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CSR-Preis der Bundesregierung – Ausgezeichnete Unternehmensverantwortung

Im vergangenen Jahr hat die Bundesregierung zum ersten Mal einen Preis für herausragendes verantwortliches Handeln von Unternehmen vergeben. In vier Größenkategorien wurden Unternehmen mit dem CSR-Preis der Bundesregierung ausgezeichnet. Aktuell läuft die Bewerbungsrunde für die zweite Auflage – noch bis zum 22. Februar. Was hat sich gegenüber der ersten Ausschreibung geändert? CSR-NEWS sprach mit den wissenschaftlichen Machern des Preises, Dr. Christian Dietsche vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und Dr. Anja Schwerk vom Institut für Management an der Berliner Humboldt-Universität.

Berlin (csr-news) > Im vergangenen Jahr hat die Bundesregierung zum ersten Mal einen Preis für herausragendes verantwortliches Handeln von Unternehmen vergeben. In vier Größenkategorien wurden Unternehmen mit dem CSR-Preis der Bundesregierung ausgezeichnet. Aktuell läuft die Bewerbungsrunde für die zweite Auflage – noch bis zum 22. Februar. Was hat sich gegenüber der ersten Ausschreibung geändert? CSR-NEWS sprach mit den wissenschaftlichen Machern des Preises, Dr. Christian Dietsche vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und Dr. Anja Schwerk vom Institut für Management an der Berliner Humboldt-Universität.

In diesem Jahr soll der CSR-Preis der Bundesregierung zum 2. Mal vergeben werden. Welche Erfahrungen haben Sie beim Debüt im vergangenen Jahr gemacht?

Schwerk: Wir haben festgestellt, dass viele Unternehmen Verantwortung bereits ganzheitlich betrachten. Außerdem hat uns die rege Teilnahme kleinerer Unternehmen in der Kategorie 1-49 Mitarbeiter gefreut. Dafür waren sicher auch die IHKs, Handwerkskammern und Verbände verantwortlich, die ihren Mitgliedern eine Bewerbung empfohlen hatten. Ebenso erfreulich war die Teilnahme zahlreicher Großunternehmen aus der Kategorie mit mehr als 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Dietsche: Wir hatten insgesamt 222 Bewerbungen aus allen Branchen und allen Größenklassen. Tatsächlich beeindruckend war die hohe Professionalität, mit der etwa große Unternehmen das Thema CSR behandeln und in ihren Unternehmen verankern genauso wie die sehr individuellen und innovativen Ansätze kleiner Unternehmen. Gerade bei den großen Unternehmen wurde deutlich, dass sie CSR sehr systematisch betreiben, also klare Verantwortlichkeiten definiert haben, aussagekräftige Kennzahlen erfassen und Reporting-Systeme nutzen. Aber auch in den kleinen Unternehmen waren interessante Ansätze zu sehen, etwa beim Gewinner in dieser Kategorie, dem Schmuckatelier Thomas Becker. Becker achtet sehr darauf, dass das von ihm verwendete Gold und andere Materialien unter fairen und umweltschonenden Bedingungen gewonnen werden.

Schwerk: Wir haben die teilnehmenden Unternehmen auch um ein Feedback gebeten und von dort viel Zustimmung erhalten. Über 90 Prozent halten unseren methodischen Ansatz der ganzheitlichen Betrachtung von CSR für sehr sinnvoll.

Warum sind Änderungen am Auswahlverfahren notwendig?

Schwerk: Grundsätzlich hat sich die Methodik mit dem ganzheitlichen Ansatz über die fünf Aktionsfelder Unternehmensführung, Markt, Arbeitsplatz, Umwelt und Gemeinwesen bewährt, ebenso die drei Stufen Management-Befragung, Stakeholder-Interviews und Juryentscheidung. Grundlegende Änderungen am Auswahlverfahren und an der Methodik des Preises sind also gar nicht notwendig. Anpassungen haben wir nur im Detail vorgenommen, so wurden zum Beispiel einzelne Fragen konkretisiert oder ergänzt und teilweise die Punktevergabe verschärft. Die Anpassungen sind das Ergebnis der Erfahrungen aus der ersten Bewerbungsrunde und dem Feedback der Teilnehmer. Um es konkret zu machen: Wir haben nach Ablauf des Preises die Fragen und ihre Antworten hinsichtlich ihrer Plausibilität oder bestimmter Auffälligkeiten analysiert. Beispielsweise, ob bei einer Frage fast alle Unternehmen eine sehr hohe oder niedrige Punktzahl erhalten haben. Solche Fragen haben wir dann noch einmal genauer betrachtet.

