldmine Sotrami Fairtrade-zertifiziert. Die etwa 100 Kleinbergleute haben sich dort zur Sotrami SA Aktiengesellschaft zusammengeschlossen. Bei der Minenarbeit achten sie auf Arbeitssicherheit, die Bergleute erhalten mit einem Tageseinkommen zwischen 8 bis 15 Euro das Doppelte des peruanischen Mindestlohns und Frauen werden – wo möglich – an der Arbeit beteiligt. Die Fairtrade-Prämie kommt der Gemeinschaftsentwicklung zugute – beispielsweise dem Bau einer Wasserleitung in das Dorf. Fairtrade ist jedoch kein Öko-Siegel: So wird in der Sotrami-Mine wie in den großen Goldminen der Goldstaub mit einer Blausäure-Wasser-Mischung aus dem gemahlenen Gestein gefiltert.

Etwa die Hälfte des Goldaufkommens wird in der Schmuckindustrie verarbeitet. Deshalb will Fairtrade unter den Konsumenten das Wissen um die Risiken der Goldgewinnung fördern – und wird dabei von Unternehmen wie Skrein* unterstützt. Die Goldschmiede hat ihre erste faire Goldlieferung aus Peru bezogen. Der Preisunterschied zwischen Fairtrade- und konventionellem Gold sei nicht riesig, sagt Caroline Kerschbaumer, Recycling-Gold sei überhaupt nicht teurer als konventionelles. Skrein* hat seine Preise mit der Umstellung auf Fairtrade-Gold nicht erhöht. „Was an Mehrkosten entsteht trägt, trägt die Firma“, so Kerschbaumer.

Um die Erfahrungen aus der eigenen Umstellung anderen Goldschmieden verfügbar zu machen, hat Kerschbaumer bereits ein Gespräch mit dem Wiener Innungsmeister geführt. Mit dem Angebot wird auch die Nachfrage nach fairem Gold steigen. Es bleibt noch sehr viel zu tun: Im ersten Halbjahr 2013 wurden weltweit 1.400 Tonnen Gold abgebaut, 25 Kilogramm davon fair.

Weitere Informationen im Internet:
www.fairgold.org

Der Film zum „Schwarzbuch Gold“ von Brigitte Reisenberger und Thomas Seifert als Youtube-Video
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In Deutschland widmet sich der Verein „Fair Trade Minerals & Gems“ dem Thema:
www.fairtrademinerals.de


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