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CO2-arme Lebensstile – wie Klimaschutz in den Alltag passt

Frankfurt am Main (csr-news) > Erfolge im Klimaschutz werden häufig an technologische Innovationen geknüpft. Dabei zeigen Forschungen, dass auch das persönliche Alltagsverhalten eine entscheidende Rolle für die CO2-Bilanz spielt. Im Forschungsprojekt „KlimaAlltag“ unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main hat das Forscherteam von ISOE, IÖW, Universität Graz sowie von der Verbraucherzentrale NRW deshalb untersucht, wie Alltagsroutinen geändert und klimafreundliche Lebensweisen unterstützt werden können. Die Befragung von je 1.000 Personen in München und Frankfurt am Main ergab, dass 21 Prozent bereits in allen untersuchten Bereichen (Wohnen, Einkaufen und Mobilität) auf Klimaschutz achten. Als „Klima-Sünder“, die keinerlei Interesse an Klimaschutz zeigen, gelten lediglich 7 Prozent der Befragten. „Mehr als die Hälfte aller Befragten ist grundsätzlich zu Verhaltensveränderungen bereit“, betont Projektleiter Immanuel Stieß. Hier gebe es noch Potenzial für den Klimaschutz. Dieser sei keinesfalls gleichbedeutend mit Verzicht an Lebensqualität. „Vielmehr können bereits mit moderaten Veränderungen im Alltag, beispielsweise durch Bezug von Ökostrom, Kauf von saisonalen und regionalen Lebensmitteln und häufigere Nutzung von Bus und Bahn 10 bis 15 Prozent an CO2 eingespart werden“, sagt ISOE-Klimaexperte Stieß.

Das Forschungsteam identifizierte neun verschiedene ‚Klimatypen‘. „Die größte Überraschung war für uns der hohe Anteil an klimabewusst Handelnden mit unterdurchschnittlichem Einkommen“, bilanziert Stieß. „Entgegen der häufig formulierten Annahme, dass Klimaschutz nur etwas für Besserverdiener sei, konnten wir beobachten, dass gerade Menschen, die auf ihr Geld achten müssen, eine gute CO2-Bilanz aufweisen“. Zwar hätten Personen aus gehobenen sozialen Lagen insgesamt ein stärker ausgeprägtes Klimabewusstsein. Aufgrund ihres höheren Einkommens seien sie beispielsweise eher in der Lage, Bio-Produkte oder energieeffiziente Haushaltsgeräte zu kaufen. Menschen mit vergleichsweise geringem Haushaltseinkommen verbesserten ihre Klimabilanz durch ihren Verzicht auf das eigene Auto, Flugreisen und hohen Konsum. Kommunen können klimafreundliches Verhalten durch eine ganze Reihe von Maßnahmen fördern, indem sie etwa Mieter, Hauseigentümer oder einkommensschwache Haushalte unterstützen. Die Studie zeigt, dass das Engagement jedoch möglichst alltags- und praxisnah sein sollte. Beispiel dafür ist der Energiesparservice der Caritas in Frankfurt am Main. Diese Beratung für einkommensschwache Haushalte erfolgt direkt zu Hause und verbindet praktische Tipps zum Klimaschutz mit konkreten wirtschaftlichen Vorteilen für die Mitglieder eines Haushalts, wie z.B. einer Senkung der Energiekosten.

Die Studie zeigt aber auch, „dass Wissen alleine nicht automatisch zu einem klimaschonenden Handeln führt“, sagt Frieder Rubik vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). Deshalb bietet etwa die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) Neubürgern neben Infos und Tipps zum Thema klimafreundliche Mobilität auch ein kostenloses Schnupper-Ticket für den ÖPNV an. Dadurch konnte der Anteil von Nutzern am Münchener ÖPNV seit 2007 erhöht werden. Sinnvolle Maßnahmen seien auch Anreize wie die Frankfurter Stromsparprämie für Haushalte, die ihren Stromverbrauch innerhalb von zwei Jahren um mindestens 10 Prozent verringern. Die Studienergebnisse bestätigen, dass „ökologische Effekte am ehesten zu erwarten sind, wenn Bürger die Gelegenheit bekommen, Klimaschutz ‚auszuprobieren‘“, sagt Rubik. Das sei auch eines der zentralen Ergebnisse eines Feldversuchs in Köln gewesen, der zu Beginn des Projekts durchgeführt wurde. Im Mittelpunkt des Feldversuchs stand eine umfassende Klimaberatung in 80 Haushalten.

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