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Verwerten statt verbrennen

Mehr Recycling anstelle von Müllverbrennung, so das zentrale Fazit einer Untersuchung des Öko-Instituts mit dem Titel „Beitrag der Kreislaufwirtschaft zur Energiewende“. Zwar können heute schon 15 Millionen Tonnen recycelter Sekundärrohstoffe weiterverwertet werden, dies müsse aber weiter ausgebaut werden, so die Experten aus dem Öko-Institut. Noch immer werden zu viele wertvolle Rohstoffe verbrannt.

Berlin (csr-news) > Mehr Recycling anstelle von Müllverbrennung, so das zentrale Fazit einer Untersuchung des Öko-Instituts mit dem Titel „Beitrag der Kreislaufwirtschaft zur Energiewende“. Zwar können heute schon 15 Millionen Tonnen recycelter Sekundärrohstoffe weiterverwertet werden, dies müsse aber weiter ausgebaut werden, so die Experten aus dem Öko-Institut. Noch immer werden zu viele wertvolle Rohstoffe verbrannt.

Und diese belasten zudem, durch hohe CO2-Emissionen das Klima, vor allem die aus Erdöl hergestellten Kunststoffe. Um aber einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, muss die Abfallwirtschaft auf Recycling statt auf Müllverbrennung setzen. Zur Energiewende kann sie nur dann beitragen, wenn sie Abfall möglichst umfassend stofflich verwertet und verbleibende Abfallstoffe flexibel und effizient zur Energieerzeugung einsetzt. Im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft hat das Öko-Institut die Untersuchung durchgeführt. Schon heute leistet das Recycling einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz und spart Ressourcen ein – etwa 15 Millionen Tonnen Sekundärrohstoffe können so zweitverwertet werden. Zusätzlich werden knapp fünf Millionen Tonnen Kompost produziert, die wertvolle Ressourcen wie Torf und Mineraldünger schonen, die Bodenfruchtbarkeit steigern und ebenfalls zum Klimaschutz beitragen. „Erhöhen wir den Anteil der rückgewonnenen Kunststoffe durch das getrennte Sammeln, Sortieren und Aufbereiten, entlastet dies die Müllverbrennung und spart Primärrohstoffe ein. Das vermindert den CO2-Ausstoß um rund sechs Millionen Tonnen“, erläutert Günter Dehoust, Wissenschaftler am Öko-Institut mit Schwerpunkt Kreislaufwirtschaft. „Damit werden gleichzeitig weitere hochwertige Materialien effizienter zurückgewonnen, die ebenfalls wertvolle Beiträge zum Klima- und Ressourcenschutz liefern“. Mit den Abfallstoffen, die nicht recycelt werden können, soll schließlich nicht mehr Strom in Grundlastkraftwerken gewonnen werden. Vielmehr sollten diese Stoffe möglichst flexibel für die Stromerzeugung eingesetzt werden. Gleichzeitig müssen die Emissionen aus Müllverbrennungsanlagen massiv reduziert werden, um eine deutschlandweite CO2-Einsparung von 80 bis 90 Prozent bis 2050 zu erreichen. „Mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien ändert sich das Strommarktsystem fundamental: Wir benötigen deutlich weniger Grundlastkraftwerke, jedoch mehr flexible Reserven, die dann Strom erzeugen, wenn der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint“, so Ralph Harthan, Klimaschutz-Experte im Institutsbereich Energie & Klimaschutz am Öko-Institut. „Damit Strom aus Abfall möglichst wenig CO2 verursacht, müssen die fossilen Anteile durch Recycling möglichst reduziert werden.“ Damit die verbleibenden Reststoffe flexibel für die Stromerzeugung genutzt werden können, müssen sie qualitativ hochwertig aufbereitet werden und lagerfähig sein. Die Müllverbrennung, so folgert das Öko-Institut, solle im Zuge der Energiewende künftig nur noch die schadstoffhaltigen Abfälle beseitigen, die nicht anderweitig verwertet werden können. Außerdem zeigt das Öko-Institut in seiner Analyse, dass auch die Sammlung und Nutzung von Bioabfällen weiter verbessert werden muss. Werden heute etwa 50 bis 60 Prozent des anfallenden Bioabfalls getrennt erfasst und verwertet, sollte dies künftig nahezu vollständig erfolgen. Aus ökobilanzieller Sicht kann dieser organische Abfall dann idealerweise zunächst in Vergärungsanlagen zu hochwertigem regenerativen Biogas umgesetzt werden, das als Reservekapazität zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt werden kann. Neben der energetischen Nutzung des Biogases solle der Rest des organischen Abfalls aus den Vergärungsanlagen zudem stofflich als Kompost Einsatz finden und als Ersatz für Mineraldünger und Torf zur Düngung und Bodenverbesserung eingesetzt werden. Deshalb schlägt das Öko-Institut vor, die Getrennterfassung von Wertstoffen zu steigern. Dazu sollten deutschlandweit verursachergerechte Abfallgebühren vorgeschrieben sowie die einheitliche Wertstofftonne eingeführt und mit ambitionierten Quoten geregelt werden. Die Vorgabe zur getrennten Erfassung von Bioabfällen aus dem Kreislaufwirtschaftsgesetz muss konsequent umgesetzt und um technische Anforderungen an eine effiziente und emissionsarme Behandlung erweitert werden. Schließlich sollten die Überkapazitäten der Müllverbrennungsanlagen mit einem gezielten Programm zurückgefahren werden, um das Preisdumping in diesem Bereich zu unterbinden.