Dietsche: Diese Anpassungen helfen uns, das Bewerberfeld weiter zu differenzieren, sehr gute von guten Leistungen zu trennen. Eine Frage, bei der sehr viele Unternehmen die Höchstpunktzahl erreicht hatten und die wir deshalb angepasst haben, betraf die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Im letzten Durchgang hat sich bei den Großunternehmen gezeigt, dass die überwiegende Zahl der Bewerber bereits umfassend und regelmäßig über die sozialen und ökologischen Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit berichtet. Um bei dieser Frage eine stärkere Differenzierung zu ermöglichen, haben wir hier neue Antwortmöglichkeiten hinzugefügt: Die Unternehmen sollen dieses Mal zusätzlich angeben, ob sie ihre Berichterstattung an den GRI-Kriterien ausrichten und ob ihr Bericht extern geprüft wurde.

Welche Anpassungen wurden noch vorgenommen?

Dietsche: Neben den bereits genannten Änderungen, wie weiter differenzierte Fragestellungen und Anpassungen der Punktevergabe, bieten wir in diesem Jahr bei mehreren Fragen an, die Auswahl zu erläutern. Dieser Wunsch kam auch von den Unternehmen, die ihre Ansätze gerne detaillierter ausführen möchten. Außerdem haben wir neue Fragen dazu genommen, die für die Unternehmen schwierigere, kritischere Themen adressieren. Dazu gehört beispielsweise die Frage, ob das Unternehmen mit öffentlich diskutierten Vorfällen in Verbindung stand und wie damit umgegangen wurde. Eine weitere wichtige Frage betrifft den Umgang mit Leih- und Werkarbeitnehmern. Beides Themen, die im vergangenen Jahr beispielsweise in der Stakeholder-Befragung intensiv diskutiert wurden. In diesem Jahr möchten wir direkt die Haltung der Unternehmen dazu wissen, um diese dann mit den Stakeholdern zu reflektieren. Dabei geht es nicht um eine Bewertung des Sachverhalts an sich, sondern um den Umgang mit Problemen und kritischen Fragestellungen. Grundsätzlich bewährt, haben sich unsere Methodik und unser Ansatz, die Unternehmen auch zu einer Selbstreflexion zu animieren. Deshalb wird an diesem Vorgehen nichts geändert. Es gibt also nur kleinere Anpassungen im Detail, die eine bessere Bewertung ermöglichen sollen.

Schwerk: Im Gegensatz zur ersten Bewerbungsrunde fragen wir die Unternehmen diesmal verstärkt nach Beispielen. An manchen Stellen reicht es nicht mehr aus, nur ein Kreuzchen zu machen, sondern man muss die Aussage durch ein Beispiel belegen können.

Sie bezeichnen den CSR-Preis der Bundesregierung als einen Lernpreis. Was meinen Sie damit?

Dietsche: Der CSR-Preis der Bundesregierung soll mehr sein und mehr bieten, als bloße Aufmerksamkeit, er soll ein gegenseitiges voneinander lernen ermöglichen. Ein Lerneffekt stellt sich schon durch die Auseinandersetzung mit dem Fragebogen ein. Dass dies tatsächlich stattfindet, haben uns zahlreiche Unternehmen gespiegelt.

Schwerk: Meist sind dabei mehrere Mitarbeiter und unterschiedliche Abteilungen involviert, dadurch werden Diskussionen angestoßen, ein ganzheitlicher Blick geschärft und CSR tiefer in die Unternehmen getragen.

Dietsche: Außerdem bekommen alle teilnehmenden Unternehmen am Ende eine detaillierte Auswertung ihrer Ergebnisse und können sich so besser in ihrem Wettbewerbsumfeld verorten. Mit der Auswertung lässt sich schnell erkennen, was bereits gut läuft und wo noch Handlungsbedarf besteht. Dazu kommt noch der Praxis-Tag, der auch in diesem Jahr wieder dazu gehört. Diesen Erfahrungsaustausch mit anderen Unternehmen haben die Teilnehmer im vergangenen Jahr als sehr fruchtbar erlebt und beschrieben. Wir wollen erreichen, dass nicht nur die Auszeichnung zählt, sondern auch der anschließende Erfahrungsaustausch. Darüber hinaus ist auch in diesem Jahr im Anschluss an die Preisvergabe ein Praxis-Leitfaden geplant.

Welche Erwartungen haben Sie an die 2. Auflage?

Schwerk: Wir erwarten auch in diesem Jahr wieder eine rege Teilnahme in allen Größenklassen und Branchen. Insbesondere freuen wir uns sehr, dass die neue Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles als eine ihrer ersten Amtshandlungen die Schirmherrschaft für den CSR-Preis der Bundesregierung übernommen hat. Das ist ein gutes Signal für das Thema Unternehmensverantwortung und den CSR-Preis der Bundesregierung.

 

Links:

Die Website zum CSR-Preis der Bundesregierung mit weiteren Informationen und den Ausschreibungsunterlagen.

Fragen zum CSR-Preis der Bundesregierung und seiner Methodik? Hier werden sie beantwortet.

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