Wesentliche Erkenntnisse aus der Studie des Öko-Instituts:

  • Klassische Müllverbrennung verliert fast völlig an Bedeutung – spätestens bis 2040/50 besteht in Deutschland nur noch ein Bedarf von sehr wenigen Müllverbrennungsanlagen mit einer Kapazität von maximal 5 Millionen Tonnen pro Jahr. Hierfür reichen nach Einschätzung des Öko-Instituts bundesweit etwa zehn Anlagen. Es ist mit einem Ruckgang in einer Größenordnung von 70 % der heutigen Verbrennungsmenge zu rechnen.
  • Hochwertige Ersatzbrennstoffe sind die Gewinner der Energiewende – Innerhalb der nächsten 10 – 15 Jahre wird sich der Markt für hochwertige Ersatzbrennstoffe von heute 4,6 Mio. Tonnen auf ca. 8,1 Mio. Tonnen fast verdoppeln. Dadurch würden rund 2 Millionen Tonnen Stein- bzw. Braunkohle eingespart.
  • Biomasse künftig aus Rest- und Abfallstoffen – Die CO2-Belastung aus der Umwandlung von Anbauflächen ist schon heute größer als die Einspareffekte aus der Substitution fossiler Energieträger. Aus ökobilanzieller Sicht ist die Kaskadennutzung (erst Vergärung mit Biogaserzeugung, dann Kompostierung mit Kompost/Gärrestproduktion zur organischen Düngung) der am besten geeignete Verwertungsweg.
  • Wertstoffpotentiale aus Gewerbeabfällen erheblich – In den Gewerbeabfällen sieht das Öko-Institut enthaltene Wertstoffe in einer Größenordnung von knapp 3 Mio. Tonnen. Das wäre das 7-fache der Menge, die – zusätzlich zu den heute schon erfassten Wertstoffmengen – in den Abfällen aus Privathaushalten gesehen wird.
  • Heutiger Verwertungsstand bei Kunststoffabfällen besonders unbefriedigend – Derzeit werden deutlich mehr Kunststoffabfälle verbrannt als recycelt. Unter Emissionsgesichtspunkten ist das unvertretbar und auch unter rechtlichen Aspekten kaum zu vertreten.
  • Elektrokleingeräte – Der Anteil an Elektrokleingeräten im Restabfall ist mit geschätzten 1 – 2 Kilogramm pro Einwohner und Jahr dramatisch hoch. Pro Tonne recycelter Elektrokleingeräte ergeben sich nach mehreren Studien Nettogutschriften von über 2 500 kg CO2-Äquivalente je Tonne. Neben dem daraus resultierenden sehr hohen Klimaschutzpotenzial ist die Rückgewinnung seltener und kritischer Rohstoffe von großer Bedeutung. Machbar erscheint eine stoffliche Verwertung von ca. 120 000 Tonnen Elektrokleingeräten pro Jahr.
  • Gesamtpotenzial Kreislaufwirtschaft – Das Öko-Institut schätzt, dass durch die Nutzung der weiteren Potenziale aus der Kreislaufwirtschaft eine weitere jährliche CO2-Minderung von 11 Mio. Tonnen erreicht werden kann. Der Beitrag der Branche würde dann bei jährlich 30 Mio. Tonnen Treibhausgasminderung liegen. Menge der hergestellten Sekundärrohstoffe kann von 15 auf ca. 17,3 Mio. Tonnen pro Jahr gesteigert werden. Die Menge an Kompost kann um knapp ein Viertel auf 5,8 Millionen Tonnen erhöht werden. Aus der Kreislaufwirtschaft werden perspektivisch knapp 10 % des flexibel bereitzustellenden Stroms erbracht werden können.

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